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IAA: Auf der grünen Welle

31.08.2007
Voll auf der "grünen Welle" reitet die 62. Internationale Automobil-Ausstellung (13. bis 23. September). Über 1 000 Aussteller präsentieren hier ihre Visionen der Mobilität in Gegenwart und Zukunft einer breiten Öffentlichkeit. Allein die Automobilhersteller zeigen 128 Neuheiten, darunter 88 Weltpremieren.

"Sehen, was morgen bewegt" verspricht die wichtigste europäische Autoschau dem Besucher mit ihrem diesjährigen Motto und zeigt vor allem eine ganze Reihe von Öko-Mobilen. Wer unter den Automobilherstellern etwas auf sich hält, präsentiert mehr oder weniger serienreife Spar-, Öko- oder Sicherheits-Technologien. Besonders die Deutschen fahren High-Tech auf. So zeigt Mercedes-Benz den Prototyp eines neuen Motorenkonzepts, den Diesotto-Antrieb. Durch ein neuartiges Brennverfahren im Motorraum soll er sparsam sein wie ein Diesel und dabei den niedrigen Schadstoffausstoß eines Benziners aufweisen, auch wenn sein Sechs-Liter-Benzin-Verbrauch bei immerhin fast 300 PS erst "mittelfristig" in Serie realisierbar sein wird. Die ersten deutschen Vollhybrid-Fahrzeuge stehen bei Porsche und Audi. Während vor allem Toyota und Lexus diese Technologie bereits seit geraumer Zeit in Serie anbieten, ist das von VW und Porsche gemeinsam geplante System noch im Entwicklungsstadium. Anders als bei den Japanern sind Motor, Trennkupplung und Synchronmaschine linear angeordnet, was Kosten und Komplexität gering halten soll. In den großen Geländewagen Porsche Cayenne und Audi Q7 ist ein Prototyp zu bestaunen.

Es sind vor allem zwei Trends zu beobachten: die Verbrauchsoptimierung bekannter Fahrzeuge und der Einsatz von alternativen Treibstoffen. Renaissance feiern deshalb bereits bekannte Spritspar-Techniken wie die Start-Stopp-Automatik oder Schaltpunktanzeigen, aerodynamische Karosserie-Optimierungen und verlängerte Getriebeübersetzungen. VW, BMW, Ford und Volvo kombinieren diese und andere Bausteine neu und kitzeln aus ihren Motoren Einsparungen von rund zehn Prozent heraus. Auf Bio-Ethanol als Alternativ-Kraftstoff setzen unter anderem die Marken des GM-Konzerns, Ford sowie Peugeot und Citroen. Audi setzt für die Zukunft auch auf Erdgas; das vorgestellte Konzeptfahrzeug soll sich deutlich dynamischer fahren als aktuelle Gasautos.

Im Zentrum der Stände stehen aber wie immer die neuen Pkw-Modelle. Ein großer Teil der Weltpremieren entfällt dabei auf die Mittelklasse. Audi bläst mit der Weltpremiere des A4 im Premium-Segment dieser Klasse zum Angriff; ein neues Konstruktionsprinzip soll die sich bislang etwas kopflastig gebende Limousine zu neuen Gipfeln der Fahrdynamik führen. Auch Mazda setzt beim neuen Mazda6, der seine Weltpremiere feiert, auf mehr Dynamik bei Optik und Fahrwerk. Erstmals gezeigt wird zudem der neue Renault Laguna; er soll mit seinen gewachsenen Abmessungen und der komfortablen Auslegung die französische Alternative in der Mittelklasse bieten. Mercedes erweitert seine jüngst eingeführte C-Klasse um einen Kombi, der deutlich mehr Laderaum bietet als sein Vorgänger. Eine Klasse tiefer feiert der neue Peugeot 308 mit aggressivem Styling Premiere.

Ihre Lücken im Modell-Programm füllen unter anderem Volkswagen und Ford. Weltpremiere feiert der VW Tiguan; das erste Kompakt-SUV der Wolfsburger soll in zwei unterschiedlichen Karosserieversionen sowohl Offroad-Fans als auch die Nutzer öffentlicher Straßen zufrieden stellen. In der gleichen Klasse stellt sich Ford mit dem neuen Kuga dem Markt, einem dynamisch gestalteten Allrader auf Basis des Focus. Für preiswerte Mobilität in der Stadt stehen die neuen Kleinwagen bereit. Der Fiat 500 setzt dabei gepaart mit moderner Technik auf den Retro-Charme seines 50 Jahre alten Vorgängers, wobei etliche Edel-Versionen bereit stehen. Opel zeigt als Weltpremiere den neuen Agila, der nun das Kleinstwagen-Stadium verlassen hat und als geräumiger Hochdach-City-Flitzer daher kommt. Flacher als der Vorgänger gibt sich der Mazda2, der sich als flotter Kleinwagen präsentiert; Leichtbauweise soll dabei den Spritverbrauch drücken.

Reiner Fahrspaß kommt ebenfalls nicht zu kurz: Erstmals ist das Coupé der BMW 1er-Reihe zu sehen, das ausschließlich mit starken Otto- und Dieselmotoren angeboten wird. Mit dem Aston Martin DBS feiert der Dienstwagen von James Bond außerhalb des Kinos seine Weltpremiere.

Einen Ausblick auf die Zukunft geben mehrere Studien. So zeigt Ford mit dem erstmals präsentierten "Verve" mit windschnittiger Tropfenform-Karosserie und aggressivem Gesicht, wie die neue Generation des Kleinwagens Fiesta aussehen könnte. VW stellt als Premiere seine Version eines Billigautos vor; das dreitürige Stadtflitzer-Konzept verfügt über einen Heckmotor, der seine Kraft auf die Hinterräder leitet und in Europa ab 8 000 Euro zu haben sein soll. Auch Toyota hat erstmals die Studie eines Kleinwagens dabei. Das Cabrio-Conceptcar Citroen C5 Airscape, ebenfalls als Weltpremiere zu sehen, gibt Ausblick auf die geplante neue Mittelklassebaureihe der Franzosen und überzeugt mit sportlicher Eleganz.

Doch es heißt in Frankfurt nicht nur schauen, sondern auch anfassen. Schließlich wollen nicht zuletzt potenzielle Käufer von ihren Traumautos überzeugt werden. So laden zahlreiche Hersteller zu Testfahrten mit ihren neuen Fahrzeugen ein. Je nach Modell kann das Auto im Stadtverkehr gefahren oder als Beifahrer auf einem Geländeparcours getestet werden. Zudem sind Spritspar- und Fahrsicherheitstrainings sowie Einparkwettbewerbe im Angebot.

Stärker als bislang soll die Messe auch ein öffentliches Forum für Diskussionen über die Zukunft der Mobilität bieten. Bei dem auch im TV übertragenen "IAA-Forum Nachhaltige Mobilität - Konzepte, Köpfe, Kontrahenten" tauschen unter anderem Automobilmanager, Politiker und Wissenschaftler Argumente aus. Über den Stand der Technik bei alternativen Antrieben oder Sicherheitssystemen informiert ein zentraler High-Tech-Stand des Fraunhofer Instituts. Als zentraler Anlaufpunkt für alle Fragen zu alternativen Kraftstoffen ist die Biofuel-Bar während der gesamten Messedauer geöffnet. mid/hh


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