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Detroit Motor Show: Kompaktes zum Auftakt

29.12.2006
Einen Blick in die automobile Zukunft wirft die internationale Autobranche zum Jahresbeginn auf der Motor Show in Detroit. Kompakte SUVs werden mit sportlichen Coupés gekreuzt, während die Tage der riesigen und spritschluckenden Geländewagen offenbar gezählt sind: Hier findet sich nur wenig Neues. Statt dessen beweisen große und kleine Viertürer mit Stufenheck, dass die klassische Karosserieform der Limousine nach wie vor lebendig ist.

Vor allem die deutschen Hersteller hoffen in diesem Jahr besonders darauf, dass sich die Amerikaner künftig auch für Kleinwagen erwärmen können: Neben dem neuen Mini gibt auch der Smart seinen Einstand. Die 100. Auflage der "North American International Auto Show" (NAIAS) - so der offizielle Titel der Messe in der Cobo Hall - ist für das Publikum vom 13. bis 21. Januar 2007 geöffnet. Die Presse hat bereits vom 7. bis 9. Januar Zutritt, danach sind die Fachbesucher an der Reihe.

Die Messe in Detroit bestätigt den Trend zum "Crossover". Eine beliebte Mischung ist insbesondere jene aus hochbauendem SUV und dynamischem Coupé. Sie ist bislang aber weniger in Form von Serienmodellen, sondern eher bei Designstudien und Konzeptfahrzeugen zu bewundern. Neuheiten dieser Art finden sich etwa am Volvo-Stand mit dem neuen XC60, der einen Ausblick auf ein kompaktes SUV unterhalb des erfolgreichen XC90 gibt und zugleich technische und optische Innovationen der Marke für die nächsten Jahre aufweist. Kia gibt mit dem dynamisch gestreckten Concept Car "Kue" ein Statement für das künftige Markendesign ab, während Nissan das Crossover-Thema mit dem Rogue variiert.

Näher am späteren Serienmodell befindet sich bereits der Concept Tiguan, mit dem Volkswagen einen konkreten Ausblick auf das künftige Kompakt-SUV mit Golf-Technik gibt. Es soll ab Jahresende 2007 populären Allradern wie dem Toyota RAV4 Paroli bieten.

Bereits Ende Februar rollt der überarbeitete Porsche Cayenne zu den Händlern, der auf dem wichtigen US-Markt zuletzt einen deutlichen Absatzeinbruch hinnehmen musste. Eine neue Generation von Benzinmotoren, die dank moderner Direkteinspritzung mehr Leistung bei weniger Verbrauch bietet, soll die Nachfrage wieder ankurbeln und die Zeit bis zum ersten Cayenne-Hybrid überbrücken. Denn auch die US-Kundschaft achtet neuerdings auf den Verbrauch. Bei Mazda geht mit dem Tribute HEV schon im Jahr 2007 ein Hybrid-SUV an den Start. Die Japaner geben außerdem mit dem neuen Konzeptfahrzeug Ryuga Hinweise auf die künftige Design-Entwicklung. Wie schon der in Los Angeles vorgestellte Nagare zeigt auch die neue Studie fließende und geschwungene Formen.

Hyundai enthüllt in der Cobo Hall den neuen Veracruz, ein luxuriöses SUV, das die steigenden Ansprüche des koreanischen Automobilherstellers repräsentiert. Der Siebensitzer mit V6-Benziner ist nur für die amerikanischen und asiatischen Märkte vorgesehen und soll mit Fahrzeugen wie dem Nissan Murano und dem Lexus RX konkurrieren. Geländewagen-Traditionalist Jeep kombiniert bei der Studie Trailhawk Elemente des kernigen Wrangler mit denen des Grand Cherokee.

