Darf es etwas mehr sein? Land Rover Defender im Test
16.07.2024
mid Groß-Gerau - Im Vergleich zum Vorgänger ist der Defender nicht nur optisch merklich moderner geworden. Foto: Mike Neumann / mid
Wir staunen nicht schlecht, als der Land Rover Defender angeliefert wird. Rein von der schieren Größe her, ist er wohl das opulenteste, nicht dedizierte Nutzfahrzeug, das wir bisher im Test hatten. Dass sich der Defender im schweren Gelände und Offroad vor der Konkurrenz nicht verstecken muss ist klar, doch wie verhält sich ein solches Schiff im Alltag?Dass der Defender 110 mit 5,018 Metern Länge, über zwei Metern Breite und 1,97 Metern Höhe schon extrem Parkhausunfreundlich daherkommt ist die eine Seite, unsere Situation verschlimmert sich indes noch: unser Defender Modell hat einen Dachgepäckträgeraufbau samt Leiter spendiert bekommen und ist jetzt über 2,10 Meter hoch, bedeutet: keine Einfahrt in ein gängiges Parkhaus im Rhein-Main Gebiet. Bei allen von uns aufgesuchten Parkhäusern ist das Limit zwischen 2,0 und 2,10 Metern gesetzt, die Parkplatzplanung sollte man also vor Fahrtantritt durchgeführt haben.
Okay genug über die ausschweifenden äußeren Abmessungen gemeckert, diese haben im Falle des Defenders natürlich auch Vorteile! Der Platz im Innenraum fällt passend üppig aus, ob in erster oder zweiter Reihe, hier machen auch lange Touren Spaß. Man sitzt erhaben hoch und hat stets den Überblick über den Verkehr, man kann es sich wie in einem Kleintransporter wie einem Sprinter vorstellen. Und falls einmal mehr als fünf Passagiere chauffiert werden müssen, den Defender gibt es als 5-, 6- oder 7-Sitzer. Unser Testfahrzeug ist letztgenannte Konfiguration und sogar in Reihe drei kann man als 1,80 Meter große Person noch passabel sitzen. Die 768 Liter Kofferraumvolumen stehen mit hochgeklappter dritter Sitzreihe dann natürlich nicht mehr zur Verfügung. Klappt man die zweite Sitzreihe ebenfalls um, lassen sich bis zu 1.875 Liter verstauen.
Die Materialanmutung im Innenraum ist eine Mischung aus edel, robust und massiv, auf der einen Seite feines Leder, auf der anderen Magnesiumteile und offenliegende Schraubenköpfe, dazu eine Menge an massiven Griffen um stets sicher ein- und auszusteigen. Dazu kommt eine sehr robuste Kofferraumoberfläche. Auf der Komfortseite finden wir eine Klimasteuerung mit doppelt belegten Knöpfen für Temperatur oder Sitzheizung und Lüftung vorn sowie eine Klimasteuerungseinheit im Fond. Diverse USB-C und ein USB-A Anschluss lassen mobile Geräte laden, eine Induktive Ladeschale findet ist ebenfalls an Bord. Das neue Infotainmentsystem im Defender ist das Modernste des Unternehmens, sehr übersichtlich aufgebaut. Die Bedienung geht leicht von der Hand. Ein Mobiltelefon lässt sich ebenfalls koppeln, zeitgemäß natürlich kabellos. Für die wichtigsten Funktionen zur Klimatisierung und den Fahrmodi finden sich diverse haptische Tasten in der Mittelkonsole, die Fahreranzeigen werden digital dargestellt. Bei den Assistenten kann Land Rover mit dem Defender ebenfalls punkten, die Parkassistenz zum Beispiel ist ausgezeichnet und hat ein schönes 360 Grad Kamerabild. Wer etwas mehr Licht in den Innenraum lassen möchte, macht den Haken beim Riesen Panorama-Glasdach während der Konfiguration, dieses lässt sich per elektronisch gesteuertem Rollo verdunkeln.
Gerade im ländlichen Bereich kann der Land Rover Defender als Arbeitstier punkten, wir fahren die Variante Defender 110 D200 SE. Die 110 steht für 110 Zoll Radstand, es gibt den Defender noch als größere 130 oder kleinere 90 Zoll Radstand Variante. Auf der Motorenseite steht uns ein Dreiliter-Sechszylinder Turbodiesel mit 147 kW/200 PS und 500 Nm Drehmoment zur Seite. Dieser beschleunigt den 2.436 Tonnen schweren Defender in 10,2 Sekunden von 0-100 km/h und Autobahntaugliche 175 km/h Höchstgeschwindigkeit werden erreicht. Verbrauchsseitig finden wir uns zwischen 8,0 - 12,4 Liter/100 km wieder. Der Defender fährt sich sehr angenehm, eigentlich wie ein (sehr großes) Stadt-SUV. Durch die Kraft des Dieselmotors kann man Anhänger bis zu 3,5 Tonnen (gebremst) an den Haken packen, die Zuladung liegt bei 764 kg, die Stützlast bei 150 kg und dank 168 kg Dachlast ist auch ein Dachzelt kein Problem. Und wenn es dann doch mal durchs schwere Gelände gehen soll: mit 900 mm Wattiefe und den Defendertypischen Offroadeigenschaften wie: 291 mm Bodenfreiheit, 500 mm maximale Verschränkung, Böschungswinkel von 38 und 40 Grad, diverse Offroadfahrmodi, Luftfederung, aktives Sperrdifferential hinten, sperrbares Mittendifferential, 360 Grad Kamera, die unter das Fahrzeug schauen kann und der neuen, sehr steifen Voll-Aluminium-Monocoque D7x Plattform, die nicht mehr auf einen Leiterrahmen aufbaut absolviert man auch diese Übung mit Bravour. Ob man das jetzt in einem Fahrzeug zum Basispreis von 81.400 Euro unbedingt machen muss ist jedem selbst überlassen, unser Testwagen mit einigen Extras liegt bei knapp über 90.000 Euro. Schaut man sich die Konkurrenz wie Mercedes G-Klasse, Toyota Landcruiser oder Jeep Wrangler an, relativiert sich der Preis wieder, man platziert sich in der Klasse gekonnt im Mittelfeld.
Mike Neumann / midTechnische Daten Land Rover Defender 110 D200 SE:- Länge / Breite / Höhe: 5.018 / 2.008 / 1.972 Meter- Motor: 3,0 Liter Sechszylinder Turbodiesel- Hubraum: 2.997 ccm- Systemleistung: 147 kW/200 PS- max. Drehmoment: 500 Nm- Getriebe: Achtgang-Automatik- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 10,2 Sekunden- Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h- Kraftstoffverbrauch WLTP kombiniert laut Hersteller: 8,6 l/100 km- C02-Emissionen: 226 g/km- Preis: ab 81.400 Euro, Testwagenpreis 91.318 Euro
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