Sportwagen für Familienväter
06.02.2006
Sie sind unauffällig und verdammt schnell, sie eignen sich als Familienkutschen mit großem Kofferraum und Isofix-Befestigungen für die Kindersitze, und sie sind der wahre Geheimtipp für jeden sportlich ambitionierten Fahrer, der auf Alltagstauglichkeit nicht verzichten will oder kann: die Hochleistungsversionen von Mittelklasse-Limousinen. Als neuesten Vertreter dieser Sorte bringt Mazda jetzt den Mazda6 MPS auf den Markt.
Das 2,3-Liter-Aggregat erreicht dank Direkteinspritzung und Turboaufladung 191 kW/ 260 PS und ein maximales Drehmoment von 380 Nm bei 3 000 U/min. Das macht aus dem Mittelklassemodell die stärkste Serienlimousine der Unternehmensgeschichte. In Verbindung mit den kurzen Schaltwegen des Sechsgang-Getriebes soll der Antritt aus dem Stand auf Tempo 100 in 6,6 Sekunden gelingen. Maximal lässt sich der Wagen auf 240 km/h beschleunigen.
Weiteres Schmankerl des Hochleistungssportlers ist der Allradantrieb mit aktiver Drehmomentsverteilung, durch die bis zu 50 Prozent der Antriebskraft an die Hinterräder übertragen werden können. Hinzu kommt ein auf sportliche Fahrweise ausgelegtes Fahrwerk und Karosserieverstärkungen, die für eine 50 Prozent größere Steifigkeit sorgen.
Ebenfalls auf eine sportliche Fahrweise abgestimmt präsentiert sich mit einem um 1,5 Zentimeter tiefer gelegten Fahrwerk der etwas in die Jahre gekommene Ford Mondeo ST 220. Der Mittelklasse-Vertreter der "Sports Technology" (ST) verfügt über einen 3,0-Liter-Motor und entfaltet 166 kW/226 PS Leistung. Das maximale Drehmoment von 285 Nm reicht nicht ganz an den Mazda heran, und auch im Standardspurt von 0 auf 100 km/h benötigt der Kölner mit 7,6 Sekunden etwas länger. Dafür liegt die Höchstgeschwindigkeit mit 250 km/h über dem Mazda6 MPS.
In Sachen Endgeschwindigkeit legt Opel beim neuen Vectra OPC noch einmal eins drauf. Die Rüsselsheimer setzen sich über die Selbstbeschränkung der Hersteller hinweg und lassen den Wagen bis zu 260 km/h schnell laufen. Im Vectra arbeitet ein 2,8-Liter-V6-Triebwerk mit zweiflutigem Turbolader und variabler Ventilsteuerung, das auf 188 kW/255 PS Leistung kommt. Damit gelingt die Beschleunigung der Limousine von null auf 100 km/h in 6,7 Sekunden, der Caravan braucht einen Wimpernschlag länger. Selbstverständlich kommen Fahrer des im Opel Performance Center (OPC) veredelten Fahrzeugs in den Genuss des vielgepriesenen dynamischen Fahrwerksystems IDS-Plus der zweiten Generation, das Wankbewegungen ausgleicht und den Komfort verbessern soll. Bei allem Understatement, im Grunde ja ein seriöses Familienauto zu fahren, dürfen dezente optische Hinweise auf die sportlichen Zutaten bei diesen Wagen aber nicht vollständig fehlen. Das sind in erster Linie heruntergezogene Frontschürzen, größere vordere Lufteinlässe oder ausgestellte Radhäuser. Beim Mazda6 MPS wurde die Motorhaube in der Mitte um 4,5 Zentimeter angehoben, um den Ladeluftkühler unterzubringen. Alle drei Modelle sind üppig ausgestattet und verbreiten im Innenraum eine sportliche Atmosphäre mit Leder-Halbschalensitzen beim Mazda oder Recaro-Sportsitzen bei Opel und Ford.
Dass der Kundenkreis für diese Hochleistungsversionen nicht all zu groß ist - bei Ford geht man von rund zwei Prozent aller Mondeo-Käufer aus - mag daran liegen, dass so viel PS-Power nicht ganz billig zu haben ist. Vergleichsweise günstig fällt da der viertürige Mazda6 MPS mit 33 830 Euro inklusive Allradantrieb sowie in kompletter Ausstattung mit Lederpolsterung und Metalliclack aus. Den Mondeo ST 220 gibt es in drei Karosserievarianten. Für das Stufenheck müssen mindestens 34 900 Euro angelegt werden, für das Fließheck sind 35 275 Euro fällig und der Turnier ist ab 36 350 Euro zu haben. Der Opel Vectra OPC wird zu Preisen ab 37 800 Euro für die fünftürige Fließhecklimousine angeboten, der Caravan kostet mit 38 600 Euro noch einmal 800 Euro mehr.
Als echtes Schnäppchenangebot, wenn auch nicht ganz der Mittelklasse zuzurechnen, kann da der Skoda Octavia RS zu Preisen ab 26 000 Euro gelten. Der sportliche Tscheche ist mit dem 147 kW/200-PS-Motor aus dem VW Golf GTI bestückt und erreicht knapp 240 km/h Spitzengeschwindigkeit. Das maximale Drehmoment von 280 Nm liegt auf einem breiten Drehzahlband von 1 800 bis 5 000 U/min an. Gut mithalten kann der als Limousine oder Combi erhältliche Wagen bei der Serienausstattung unter anderem mit Xenonscheinwerfern und Reifendrucküberwachung.
Wer einfach nur Power will, aber das Ganze ohne jeden weiteren Schnörkel, der wird beim VW Passat fündig. Dort gibt es nämlich als Spitzenversion jetzt einen V6-Benziner mit 184 kW/250 PS. Der 3,2-Liter-Motor ist sowohl für die Limousine als auch für den Variant erhältlich und soll beide Versionen auf über 240 km/h beschleunigen. Generell wird das Topmodell mit dem Doppelkupplungsgetriebe DSG und dem permanenten Allradantrieb 4motion kombiniert. Für dieses Gesamtpaket sind mindestens 34 860 Euro bei der Limousine zu zahlen, der Variant kostet mit 36 135 Euro noch einmal 1 275 Euro mehr.
Einen Sonderweg bei den Sechszylindermaschinen beschreitet BMW und ordnet die Brennräume in Reihe an. Der Reihensechszylinder wird dann aber auch gleich vom 1er bis zum 7er eingesetzt und leistet im 330i 190 kW/258 PS. Ebenfalls in beiden Karosserievarianten, in der Limousine und im Touring zu haben, beschleunigt das 3,0-Liter-Aggregat den flotten 3er auf bis zu 250 km/h. Der Spurt von null auf die 100-km/h-Marke wird in 6,3 Sekunden beziehungsweise 6,4 Sekunden beim Touring absolviert. So viel hohe technische Kunstfertigkeit hat allerdings ihren Preis: 36 600 Euro muss man für die Limousine auf die Ladentheke legen, der Touring geht für 38 100 in den eigenen Besitz über. Dorothee C. Tschampa/mid mid/dt