Glosse: Vom Aufleben des falschen "S"
29.10.2013
Peter Schwerdtmann Foto: Auto-Medienportal.Net
Mein Volontärvater – Gott habe ihn selig – hätte mir die Ohren abgerissen. Ich höre ihn noch heute dozieren: Es heißt Martinhorn und nicht Martinshorn. Das Horn wurde von Herrn Martin entwickelt, es gehört ihm aber nicht. Man sagt ja auch nicht Boschshammer. So war das, als man in den Medien die eigene Rolle noch als die des Bewahrers der deutschen Sprache sah.
Da war ein Frankfurter Konjunktiv in einem Text noch ein Grund für einen Rüffel, verbunden mit der Aufforderung, an die Schreibmaschine zurückzukehren. Heute ist das Wenn-würde ohne Konjunktiv die Norm. Und auch bei den besitzanzeigenden „s“ haben Stil und Sinn die Formulierungen verlassen. Und wurde das Wort Vergleichsportal präsentiert, und alle folgen. Das ist ein Vergleichportal.
Wenn mein Volontärsvater namens Wolfgang Risse noch leben würde, dann müsste er über Vergleichsportale berichten, bis er mit der Sirene des Martinshorn ins Krankenhaus gefahren würde. Er hat das „s“ an der falschen Stelle nicht verhindern können und musste das Ableben des Konjunktiv erleben. (ampnet/Sm)
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