Mit dem Ford Maverick Pick-up in Amerika
06.06.2023
mid Groß-Gerau - Der im mexikanischen Ford-Werk in Hermosillo gebaute Pickup wendet sich vor allem an junge Leute. Foto: Greg Jarem
Was ist der Maverick? Der im mexikanischen Ford-Werk in Hermosillo gebaute Pick-up wendet sich vor allem an junge Leute, Fahranfänger und Einsteiger. Gastautor Axel E. Catton hat den Ford für den Motor-Informations-Dienst (mid) in Amerika getestet.
Mavericks gab's schon so einige, erst einmal natürlich Hollywoodlegende und Rennfahrer James Garner, der im Originalwestern aus den 60er Jahren eben jenen Außenseiter gab, der sich allen Gepflogenheiten widersetzt, und alles nur so macht, wie er es will.
In der deutlich alberneren - aber immer noch guten - Verfilmung mit Mel Gibson 30 Jahre später stand das Außenseitertum schon nicht mehr so sehr im Mittelpunkt. Und Maverick John McCain, den amerikanischen Senator der Republikaner, der als Einziger noch einen kühlen Kopf zu bewahren schien, war in seiner eigenen Partei schon deswegen ein Außenseiter. Auch Autos gab es einige, alle von Ford, die eher für die Bedienung des Mainstream und weniger als Außenseiter bekannt waren. Das Ur-Meter, der erste Maverick, war ein Sportcoupe, das in den 1970er Jahren angeboten wurde. In Australien gab es in den 1990er Jahren einen großen Geländewagen auf Basis des Nissan Patrol, der Ford Maverick heißen musste, während es bei uns kurz darauf ein sehr viel kleinerer Nissan Terrano-Verschnitt tun musste. Anfang der 2000er gab es dann ein US-Ford Escape Kompakt-SUV, das in Europa aber nicht mehr Escape heißen sollte und so den abgelegten Namen Maverick umgehängt bekam. Und nun, gibt es seit dem Vorjahr wieder einen Maverick, der diesmal zum ersten Mal ein Pick-up ist. Was für europäische Ohren fremd klingt, ist für Amerikaner völlig verständlich. Einen Pick-up zu haben, gehört dort zum normalen Fahrzeugpark, zum Fahrerlebnis, zum Aufwachsen. Und mit dem neuen, nur gut fünf Meter langen Kompaktpickup wendet sich Ford klar an eine sehr junge Generation, die damit natürlich nicht Gewerbliches transportiert, sondern es zum Sport und "Tailgating" verwendet, ein sich mit anderen zusammen auf der Ladefläche rumlümmeln, mehr oder weniger. Zum Verständnis dieses Autos sind wir in die USA gefahren und hatten zunächst eine Woche mit dem "Ur-Meter" der amerikanischen Pickup-Welle verbracht, dem F-150, mit 650.000 Einheiten jährlich das meistverkaufte Fahrzeug in den USA. Das sagt schon viel. Ohne die mehrere Tonnen schweren und oft knapp sechs Meter langen Ungetüme würde es keine Country-Musikszene geben und keine Jeansreklame bebildert werden können. Schon früher gab es Versuche, mit kleineren Varianten für günstigeres Geld die jüngere Käufergeneration anzusprechen, doch mangelte es den Ranger genannten Klein-Pickups am Cool-Faktor und am Platz. Denn dass der neue Maverick vor allem Personen transportieren soll und weniger Bauschutt oder Campingaufbauten ist schon an der Betonung der Kabine zu erkennen. Den größten Anteil nehmen die insgesamt fünf Plätze ein, die hintere Sitzbank ist aufgrund der hohen Sitzposition auch für große Erwachsene geeignet, die durch zwei eigene Türen Zugang finden. Damit ist er für europäische Augen mehr ein SUV mit offener Ladefläche. Überhaupt, die Ladefläche. Auf 137 Zentimeter Länge kann man da kein Motorrad unterbringen, nicht einmal ein Fahrrad. Dabei lässt sich ganz im Sinne des Lifestyle die Ladefläche mit allerlei Extras dem persönlichen Geschmack und Einsatzzweck anpassen. Da gibt es Kunststoffauskleidungen, Abdeckungen zum Schieben oder Rollen, und sogar eine Kajakhalterung wird angeboten, bei der aber die Boote mehr außerhalb des kleinen Pick-ups hängen als über der Ladefläche. Dass sich der Maverick vor allem an junge Leute und Fahranfänger wendet, lässt sich auch am Preis erkennen, der im Heimatmarkt bei gut 22.000 US-Dollar (knapp 20.000 Euro) beginnt. Unser Testwagen mit Frontantrieb und Zweiliter-Ecoboost Motor mit Turbo-Kompressor und Start-Stopp-Automatik kostet in der best ausgestatteten Lariat Version 28.000 US-Dollar oder rund 25.000 Euro.
Keine großen Summen, wenn man bedenkt, dass selbst junge Leute in den USA solche Fahrzeuge leasen. Ein gutes Beispiel hierfür war Peter, der 21-jährige Sohn unserer Gastgeber, für den mein Maverick Testwagen "ein Traum" war, und der bereits seinen eigenen fabrikneuen Maverick bestellt hatte. Im Innenraum des mit 1,84 m beinahe schlanken Maverick wird schnell erkennbar, wo die Ford-Manager die Kosten gespart haben. Die Türtafeln aus einem Guss sind eine einzige Kunststofflandschaft, alles wirkt günstig, eingespart, praktisch, aber wenig einladend. Der 2.0 Liter EcoBoost Turbomotor bringt hier 184 kW/250 PS auf die Vorderräder (eine Allradversion gibt es gegen Aufpreis) und soll laut amerikanischen Fachmedien den Maverick in gut sechs Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Einen großen Anteil hieran hat das mit nur 1,6 Tonnen für einen Pickup vergleichsweise niedrige Leergewicht von rund 1,6 Tonnen. Die Zuladung von nur 680 Kilo zeigt dagegen, dass der kleine Maverick kein Arbeitstier ist. Allerdings soll die Allradversion auch dank des Drehmoments von 376 Nm bei 3.000 U/min Anhängelasten von bis zu 1,8 Tonnen an den Haken nehmen können. Im Alltag wirkte der kleine Pickup spritzig, aber beim Beschleunigen laut und eher rau. Nach Erreichen der Reisegeschwindigkeit waren die Gesamtgeräusche allerdings ansprechend niedrig. Beim Handling erweist sich das gegenüber den "Großen" dramatisch geringere Gewicht als Vorteil, denn der kleine Außenseiter lässt sich sehr viel Pkw-mäßiger um die Kurven wuchten als die Riesenpritschen. Würde nun so ein Auto also auch für unsere Breiten Sinn machen? Als Spaßfahrzeug, wenn der Einstiegspreis stimmt, gut möglich, denn den coolen Look hat auch der Kleine sicher drauf.
Axel E. Catton / mid
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