Design-Volvo aus dem katalanischen Kreativ-Labor
10.05.2005

Einen Blick über die Schultern von Automobil-Designern in die fantastische Welt des Automobils hat jetzt Volvo in Barcelona gewährt. Das Kreativ-Labor in der katalanischen Metropole ist eines von drei Design-Centern des zum Ford-Konzern gehörenden Herstellers neben den Standorten in der Zentrale in Göteborg sowie im kalifornischen Camarillo. Das Studio sei im Jahr 2000 in Barcelona eingerichtet worden, weil die von der Gaudi-Architektur geprägte Stadt den Gestaltern ein anregendes Umfeld biete und sie näher an aktuellen Mode-Trends und letztlich auch am Endkunden seien, so der Hauptverantwortliche David Ancona.
Wie alle Automobilhersteller müssen sich auch die Schweden darum bemühen, neue und vor allem jüngere Kunden zu gewinnen. Gerade das Studio in Barcelona, wo sich somit südeuropäische Lebensfreude und nordische Gelassenheit treffen, sollen neue Ideen zu einer Verjüngung der Formen führen. Seit seiner Gründung steht das Volvo Stategic Design Center bei der Gestaltung neuer Karosserieformen im Wettbewerb mit den beiden anderen Standorten. Meist wird dann aber nicht ein Entwurf verwirklicht, sondern verschiedene Elemente zum neuen Serienmodell zusammengefügt. Etwa fünf Jahre dauert der Prozess von der ersten Skizze bis zur Markteinführung des Autos.
Neben diesem Pflichtprogramm stellen Konzeptfahrzeuge sozusagen die "Kür" dar. Bei ihnen können sich die Designer so richtig austoben, ihrer Phantasie freien Lauf lassen und ihre Visionen zum Leben erwecken. Trotzdem sind diese Autos keine bloßen Spielereien. Vieles, was zunächst in einem "Concept Car" getestet wurde, findet sich dann später in den Serienversionen wieder, wie etwa das kürzlich eingeführte Radar-System zur Überwachung des toten Winkels.
Um eine eigenständige Gestaltungssprache zu finden, lassen sich die Kreativen von allen möglichen Objekten inspirieren: Das reicht vom Toaster für die Lufteinlässe über Zifferblätter von Uhren für die Rundinstrumente im Cockpit bis zur TV-Fernbedienung für die Anordnung von Navigationsdisplay und Funktionsknöpfen. Bei der Form der freihängenden Mittelkonsole in den im letzten Jahr neu vorgestellten Modellen Volvo S40 und V50 hat man sich die S-Kurve der berühmten skandinavischen Stühle aus geformtem Sperrholz zum Vorbild genommen. Probeweise liegt jetzt sogar eine Version der Mittelkonsole aus diesem Material vor. Ob sie zukünftig auch bestellbar sein wird, steht noch nicht fest.
Als nächstes wird Volvo auf der IAA in Frankfurt das lang ersehnte neue Cabrio C70 vorstellen. Vom seit 1997 produzierten aktuellen Modell wurden im vergangenen Jahr nur noch 415 Fahrzeuge in Deutschland verkauft. Das neue Cabrio basiert auf der Plattform des S40/V50 und wird in einem Gemeinschaftsunternehmen mit Pininfarina in Uddevalla gebaut. Mit dem für Ende 2006 angekündigten C30 - in diesem Fall steht das "C" nicht für "Cabrio" sondern für "Compact" - soll dann die Modellpalette nach unten ausgebaut werden. Der gegen Fahrzeuge wie den BMW 1er oder Audi A3 antretende Kompaktwagen soll junge Trendsetter begeistern, die vielleicht in einem der 54 000 Design-Büros in Barcelona erfolgreich sind und ihren neu gewonnenen Wohlstand mit einer Spur "Understatement" nach außen zeigen wollen.
Die Verbindung von Tradition und Aufbruch sieht man zumindest von Herstellerseite als gelungen an. Im vergangenen Jahr sind die Verkäufe weltweit um zehn Prozent auf rund 456 200 Einheiten gestiegen, in Deutschland betrug der Zuwachs fast 26 Prozent auf 38 100 Fahrzeuge. Mittelfristig streben die Schweden auf allen Märkten zusammen 600 000 Einheiten im Jahr an.
Hoffnungen in Sachen Verjüngung der Marke, ohne dabei die treuen Kunden zu verschrecken, setzt man nicht zuletzt in den neuen Design-Chef Steve Mattin. Der bei Mercedes-Benz maßgeblich für die neue B- und die neue R-Klasse zuständige 41-jährige Gestalter soll den eingeschlagenen Weg fortführen und mit dazu beitragen, dass Volvos bald nicht mehr allein als sichere und praktische Autos bekannt sind, sondern auch für Lifestyle und Lebensfreude stehen. Dorothee C. Tschampa/mid mid/dt