Schwierige Wende für Schwerlastverkehr
15.02.2023
mid Groß-Gerau - Mit den neuen Flottenzielen werden ab 2030 mehr als 98 Prozent des Schwerlastverkehrs im Hinblick auf CO2-Emissionen reguliert sein. Foto: Tama66 / pixabay.com
Die Verkehrswende geht langsam voran, auch wenn Politiker lieber schnelle Erfolge sehen würden. Die europäische Flottenregulierung ist dabei ein zentrales Instrument auf dem Weg zur Klimaneutralität im Verkehrssektor. Besonders schwierig gestalten sich aber die notwendigen Entwicklungen im Schwerlastverkehr.
Die Gesetzentwürfe sieht die Branche der Fahrzeughersteller vorwiegend kritisch: "Der von der Europäischen Kommission vorgelegte Gesetzesentwurf zur Flottenregulierung für schwere Nutzfahrzeuge ist mit Blick auf die bisher leider nur unzureichend vorhandene Lade- und Wasserstoffinfrastruktur ausgesprochen ambitioniert", sagt Hildegard Müller, Präsidentin des Autoindustrieverbands VDA. Die EU verschärfe die CO2-Grenzwerte deutlich, ohne dabei notwendige flankierende Maßnahmen zu verabschieden und damit einen tatsächlich realisierbaren Hochlauf alternativer Antriebe sicherzustellen. Im Klartext: "Ohne Tempo und Entschlossenheit bei den notwendigen Rahmenbedingungen, insbesondere die entsprechenden Investitionen in die Infrastruktur, wird das Ziel kaum erreichbar sein", warnt Müller.
Hintergrund: Mit den neuen Flottenzielen werden ab 2030 mehr als 98 Prozent des Schwerlastverkehrs im Hinblick auf CO2-Emissionen reguliert sein. Bisher waren es 73 Prozent. Dies schließe richtigerweise die bisherige Regelungslücke, räumt der VDA ein. Mit der für 2040 vorgesehenen Reduktion des Flottengrenzwerts um 90 Prozent gegenüber 2019 möchte die EU-Kommission nun sehr ehrgeizige Ziele setzen. Als Zwischenetappe sollen es 2030 bereits 45 Prozent sein und für 2035 sind sportliche 65 Prozent angesetzt. Das Potential, CO2-Emissionen durch emissionsfreien Schwerlastverkehr zu vermeiden, ist enorm - schwere Lkw und Busse stoßen derzeit rund ein Drittel der CO2-Emissionen im Straßenverkehr aus. In Europa fahren 8,1 Millionen schwere Lkw und Busse. Bis 2030 werden es voraussichtlich knapp 10 Millionen sein.
Entscheidend sei jetzt: Die gesetzten Ziele und die dafür benötigten Rahmenbedingungen müssten strategisch zusammengedacht werden. "Das heißt: Damit ehrgeizige Ziele auch tatsächlich erreicht werden können, ist - neben einem ausreichenden Angebot von Fahrzeugen, zu dem wir uns verpflichten - vor allem ein ausreichend dichtes Netz von Elektrolade- und Wasserstofftankstellen für schwere Nutzfahrzeuge in ganz Europa notwendige Voraussetzung." Das sei aktuell noch nicht einmal annähernd vorhanden.
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