Citroen DS
Welches Auto kann schon von sich behaupten, einem leibhaftigen Präsidenten das Leben gerettet zu haben? Das ist selten, sehr selten sogar. Und allein aus diesem Grund ist es eigentlich nicht verwunderlich, dass der Citroen DS zur Legende geworden ist, denn das gute Stück aus der französischen Autoschmiede war der fahrbare Untersatz von Charles de Gaulle, dem Präsidenten Frankreichs. Am 12. August 1962 hat er darin sitzend ein Attentat überlebt: In einem Hinterhalt wurde der Wagen mit schwerem Gewehrfeuer belegt, trotz zerschossener Reifen konnte de Gaulle mit dem Wagen fliehen.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wäre der Mythos geboren worden, doch das war ohnehin längst geschehen. Schließlich hatte die "Göttin" schon sieben Jahre vorher auf dem Pariser Autosalon das Licht der Welt erblickt und ihren Siegeszug angetreten.
Ein göttliches Kürzel
Die Bezeichnung "Göttin" rührt aus mehreren Quellen, einem Wortspiel mit der internen Modell-Bezeichnung, sowie der Innovationsfreude bei der äußerlichen Gestaltung und technologisch aufwendigen Ausrüstung dieses Fahrzeugs.
Citroen hatte seinerzeit intern die Bezeichnung VGD für mehrere Fahrzeuge eingeführt, die jeweils mit einem D und einer Nummer geführt worden. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung "DS" – aus dem sich wiederum das Wortspiel "déesse" ableitete. Das wiederum heißt "die Göttin", im Französischen ohnehin passend, denn dort werden Autos mit dem femininen Artikel "la" geführt.
Das legendäre Fahrzeug hat also seinen göttlichen Anspruch aufgrund eines sprachlichen Gleichklangs von Kürzel und "déesse" erhalten. Doch was wäre allein der Anspruch, wenn dieser nicht anderweitig bestätigt worden wäre?
Revolutionäres Design
Wenn hier von Design die Rede ist, dann wird nicht nur das ungewöhnliche Äußere des Autos gemeint, sondern auch das Innenleben. Die Göttin ist nämlich vollgestopft gewesen mit einer ganzen Reihe von Innovationen, wobei sich eine von allen anderen abhebt: Die seinerzeit einzigartige hydropneumatische Federung, die der Fahrt mit dem Auto etwas sehr Sanftes verlieh, was bei den Zeitgenossen nicht zufällig die Assoziation einer Sänfte weckte.
Mit der Technologie ließ sich die Bodenfreiheit des Fahrzeugs regeln. Einmal konnte der Fahrer selbst die Höhe verstellen, im Parkmodus wurde das Fahrzeug wieder abgesenkt. Beim Starten hob sich der Wagen etwas. Gleichzeitig erfolgte eine Regulierung, die sich an der Beladung des Autos orientierte. Diesem komfortablen und sehr öffentlichkeits-wirksamen Kniff waren zahlreiche andere technologische Neuheiten zugeordnet, sodass die "Göttin" in einem sehr fortschrittlichen Innenleben daherkam.
Das gilt auch für das Äußere: Eine Koproduktion von Ingenieur und Künstler ist die Karosserie, die so ausgeprägt gewesen ist, dass Facelifts im Laufe ihrer zwanzigjährigen Geschichte nicht allzu häufig durchgeführt wurden.
Extravaganz
Gelungen ist das Extravagante: Die DS galt als Fahrzeug für Nonkonformisten – und Gangster. In zahllosen Filmen ist die Göttin zu sehen, kaum ein Film Noir kommt ohne das Gefährt aus. Überhaupt gilt die DS als Ausgangspunkt der immer wichtigeren Produkt-Platzierung.
Aber auch in anderem Zusammenhang, wie etwas Science-Fiction-Streifen sind Citroen DS aufgefahren worden und war als – leicht modifizierte – Zukunftsautos. Und so wundert es auch nicht, dass auch in der Gegenwart noch vergleichsweise viele der göttlichen Gefährte über die Straßen brausen – pardon: schweben.
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