Kias Flaggschiff EV9 im Test
13.08.2024
mid Groß-Gerau - Der EV9 ist eine beeindruckende Erscheinung. Foto: Mike Neumann / mid
Neben dem neuen Picanto, der weiterhin als Kleinstwagen im A-Segment vom Band läuft, gibt es bei Kia auch das genaue Gegenteil in Form des EV9 als größtes Modell in Deutschland zu erwerben. Wir sind den über fünf Meter langen, vollelektrischen SUV im Alltag gefahren und haben uns ein detailliertes Bild des Kolosses gemacht.
Erstmal zu den Basics, in der GT-Line kommt der EV9 mit zwei Permanentmagnet-Synchronmaschinen (eine an der Vorder- und eine an der Hinterachse) daher, sprich wir verfügen über einen elektrischen Allradantrieb. Dass zwei Elektromotoren in der Regel viel Leistung versprechen wird auch beim EV9 bestätigt, die Systemleistung liegt bei 283 kW/385 PS und 700 Nm Drehmoment, von 0-100 km/h geht es in 5,3 Sekunden und auf der Autobahn wird ab 200 km/h elektronisch abgeregelt. Beeindruckende Daten, wenn man bedenkt, dass der EV9 in der GT-Line knappe 2,7 Tonnen auf die Waage bringt. Hier hilft trotz seines kantigen Äußeren der CW-Wert von 0,28, das entspricht dem Wert eines wesentlich kleineren VW ID.4. Dass der EV9 trotzdem schwere Muskeln hat, merkt man auf der Autobahn. Lässt man es etwas schneller angehen (130+ km/h) kann der Stromverbrauch auch mal auf 33+ kWh/100 km steigen, dann kommt man trotz der riesigen 99,8 kWh fassenden Batterie nur auf knappe 300 km Reichweite, bevor man wieder laden muss. Der WLTP-Verbrauch ist von Kia mit 22,8 kWh/100 km angegeben, im besten Fall soll man bis zu 505 km weit kommen, eine Wärmepumpe ist serienmäßig verbaut. Dank 800V-Technik lädt der EV9 mit bis zu 210 kW angenehm flott, nach 24 Minuten hat man von 10 auf 80 Prozent Batteriekapazität nachgeladen, im Test lief hier alles problemlos. An der heimischen 11 kW-Wallbox darf man mit 10 h 30 min Ladezeit von 0-100 Prozent planen. Was man im Alltag bedenken sollte: die Parkplatzsuche kann sich schwierig gestalten. Immerhin fährt man hier ein 5,01 Meter langes, 1,98 Meter breites und 1,78 Meter hohes Fahrzeug, das sind 30 Zentimeter mehr in der Länge, als der EV6. Man kann zwar in die meisten Parkhäuser einfahren (das war mit dem Land Rover Defender mit Dachaufbau nicht möglich); dort aber dann in die Parklücken zu manövrieren kann sich trotz Exzellenter 360 Grad Parkkamera mit HD-Bild oder der Parkfunktion des Schlüssels (man kann den EV9 über den Schlüssel vor- und rückwärts fahren lassen, die Koreaner wussten wohl um das Problem), als schwierige Aufgabe erweisen. Die 12,4 Meter Wendekreis sprechen ebenfalls dagegen. Für den Einkaufsbummel in der deutschen Großstadt würden wir dann doch eher ein kleineres Fahrzeug vorziehen, in unserer näheren, ländlicheren Umgebung sind wir von diesem "Problem" zum Glück verschont geblieben. Das Fahrwerk ist sehr komfortabel ausgelegt, der Radstand von 3,10 Metern lässt manche Chauffeurlimousine erblassen, dank guter Isolierung wird man von Fahrt- und Windgeräuschen weitestgehend abgeschirmt.
Der EV9 ist definitiv eines der modernsten Autos auf dem aktuellen Markt, wir finden quasi alles was es an Assistenten derzeit gibt, im Stau können wir sogar einen Autobahn-Staupilot aktivieren. Der EV9 fährt dann selbstständig ohne unser zutun (Hände vom Lenkrad) also Autonom mit Level 3. Das Head-up-Display ist toll, das Mobiltelefon verbindet sich problemlos und ohne Kabel (kabellose Ladeschale vorhanden), das Soundsystem macht Laune. Die breite Instrumententafel kennen wir aus dem EV6, sie ist auch im EV9 in zwei 12,3 Zoll (Fahreranzeigen links, Infotainment rechts) und 5 Zoll Display mittig zwischen diesen (für Klimasteuerungsanzeigen) aufgeteilt.
In der 6-Sitzer Variante (gibt es mit Relax- oder wie in unserem Fall mit "Swivel"-Sitzen) finden wir drei Sitzreihen vor, die Sitze in erster Reihe lassen sich in eine Liegeposition versetzen (gut zum entspannen beim Ladevorgang), die Sitze in zweiter Reihe lassen sich um 90 (toll um Kinder in Kindersitze zu setzen) oder 180 Grad (man fährt dann mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, wie in einem Zug) drehen und in Reihe drei kann man als 1.80 Meter großer Mensch ebenfalls noch passabel sitzen. Nutzt man alle Sitze, fasst der Kofferraum noch 333 Liter, letzte Reihe umgeklappt und man hat bereits 828 Liter Stauraum, legt man die mittlere Sitzreihe ebenfalls um sind bis zu 2.318 Liter zu verstauen. Von Platzangst also keine Spur. Eine weitere Besonderheit der Allradvariante des EV9 ist die Anhängelast: bis zu 2,5 Tonnen darf er ziehen (gebremst), die maximale Zuladung liegt bei 542 kg (6-Sitzer, GT-Line), die Dachlast darf bis zu 100 kg betragen.
Der Kia EV9 ist nicht nur der größte, er ist auch der teuerste Kia aller Zeiten, 83.370 Euro muss man für unseren Testwagen in der GT-Line einplanen. Für den Preis bekommt man ein dickes Technikpaket und aktuell eines der modernsten Elektroautos auf dem Markt - die Konkurrenz in Form von Mercedes EQS SUV, Tesla Model X und BMW iX mit gleicher Leistung liegt preislich nochmals ein gutes Stück höher - für die Differenz bekommt man zum Beispiel noch einen Kia Picanto als Zweitwagen.
Mike Neumann / midTechnische Daten Kia EV9 GT-Line:- Länge / Breite / Höhe: 5.015 / 1.980 / 1.780 Meter (GT-Line)- Motor: zwei Elektro-Permanentmagnet-Sychronmaschinen (vorn und hinten)- Batteriekapazität: 99,8 kWh- Systemleistung: 283 kW/385 PS- max. Drehmoment: 700 Nm- Getriebe: Automatik- Beschleunigung: 0 bis 100 km/h in 5,3 Sekunden- Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h- Kraftstoffverbrauch WLTP kombiniert laut Hersteller: 22,8 kWh/100 km- C02-Emissionen: 0 g/km- Preis: 83.370 Euro
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