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Bentley-Chef Dürheimer: „Maßstab einer neuen Fahrzeugklasse“

09.09.2015
Bentley-Chef Dürheimer: „Maßstab einer neuen Fahrzeugklasse“

Für den Bentley Bentayga sieht Bentley-Chef Wolfgang Dürheimer in jeder Beziehung nur Superlative. Im Gespräch mit Axel F. Busse wird aber auch klar, dass der Bentaayga nicht nur standesgemäß mit Zwölfzylinder vorfahren wird. Dürheimer kündigt einen Diesel mit „nur“ acht Zylindern und eine Variante mit Hybridantrieb an. Die Nähe zum Volkswagen-Konzern und zu dessen Technologie-Auswahl nennt Dürheimer „segensreiche Nähe“. Damir ist offenbar auch ein zweisitziger Sportwagen nach dem Vorbild der Studie „#EXP 10 Speed 6“ möglich.

Herr Dürheimer, Bentley verkauft derzeit so viele Autos wie noch nie in der 96-jährigen Firmengeschichte. Absatzsteigerungen sind aus wirtschaftlicher Sicht eine feine Sache, andererseits könnten hohe Stückzahlen die Exklusivität beschädigen. Wie kriegt man das Eine hin, ohne das Andere zu vernachlässigen?

„Im Vergleich zu großen Automobilherstellern bewegen sich unsere Absatzzahlen nach wie vor im homöopathischen Bereich. Sie dürfen die Bentley-Dichte von London nicht extrapolieren auf den Rest der Welt. Mit über 11 000 verkauften Bentleys weltweit in 2014 ist die Dichte in den Metropolen der Welt so überschaubar, dass Sie sich immer noch freuen, wenn Sie einem Bentley begegnen. Ich glaube, dass es nach wie vor ein hoch exklusives Produkt ist, ein einzigartiges Gesicht in der Menge. Für Bentley Motors sehe ich mittelfristig ein Volumen von 20 000 Einheiten und damit eine Verdoppelung gegenüber heute. Wir investieren bis 2016 rund 840 Millionen Britische Pfund in den Um- und Ausbau unseres Werks in Crewe und schaffen damit über 1000 neue Jobs in der Region.“

Zur IAA präsentieren Sie das lang erwartete SUV, nächstes Jahr sollen die Auslieferungen des Bentayga beginnen. Rechnen Sie damit, dass mit diesem Auto im Jahr 2020 die 15 000 Einheiten schon gefallen sein könnten?

„Ich hoffe nicht, dass wir solange brauchen. Bentley Motors hat im vergangenen Jahr 11 020 Fahrzeuge weltweit verkauft. Mit dem Bentayga steuern wir jetzt sehr rasch 15 000 Einheiten an.“

Während der Bentayga in der Endphase seiner Erprobung war, gab Lamborghini die Produktion seiner Interpretation eines High-Performance-SUV bekannt. Auch dieses Fahrzeug wird sich in dem Preissegment bewegen, in dem Bentley seine Kunden findet. Inwieweit beeinflusst die Entscheidung der Konzern-Brüder die Chancen des Bentayga?

„Der Bentayga wird nicht nur das schnellste und teuerste, sondern auch das exklusivste und luxuriöseste Fahrzeug seiner Art sein. Er wird zum Maßstab einer neuen Fahrzeugklasse avancieren, vor allem in Sachen Komfort, Leistungsanspruch und Souveränität. Zu diesem Statement stehe ich, denn es ist weit und breit niemand zu sehen, der mit einem ähnlichen Produkt am Markt sein wird. Wir freuen uns darauf, dass wir Kunden, die jahrelang andere SUV fahren durften, mit einer einzigartigen Lösung von Bentley begeistern können. Anscheinend hat unser Konzept, das am Anfang nicht unumstritten war, letztlich doch einige unserer Mitbewerber dazu motiviert, ähnliches zu tun. Wir sehen in diesem Segment einen sportlichen Wettbewerb auf uns zukommen, und nur wenn Sie Wettbewerber haben, können Sie unter ihnen der Beste sein. Wir gehen davon aus, dass wir, wenn andere in den Markt der Luxus-SUV eintreten, mit weiter entwickelten Lösungen da sein werden.“

Sie haben in Genf die Studie „#EXP 10 Speed 6“ gezeigt. Sie würden damit in den Markt zweisitziger Sportwagen vorstoßen und es mit prominenter Konkurrenz zu tun bekommen: Porsche und Lamborghini im eigenen Konzern, Jaguar und Maserati ebenfalls. Ist das Auto in zwei Jahren da?

