Fahrspaßmaschine im Wintertest Subaru BRZ
15.01.2024
mid Groß-Gerau - Der Nachfolger des 2012 gestarteten Subaru BRZ ist mittlerweile auch in Deutschland angekommen. Foto: Mike Neumann / mid
Als Toyota den GR86 für den deutschen Markt präsentiert hat, fragten sich viele Fans, ob das Schwestermodell von Subaru auch den Weg zum europäischen Markt findet. Man wartete eine Zeitlang ab um dann die Bombe platzen zu lassen: ja, der neue BRZ kommt auch nach Deutschland! Der Motor-Informations-Dienst (mid) hat sich den schnittigen Flitzer zur denkbar ungünstigsten Jahreszeit zum (Winter-)Test organisiert, oder doch nicht?Der BRZ wirkt in der heutigen Zeit wie der letzte Dinosaurier: kein Turbolader, kaum Assistenzsysteme, kein Navi, 6-Gang Handschaltung, ein 2+2 Sitzer garniert mit Heckantrieb und einem auf 2,4 Liter Hubraum vergrößerten Vierzylinder-Boxermotor. Und das ist genau gut so!Als 2012 der erste BRZ auf den deutschen Markt kam, merkte man schon, was für eine Fahrspaßmaschine dieses Automobil sein kann, er hatte nur einen kleinen Nachteil: den Motor. Man musste den alten BRZ sehr hochtourig fahren um die Leistung entsprechend abrufen zu können, irgendwo zwischen 3.000 und 6.000 Umdrehungen hatte man dann noch einen merklichen Drehmomentverlust, was den alten BRZ zuweilen etwas träge erscheinen ließ. Gute Nachrichten: der neue Motor ist von diesem Problem quasi nicht mehr betroffen, geholfen hat das Erhöhen des Hubraums von 2,0 auf 2,4 Liter, dazu steigt das maximale Drehmoment von 205 Nm auf 250 Nm. Die Leistung klettert von 147 kW/200 PS auf 172 kW/234 PS. Es geht handgerissen in 6,3 Sekunden von 0-100 km/h. Ein Höchstgeschwindigkeitsmonster ist der BRZ mit 226 km/h Topspeed nicht, und bei all diesen Zahlen denkt man sich in der heutigen Zeit "niedlich". So lange bis man den BRZ mal auf eine kurvige Landstraße losgelassen hat.
In seinem Preisbereich ist er unangefochten (ok, neben dem GR86) der König dieser Disziplin, dank nur 1.260 kg Leergewicht, dem Heckantrieb inklusive Torsen Differenzial, dem von Werk aus schon sehr ordentlich arbeitenden Sportfahrwerk, der ultra direkten Lenkung und der knackigen Handschaltung kommt hier einfach nur Fahrspaß in Reinform auf. Saugertypisch ist das Ansprechverhalten sehr direkt und linear, man muss nicht auf einen Turbo warten, der sich gerade auflädt. Ach ja: und quer geht der Hobel natürlich auch, ESP aus bedeutet ESP aus.
Um nicht vom Wesentlichen abzulenken ist das Infotainmentsystem bewusst einfach gehalten. Simple Menüführung, kein Schnickschnack wie ein Navigationssystem, das in drei Jahren veraltet ist. Wir haben ein DAB fähiges Radio, eine Rückfahrkamera und die Möglichkeit, unser Mobiltelefon via Kabel per Android Auto oder Apple CarPlay zu verbinden. So wird aus dem Anzeigebildschirm eines der modernsten Navigations- und Infotainmentsysteme inklusive Musikstreaming des Marktes. An die Technik der aktuellen Smartphones kommt in der Regel noch kein Hersteller heran, und sollte dieses dann doch einmal veraltet sein, kann man natürlich auch wieder sein nagelneues Smartphone verbinden. Was man beim Kauf eines 2+2 Sitzer Sportcoupes weiß: Platz ist Mangelware. Die "Rückbank" ist maximal für Kinder oder Personen bis 1.60 Meter bequem geeignet, und der Kofferraum fasst maximal 237 Liter. An sonstigen Ablagen finden wir zwei Getränkehalter im Mitteltunnel, jeweils einen in den zwei Türen und ein mittelgroßes Handschuhfach vor. Klappt man die Rückbank um, vergrößert sich das Volumen schon beachtlich und man bekommt sogar vier Kompletträder mit etwas tricksen im BRZ unter, reicht auf jeden Fall für den erweiterten Wocheneinkauf. Viel wichtiger sind die Sitze von Fahrer und Beifahrer. Die in Leder/Ultrasuede gehaltenen Sportsitze bieten klasse Seitenhalt und sind auch auf längeren Fahrten bequem. Im Winter freut man sich über die Sitzheizung, die per Kippschalter zwischen "Off", "Low" und "High" eingestellt werden kann. Manchmal sind die einfachen Lösungen doch die Besten. Das Soundsystem im Boliden ist okay, der Auspuffsound ist im Fahrzeugschein mit nur 75 DB angegeben, um hier nachzubessern gibt es aber bereits diverse Alternativen aus dem Zubehör- und Tuningmarkt. Der dedizierte Lautsprecher, der einen Fake-Motorsound im Innenraum abspielt, ist zum Glück auch fix abgeklemmt.
Der Subaru BRZ Handschalter startet in Deutschland ab 38.990 Euro mit einer 5-Jahre Garantie (bis 160.000 km), alternativ kann man ihn auch mit Automatik ordern. Damit ist er gerade noch im bezahlbaren Bereich. Ein Mazda MX5 mit gleichwertiger Ausstattung ist preislich ähnlich angesiedelt, hat aber doch merkbar weniger Leistung (-50 PS) und alles was danach kommt, kostet gleich das Doppelte des BRZ. Wir verabschieden den BRZ mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil es eines der letzten Fahrzeuge ist, in denen man ungefilterten Fahrspaß erleben kann und wir richtig Freude mit ihm hatten, weinend, weil es wohl der Letzte seiner Art sein wird. Empfehlung des Redakteurs an alle Auto-Enthusiasten: unbedingt Probefahren und bestenfalls als Zweitwagen in die private Garage stellen.
Mike Neumann / midTechnische Daten Subaru BRZ 2023:- Länge / Breite / Höhe: 4.265 / 1.775 / 1.310 Meter- Motor: Vierzylinder-Boxermotor- Hubraum: 2.387 ccm- Systemleistung: 172 kW/234 PS- max. Drehmoment: 250 Nm- Getriebe: 6-Gang Handschalter- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 6,3 Sekunden- Höchstgeschwindigkeit: 226 km/h- Kraftstoffverbrauch WLTP kombiniert laut Hersteller: 8,8 Liter/100 km- C02-Emissionen: 200 g/km- Preis: ab 38.990 Euro
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