Fahrberichte

Fahrbericht VW Golf 1.4 FSI Comfortline

14.06.2004
Es gibt zwei Betrachtungsweisen für den neuen Golf knapp einem Jahr nach seinem Erscheinen: Optik und Wertentwicklung. Auch wenn die zwischenzeitliche Gefahr, den angestammten Platz als Anführer der automobilen Bestseller-Liste zu verlieren, wieder gebannt ist: Der Golf fällt nach wie vor kaum auf, weder im Straßenbild noch auf dem Parkplatz vor dem Haus. Er ist einfach da und bietet seine Dienste an.

Das ist von den Wolfsburgern ja auch so gewollt. Nur nichts Gewagtes, was die Stammkundschaft vergraulen könnte, war die Devise. Das neue Modell zeigt optisch bekanntlich keine wirklich neue Linie. Opel ist mit dem Astra da schon mutiger gewesen.

Im Golf dann Platz genommen, vermittelt das Raumgefühl Größe. Der wertstabile Bursche nutzt die Länge und Breite von 4,20 Meter bzw 1,76 Meter bei einem Radstand von 2,58 Meter perfekt zur idealen Raumverwaltung. Vier Personen und ihr dazu gehöriges Gepäck haben keine Mühen, auch längere Reisen zu absolvieren. 350 Liter Kofferraum-Volumen stehen im Normal-Zustand zur Verfügung. 1 305 Liter Gepäck sind nach Umlegen der Rückbank unterzubringen. Da bereitet auch der kleine Einkauf im Möbelshop keine Probleme.

Nimmt man Gäste mit an Bord, ist die Reaktion einhellig: "Der ist aber innen viel perfekter als er auf den ersten Blick aussieht. Das hätte ich nicht gedacht!" Der Golf ist der beste Allround -Pkw, den VW anzubieten hat. Die Sitze sind bequem. Das Cockpit ist funktional gestaltet. Alles befindet sich an seinem Platz. Ärgerlich nur die zusätzlichen Blinkerleuchten in den Außenspiegeln. Sie nerven, wenn man einen Spurwechsel anzeigen will. Da sie ihr Licht auch nach hinten abstrahlen, blenden sie besonders bei Dunkelheit Fahrer und Beifahrer.

Die Motorenpalette ist reichhaltig und alle Aggregate erreichen Euro 4. Da ist für jeden etwas dabei. Manko: Wer einen Diesel ordert, muss auf einen Partikelfilter verzichten. Das kann sich beim Wiederverkauf negativ bemerkbar machen. Der gefahrene 1,4-Liter-Benziner mit FSI-Direkteinspritzung reißt keine Bäume aus. Die 66 kW/90 PS sind zwar für 174 km/h gut, aber Spritzigkeit wird anders buchstabiert. Sparsam ist er nur, wenn er wirklich zurückhaltend bewegt wird. Dann sind sieben Liter auf 100 Kilometer drin, im Fahrbetrieb mit hohem Autobahnanteil und flotter Fahrt genehmigt sich der Direkteinspritzer neun Liter teures Super Plus. Kein Wunder also, dass sich nur acht Prozent aller Käufer für diese Motorisierung entscheiden. Die Festkosten dagegen sind geringer. Ist der Einstiegspreis von 17 830 Euro beglichen, will der Fiskus jährlich 96 Euro sehen. Die Haftpflicht kostet bei der AXA-Versicherung in der SF 1 bei Großstadtzulassung 416 Euro.

Ein Blick auf die Gebrauchtwagen-Angebote im Internet von Autoscout 24 oder anderen Börsen zeigt, dass er bereits eine gewisse Wertstabilität besitzt, die sich in einigen Jahren für den gegenwärtigen Besitzer wohl auszahlt. Schon heute ein wichtiger Kaufgrund: Kostet der "nackte" Basis-Golf bereits 15 220 Euro. Wer Extras wünscht, muss Ausstattungspakete ordern, die jeweils rund 1 500 Euro Aufpreis kosten oder sich mit einer langen Optionsliste herumärgern. Eine Mittelarmlehne kostet da 125 Euro und Textilfußmatten 88 Euro. Kein Ruhmesblatt für einen "Volkswagen". Nur Raucher bekommen das Raucherpaket mit Zigarettenanzünder und Aschenbecher auf Wunsch kostenlos.


Stenogramm VW Golf 1.4 FSI Comfortline: fünfsitzige Limousine, 1,4 Liter-Benziner mit Direkteinspritzung, 66 kW/90 PS bei 5 000 U/min, Höchstgeschwindigkeit 174 km/h, Testverbrauch im Schnitt 7,4 Liter Super Plus, Kofferraumvolumen: maximal 1 305 Liter, Leergewicht: 1 229 Kilogramm, zul. Gesamtgewicht: 1 750 Kilogramm, gebremste Anhängelast: 1 200 Kilogramm, Preis: ab 17 830 Euro, Umwelt: Euro 4, Steuern pro Jahr: 96 Euro, Haftpflicht bei der AXA-Versicherung (Typklasse 13, Großstadt-Zulassung, Klasse SF 1): 416 Euro, Vollkasko (Typ 13, SF 1 bei 300/150 Euro SB): 332 Euro; Teilkasko (Typ 16, bei 150 Euro SB): 67 Euro.

Helmut Weinand/mid


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