Auto-News

Extras bei Bentley: Man gönnt sich ja sonst nichts

29.03.2016
Reifere Leserinnen und Leser werden sich daran erinnern: Damals, 1966, als das Rauchen einer Zigarette noch nicht als "Bäh" galt, warb der Tabakkonzern Reemtsma aus Hamburg für seine Marke Atika mit dem Slogan "Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben". Der Glimmstängel kostete als einzige westdeutsche Zigarette neun Pfennig, fast alle anderen waren billiger. Der Werbespruch ist mittlerweile Allgemeingut geworden, an seinen Hintergrund erinnert sich kaum jemand. Dass Extravaganz ihren Preis hat, bemerken auch Käuferinnen und Käufer eines Bentley Flying Spur W12 (Basispreis: 197 302 Euro) spätestens dann, wenn Sie für ihren Wagen ein paar ausgefallene Extras ordern.

Der Name Mulliner steht in England seit über 250 Jahren für die Exklusivität beim Bau vierrädriger Transportmittel. Die Wurzeln des Unternehmens liegen irgendwo im Dunkel des 16. Jahrhunderts. 1760 begann man damit, Kutschen für die Royal Mail, das britische Königshaus und den europäischen Hochadel zu bauen. Nach der Erfindung des Automobils 100 Jahre später gab es auf der Insel gleich vier Unternehmen gleichen Namens – alle im Besitz von Mulliner-Familienmitgliedern, die - unterschiedlich erfolgreich – auf die Produktion individuell gestalteter Auto-Karossen umgesattelt hatten. Anfang der 1960er Jahre kaufte Rolls-Royce all das, was bis dahin von Mulliner übrig geblieben war und ließ dort ausgefallene Wünsche seiner Kunden für seine Rolls-Royce- und Bentley-Modelle nach dem Motto realisieren, anything is possible, nichts ist unmöglich. Nach der Pleite von Rolls-Royce ging dessen eine Hälfte an BMW, die andere – Bentley – an Volkswagen, und Mulliner schrumpfte zur Bentley-Abteilung für Sonderanfertigungen.

Dort ist auch heute noch alles möglich, vorausgesetzt, die Kundschaft findet Geiz nicht geil. Schon die Liste der optional zu bestellenden Extras vermittelt den Eindruck eines Wunschzettels für jene, denen das Wünschen schwer fällt, weil sie ohnehin schon alles haben. Das fängt mit den Farben an. Als Standard ohne Aufpreis sind 17 unterschiedliche Töne erhältlich, fast 90 Lacke – darunter einige gewöhnungsbedürftige wie Grüner Apfel, Orange oder Pink – kosten mehr. Wie viel, ist Verhandlungssache.

Dagegen schlägt mit einem Festpreis von 17 612 Euro die Mulliner Driving Specification mit 20-Zoll--Leichtmetallrädern im polierten Sieben-Doppelspeichen-Design zu Buche. Sie beinhaltet unverzichtbare Details wie zum Beispiel eine Chromleiste für die Kofferraumkante, Sitze und Türverkleidungen mit Nähten im Diamantmuster, einen Innenraumhimmel in geprägtem Leder oder Schmuckdeckel für Tankverschluss und Öleinfüllstutzen und anderes mehr. 4534 Euro kostet die sogenannte Convenience Specification, zu der unter anderem ein Tempomat mit adaptiver Geschwindigkeitsregelung und ein Zusatzschlüssel mit begrenzten Funktionen für den Hotelpagen gehören, der den Wagen in die Tiefgarage kutschieren soll. 1642 Euro Aufpreis sind für Hölzer der Innenverkleidung fällig, wobei die Wahl zwischen australischem Eukalyptus, Walnuss, Kastanie oder japanischer Esche schwer fallen dürfte.

Wem das immer noch nicht reicht, für den nahm Mulliner jetzt ein paar neue Extras ins Sortiment der Non-Plus-Ultra-Details. Dazu gehören 0,1 Millimeter dünne Stein-Dekorleisten aus indischen Steinen, ein handgefertigtes Fach in den Innenseiten der Türen für Zerstäuber aus Sterling-Silber für belebende Düfte, ein Schmucktresor in der Mittelkonsole, farbige, mit der Außenlackierung harmonierende Furniere oder ein Rautenmuster der Nähte für das Interieur in Leder der Sitze und der Innenverkleidung. Wie viel das jeweils kostet, will Mulliner nicht verraten, alles sei Verhandlungssache, heißt es. Außerdem würden die Preise je nach Region unterschiedlich kalkuliert. Fest steht aber, dass dafür eine ganze Herde von Sparschweinen dran glauben muss, weil jedes Extra in aufwändiger britischer Handwerkskunst entsteht.

In der Aufpreisliste erscheint ein Posten, der Mutmaßungen auf die Preise von Sonderwünschen zulässt: Handgesetzte Nähte im Kreuzstich auf Lenkrad, Sitzen und Verkleidungen erscheinen auf der Rechnung mit 3 350 Euro. Zu den Neuigkeiten gehört auch ein Extra, das mit 9044 Euro gelistet ist. Es handelt sich um einen Champagnerkühler zwischen den beiden Fondsitzen mit dazu passenden Sekt-Flöten, deren Füße im Felgen-Design samt Bentley-Logo gestaltet sind. Daran arbeiten ausgesucht fähige Mulliner-Handwerker über 15 Stunden.

So lässt sich der Preis für einen wahrhaft luxuriösen Bentley Flying Spur mit sechs Liter großem Zwölfzylinder, 460 kW / 625 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h spielend auf abenteuerliche Höhen treiben. Der majestätische British Way auf Driving erfordert halt einen höheren Einsatz, obwohl seit 1998 Volkswagen dahinter steht. Die betuchte Kundschaft mag sich mit den Worten trösten, mit denen der Schauspieler Günther Strack einst für den Malteser Aquavit warb: Man gönnt sich ja sonst nichts. (ampnet/hrr)


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