mid-Analyse: Autobahnbrücken im Investitions-Stau
17.09.2024
mid Groß-Gerau - Im Netz der Bundesfernstraßen befinden sich aktuell etwa 39.500 Brücken. Foto: Schwoaze / pixabay.com
Der Autoverkehr ist auf stabile Brücken angewiesen. Doch gerade auf den Autobahnen werden marode gewordene Bauwerke nun zum Risiko für die Infrastruktur,weil in der Vergangenheit zu wenig investiert wurde.
Blick zurück: Nach dem 2. Weltkrieg begann in Westeuropa ausgerechnet im zerstörten Deutschland das Wirtschaftswunder. Experten führten die Entwicklung hauptsächlich auf die Wirkung der intakten Reichsautobahn zurück, die neben der bald instandgesetzten Bahn den größten Teil logistischer Aufgaben lösen konnte. Schnell beschlossen Deutschlands Nachbarländer, ebenfalls ein Autobahnnetz zu erstellen. Vorne weg die Schweiz und Italien. Später folgten Großbritannien, Belgien, die Niederlande, Frankreich und Österreich. Im Gegensatz etwa zu den Niederlanden musste Italien aber wichtige Autobahnverbindungen durch die Alpen und durch den Apennin trassieren, was den Bau von vielen Tunneln und Brücken erforderte. Schnell galten die Italiener als die Meister des Autobahnbaus. Und schon bald zog Deutschland nach und erweiterte jetzt auch im Gebirge sein Fernstraßennetz. Zuvor waren hier die Autobahnen weitgehend in gebirgsarmen Regionen entstanden, wie zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet sowie in der norddeutschen oder niederrheinischen Tiefebene. Strecken wie die heutige A3 zwischen Bonn und Frankfurt/M. oder die A9 Berlin-München verlaufen noch heute - weil man in den 30-er Jahren den Bau von Brücken vermeiden wollte - bergauf, bergab. Entsprechen blieben Flusstalquerungen klein dimensioniert. Die Brücken der in den 60-er Jahren mit heißer Nadel gestrickten Gebirgsautobahnstrecken sind jetzt aber mehr als 50 Jahre alt und bedürfen entsprechend der Instandsetzung. Und auch Flussquerungen müssen saniert oder gar erneuert werden, wie dies derzeit bei der Rheinbrücke der A1 bei Leverkusen geschieht.
Fachleute sind davon überzeugt, dass die Instandsetzung deutscher Autobahnbrücken schon längst fällig war. Doch die Kosten für die Wiedervereinigung und autofeindliche Sprüche wie "Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten" lenkten den Blick ab von dieser Aufgabe, die den Politkern jetzt auf die Füße fällt. Nicht zuletzt die Autobahngesellschaft Autostrada in Italien dürfte vor einem riesigen Problem stehen, denn die von Nord nach Süd führende Autostrada del Sole gehört zu den ersten Strecken, die zwischen den 50-er und 60-er Jahren auf der Apenninhalbinsel gebaut wurden. Auf der Sauerlandlinie (A 45) wurde wegen Baufälligkeit bei Lüdenscheid bereits die Rahmedetal-Brücke gesprengt, was bis zu ihrem Ersatz riesige Verkehrsstörungen nach sich zieht. Und in Dresden stürzte die Karolabrücke über die Elbe gar unkontrolliert ein. Nur ein kleiner Vorgeschmack was jetzt auf ganz Europa zukommt.
Lars Wallerang / mid
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