„Der EXP 10 Speed 6 ist ein reines Show-Car und verkörpert unsere zukunftsweisende Definition von Luxus und Performance. Er ist unsere Interpretation eines auf den Fahrer zugeschnittenen zweisitzigen Hochleistungssportwagens, der neben dem Continental GT positioniert sein würde. Das Feedback nach der Messe in Genf war überwältigend und wir haben Kaufabsichtserklärungen in ungeahnter Größenordnung bekommen. Das hat uns ermutigt, auf dem Gas zu bleiben und das Projekt in ein wirtschaftlich darstellbares Konzept zu überführen.“

Wie viele Autos müssten Sie davon verkaufen können, damit es sich lohnt, so einen Zweisitzer ins Programm zu nehmen?

„Nach gegenwärtiger Einschätzung müssten es etwa 5000 Fahrzeuge pro Jahr sein. Es wird also im globalen Maßstab ein exklusives Projekt bleiben, im Bentley-Maßstab aber ein Großprojekt bedeuten. Wenn wir von den 11 020 Autos ausgehen, die wir vergangenes Jahr gebaut haben, würde dies eine knapp 50-prozentige Erhöhung des Outputs bedeuten. Das Zweisitzer-Projekt findet auch im VW-Konzern großen Gefallen und ich freue mich auf die kommenden Monate, in den wir an dem Business-Case arbeiten.“

Dass Bentley und moderne Dieseltechnologie gut zusammen passen würden, haben Sie nie bestritten. Bald kommt der erste Diesel der Marke, wohl auch deshalb, weil ein Luxus-SUV ohne Selbstzünder in Europa kaum Chancen hätte. Oder geht es mehr um die gesetzlichen Vorgaben des Flottenverbrauchs?

„Die Frage nach einem Dieselmodell ist nicht leichtfertig beantwortet worden, sondern wir haben sie sowohl mit unseren Marketingexperten als auch mit unseren Händlern und Kunden intensiv diskutiert. Es gibt einige Absatzregionen auf der Welt, in denen großvolumige Dieselantriebe in bestimmten Fahrzeugsegmenten einen ernst zu nehmenden Marktanteil haben. Für Geschäftsleute sind Effizienz und Reichweite wichtige Kriterien, deswegen haben wir uns dafür entschieden, den SUV als erstes Fahrzeug innerhalb der Bentley-Modellpalette mit einen Diesel auszurüsten. Diesel sind heute, was das Thema Abgasemission anbelangt, eine Antriebsform, die man gerne auch unter CO2-Aspekten in der Palette hat.“

Derzeit gibt es im Volkswagen-Konzern zwei geeignet erscheinende Motoren, ein 4,2 l V8 und ein Zwölfzylinder, welcher wird es sein?

„Das Herzstück des Bentayga wird ein komplett neuer, in Crewe gebauter W12-TSI-Benzin-Motor mit unvergleichlicher Leistung und konkurrenzlosem Drehmoment. Der Dieselmotor kommt als V8.“

Das Diktat der Verbrauchsminderung und auch Steuergesetze in verschiedenen Märkten lassen die Motoren schrumpfen. Porsche bringt für China einen Vierzylinder an den Start. Ist bei Bentley in absehbarer Zeit mit einem Sechszylinder zu rechnen?

„Wir evaluieren das Potential eines Sechszylinders sehr intensiv. Aber ich kann heute nicht bestätigen, dass er kommen wird. Der Sechszylinder wäre ein logischer Schritt für uns in punkto Downseizing. Für den Bentayga planen im ersten Jahr ausschließlich Zwölfzylinder-Modelle. Später werden der Diesel und ein Sechs-Zylinder Plug-In-Hybrid als Benziner dazu kommen.“

Volkswagen setzt für die nahe Zukunft auch auf Plug-in-Hybride. Welche Rolle spielt diese Technik im Hause Bentley?

„Es ist eine segensreiche Nähe zum VW-Konzern, in der wir unsere Produkte in ihrer Eigenständigkeit pflegen und weiterentwickeln können. Wir haben Zugriff auf einen wunderbaren Baukasten. Eine Hybrid-Antriebsentwicklung ist natürlich eine kostenintensive Angelegenheit, so dass wir Synergie-Effekte nutzen werden. Die Plug-In Hybrid-Technik wird auch in den Nachfolgegenerationen von Continental und Mulsanne verfügbar sein.“

Welche Segmente wird Bentley auch in den nächsten Jahren noch besetzen? Auch ein Kombi wäre ja als Luxus- oder Performance-Auto denkbar.

„Wir werden definitiv keine Motorräder und keine Lkw bauen.“

Herr Dürheimer, vielen Dank für das Gespräch! (ampnet/ab)


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