Einige andere US-Marken rücken beim Heimspiel in der Auto-Hauptstadt die klassische Limousine in den Mittelpunkt. Cadillac zeigt den neuen CTS, der Ende 2007 auch nach Europa kommen soll, bei Chevrolet debütiert der neue Malibu, und die Ford-Luxusmarke Lincoln gibt sich mit dem Concept Car MKR einen modernen Anstrich. Chrysler will unterdessen mit der viertürigen Coupé-Studie Nassau die Publikumsreaktionen testen.

Eines der Highlights der Messe ist die Mercedes-Studie Ocean Drive: ein viertüriges Luxus-Cabrio auf der technischen Basis der S-Klasse, das aber auch als offener Maybach denkbar wäre. Offiziell gilt das Unikat allerdings als reine Design-Studie. Auch BMW schlägt ein neues Kapitel auf: Am Michigan-See debütiert das 3er Cabrio, das erstmals anstelle eines Stoffdachs ein festes Klappdach erhält. Dank ausgefeilter Dachtechnik und eines intelligenten Materialmix zeigt der Hecktriebler sowohl bei offenem als auch bei geschlossenem Dach eine schlanke und elegante Linie und dürfte mit dem Volvo C70 zu den gelungensten Vertretern seiner Gattung zählen. Marktstart ist Ende März gemeinsam mit dem neuen X5, den BMW nach dem Debüt in Los Angeles nun in Detroit zeigt.

Toyota stellt den neuen Tundra Pick-up vor und untermauert darüber hinaus mit einer neuen Studie sportliche Ambitionen. Der Hybrid-Sportwagen FT-HS wird von einer rund 400 PS starken Kombination aus Ottomotor und Elektroaggregat angetrieben. Auch Edelmarke Lexus wird sportlich: Wie die deutschen Wettbewerber Mercedes-Benz und BMW gründen die Japaner unter dem Kürzel "F" eine Performance-Baureihe. Erster Vertreter ist die Mittelklasse-Limousine IS, die als "IS-F" einen V8-Benziner erhält und so der AMG-Version der C-Klasse oder dem BMW M3 den Kampf ansagen will.

Bei Mitsubishi debütiert der neue Lancer, der auch in Deutschland verlorenes Terrain in der unteren Mittelklasse zurückerobern soll. Parallel zur fertigen Serienversion gibt der japanische Hersteller auch bereits einen Ausblick auf die nächste Rallye-Ausbaustufe des Lancer, den Evolution X. Die Honda-Luxusmarke Acura zeigt die Sportwagen-Studie "Advanced Sports Car Concept", die als Vorbote für den nächsten Honda NSX gehandelt wird. Am Stand der Kernmarke steht in Form eines Konzept-Coupés die nächste Generation des Mittelklasse-Modells Accord.

Den Mini aus dem Hause BMW haben die Amerikaner - zumindest jene in den Großstädten - schon in ihr Herz geschlossen. Jetzt kommt die zweite Modellgeneration des Kleinwagens auf den US-Markt. Auch den dortigen Kunden dürfte der technische Fortschritt, der sich vor allem in der neuen Motorengeneration manifestiert, gefallen. Zudem debütiert eine Sonderauflage des Mini Cabrio namens "Sidewalk", die aber noch auf der ersten Fahrzeuggeneration basiert; denn der offene Mini wird wohl frühestens 2008 erneuert. Den Sprung über den großen Teich wagt auch Smart. Rund ein Jahr vor der US-Markteinführung zeigt die Kleinwagenmarke den neuen Zweisitzer Fortwo. In Deutschland rollt das neue Modell bereits im April 2007 zu den Händlern. In US-amerikanischen Augen mindestens genauso exotisch wie der Winzling aus Germany dürften die Fahrzeuge des chinesischen Herstellers Changfeng wirken. Ein Jahr nach der bislang folgenlos gebliebenen Messepremiere der Marke Geely will sich nun der zweite Hersteller aus China in den USA präsentieren. Vier Modelle - zwei SUVs und zwei Pick-ups - hat Changfeng angekündigt, einen genauen Zeitplan für die Markteinführung gibt es allerdings noch nicht. Michael Hoffmann/mid mid/mh


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