Die mid-Zeitreise: High-Tech-Sportler Mitsubishi 3000 GT Spyder VR-4
02.04.2021
mid Groß-Gerau - Der High-Tech-Sportler Mitsubishi 3000 GT Spyder VR-4 aus dem Jahr 1996 ist das erste Sportcoupe, das sein Metalldach auf Knopfdruck faltet und im Kofferraum verstaut. Foto: Archiv Motor-Informations-Dienst (mid)
Am 20. Mai 1996 berichtete der Motor-Informations-Dienst (mid) im 41. Jahrgang über den High-Tech-Sportler Mitsubishi 3000 GT Spyder VR-4.
Da steht sie nun, die eierlegende Wollmilchsau auf ihren glänzenden Chrombeinen: Der Spyder VR-4 ist das erste moderne Sportcoupe, das sein Metalldach auf Knopfdruck faltet und quasi im Rucksack - sprich Kofferraum - verstaut und so die Annehmlichkeiten eines Coupes mit denen eines Cabriolets verbindet.
Was bringt nun das aufwändige Dach im Alltags-Fahrbetrieb? Nun, neben Ego-streichelnden Ovationen des Publikums sorgt es bei schlechtem Wetter oder langen Autobahnfahrten im geschlossenen Zustand für den klimatisch und akustischen Komfort, den eben nur ein festes Dach bieten kann.
Die Geräuschentwicklung bei 180 km/h erlaubt problemlosen Gedankenaustausch. Auch die Musikanlage freut sich über die guten Akustikbedingungen. Und beim ersten Sonnenstrahl genügt ein Kurzstopp mit angezogener Handbremse und laufendem Motor, um der himmlischen Wärmequelle permanenten Zugang zu verschaffen.
Dass die Oberkante der stark geneigten Frontscheibe ungebührlich nah an den Kopf des Fahrers gerückt ist, nimmt man angesichts der wirklich atemberaubenden Linienführung bei geschlossenem Dach gern in Kauf. Das beheizbare Glasfenster hinten schlägt jede Plastikscheibe herkömmlicher Cabriolets um Längen und die serienmäßige Super-HiFi-Anlage lässt darüber hinweghören, dass der Klang der zufallenden Tür eher an eine Reisschüssel als an einen Tresor erinnert.
Nützliche Technik wie die auf Knopfdruck verstellbare Härte der Stoßdämpfer oder auch Spielereien wie das sensorgesteuerte Sicherheitspaket im Kofferraum, das die dort abgelegte Ming-Vase vor dem hereinrauschenden Dach bewahrt - all diese Dinge zeigen die ungewöhnliche Detailverliebtheit der beteiligten Ingenieure.
Seit mehreren Monaten schon kann man ihn in den USA kaufen, den auf Mitsubishi High Tech Sportler 3000 GT VR-4 basierenden, ultimativen Spyder, für dessen richtungsweisende Dachtechnik die amerikanische Firma ASC verantwortlich ist. In den USA wurden bereits vor der Markteinführung 1.800 Spyder bestellt - das entspricht immerhin der vollen Produktionskapazität bei ASC von anderhalb Jahren. Pikante Note am Rande: Der Mercedes SLK bedient sich exakt der gleichen Dach Öffnungstechnik.
Anders als im Schwabenpfeil passt allerdings nicht einmal mehr die berühmte Zahnbürste neben oder unter das gefaltete Dach: Man reist entweder geschlossen, dann reicht der Kofferraum für drei große Falttaschen - oder man nutzt die ohnehin nur für Masochisten oder Kleinkinder geeigneten Notsitze als Gepäckraum. Die Firma WS-Cars in Aalen, die sich erfolgreich auf den Import von besonderen Sportwagen spezialisiert hat, stellt für 130.000 DM den Spyder vor die Haustür.
Was man dafür bekommt? Nun, erst einmal einen ausgereiften, in Deutschland als Mitsubishi 3000 GT bekannten Super-Sportwagen mit Allradantrieb, Allradlenkung, zwei Airbags, ABS, Klima, Leder innen, Tempomat, HiFi Anlage mit Radio, Cassette und CD und natürlich allen nur denkbaren elektrischen Heinzelmännchen inklusive der Hard Top Falteinrichtung.
Abgesehen vom Dach ist der Spyder technisch identisch mit dem Coupe 3000 GT VR-4, so auch in Bezug auf den Antrieb: Biturbo-befeuerte sechs Zylinder in V-Anordnung pressen 236 kW/320 PS aus drei Litern Hubraum und sorgen mit 350 Newtonmeter schon bei 2.500 U/min für mehr als ausreichendes Drehmoment. Trotz des stolzen Leergewichts von 1.859 Kilogramm beschleunigt der Spyder in 5,5 Sekunden von Null auf 100 km/h, erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h und verzögert fast ebenso brachial wie sein diesbezügliches Vorbild aus Zuffenhausen.
Offensichtlich hat man sich die Kritik an der Bremsanlage des frühen 3000 GT zu Herzen genommen, ebenso wie die am früher viel zu lang abgestuften Getriebe. Dieses kommt nach wie vor vom deutschen Hersteller Getrag, hat mittlerweile sechs Gänge und harmonisiert jetzt bestens mit dem Biturbo. Ungewöhnlich für ein US-Fahrzeug: Ein Automatikgetriebe ist für den Spyder VR-4 nicht lieferbar, wohl aber für dessen Saugmotor-Bruder Spyder SL mit 163 kW/222 PS und Frontantrieb.
So bleibt nur noch die Frage, ob das japanisch-amerikanische Gemeinschaftsprodukt bei uns auch ohne offiziellen Segen von Mitsubishi Deutschland genügend Liebhaber finden wird. Die 3-Jahresgarantie über den Importeur und der vergleichsweise günstige Preis für ein derzeit wirklich einmaliges Automobil sollten dies eigentlich sicherstellen.
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