Lotus Elise 111 R: Eine schweißtreibende Liaison
08.07.2005
Frauen und Autos sind für viele Männer das Wichtigste im Leben. Lotus bietet mit der Elise 111 R gleich beides in einem: Eine rassige "Frau", mit der man besonders viel Spaß auf der Landstraße hat. Für 41 900 Euro ist der 141 kW/192 PS starke Flitzer erhältlich, der einem in mehrfacher Hinsicht den Schweiß auf die Stirn treiben kann.
So mancher Roadster-Liebhaber transpiriert bereits beim Anblick der Elise: Die Front mit den schwarz umrandeten, ellipsenförmigen Scheinwerfern bildet einen gelungenen Gegensatz aus niedlichem Blick und Angriffslust. Letztere wird noch durch die großen Lufteinlässe vor den Hinterrädern des nur hüfthohen Sportlers betont. Wer jetzt noch trockene Poren hat, verliert sie spätestens beim Einstieg mit geschlossenem Dach - sei er noch so klein und sportlich. Dazu trägt nicht nur die Fahrzeughöhe bei, sondern auch die recht hohen und gut 25 Zentimeter breiten Türschwellen. Die klassische Einstiegsvariante mit dem rechten Bein voran kann da keinesfalls elegant aussehen. Erst wenn das einfache Stoffverdeck fehlt, das sich mit wenigen Handgriffen entfernen lässt, ist der Fahrersitz leichter zu erreichen.
Einmal Platz genommen, fällt der Blick zunächst auf das in Wildleder gefasste Armaturenbrett mit dem handlichen Sportlenkrad und den zwei Rundinstrumenten, dem Tachometer und dem Drehzahlmesser, der bis zu 10 000 U/min anzeigt. Breit lächelnd nimmt man daraufhin die Aluminiumelemente von der Mittelkonsole über die Fußraumverkleidung bis zur Pedalerie wahr, die für Rennwagenflair sorgen. Ernüchterung verschafft erst ein kritischer Blick: Das Licht wird über winzige Knöpfe links neben dem Lenkrad geregelt, das Radio sitzt viel zu weit rechts und ist daher während der Fahrt nur schwer zu bedienen, und Scheibenwischer- und Blinkerhebel wirken etwas altbacken.
Aber das alles ist egal, sobald der 1,8-Liter-Benzinmotor gestartet wird, der hinter dem Fahrer dröhnt. Der quer eingebaute Vierzylinder-Mittelmotor aus dem Hause Toyota sorgt für einen sportwagengerecht tiefliegenden Schwerpunkt und setzt die 141 kW/192 PS Leistung erwartungsgemäß um. In der Stadt kann die Elise durchaus zivil und untertourig gefahren werden, doch nach dem Ortsausgangschild ist sie nicht mehr zu halten. Die Landstraße ist ihr Terrain. In Kombination mit dem straffen Fahrwerk und der direkten Lenkung ist es eine wahre Lust, mit dem Hecktriebler durch die Kurven zu jagen. Dazu trägt auch die Sechsgangschaltung bei, die die Mechanik förmlich fühlen lässt, mit der die Übersetzung gewechselt wird. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 241 km/h sind natürlich auch Autobahnfahrten möglich. Doch gerade bei höherem Tempo macht sich die minimale Federung bei jeder Unebenheit bemerkbar. Hier wird die Elise zunehmend nervös, so dass es Kraft kostet, das Leichtgewicht in der Spur zu halten. Bei einer Mischung aller Fahrweisen und Streckenabschnitte pendelt sich der Durchschnittsverbrauch bei angenehmen 8,8 Litern Superbenzin auf 100 Kilometer ein. In puncto Sicherheitsausstattung kann nur ABS angeführt werden, Airbags sind Fehlanzeige.
Dass der Roadster nicht fürs Reisen geschaffen wurde, zeigt übrigens auch das Kofferraumvolümchen von 112 Litern, das nur mit einem Gewicht von bis zu 50 Kilogramm belastet werden darf. Immerhin: Zusammengerollt passt das Verdeck hinein. Im Stauraum sollte nie etwas Verderbliches transportiert werden, da sich dort aufgrund des in unmittelbarer Nähe befindlichen Triebwerkes eine enorme Hitze entwickelt. Die dringt auch ins Cockpit vor und ersetzt im Winter mühelos die Heizung, bei milden Temperaturen gar die Sauna. Im Sommer hilft gegen das Schwitzen nur die zum Aufpreis von 1 900 Euro erhältliche Klimaanlage oder das Öffnen des Verdecks. Das ist im Übrigen eines der verschleißempfindlichesten Teile des Fahrzeugs. Das kleine Stoffrechteck lässt sich zwar einfach ab- und anmontieren, verzieht sich jedoch schnell und dichtete zumindest beim Testwagen am Rand nicht komplett ab, so dass sich an den Seitenscheiben bei Regen der eine oder andere Tropfen ins Innere verirrte. Das spartanische Sportwagengefühl wird hier etwas zu weit getrieben. Daher ist die Elise sicher keine Frau fürs Leben, aber bestimmt für mehr als nur eine Nacht. Silke Koppers/mid