61. IAA: Spaßfaktor Auto
27.08.2005
Die neue Mercedes-Benz S-Klasse
Zu einem Fest der automobilen Fortbewegung treffen sich die internationale Autoindustrie und voraussichtlich rund eine Million Besucher bei der 61. Internationalen Automobil Ausstellung IAA (15. bis 25. September) in Frankfurt. Allein 80 Weltpremieren hat der veranstaltende Verband der Automobilindustrie (VDA) gezählt, hinzu kommen 42 weitere Fahrzeugneuheiten und 107 Premieren der Zulieferer. Zu den über 1 000 Ausstellern aus 44 Ländern zählen erstmals auch die drei chinesischen Hersteller Geely, Brilliance und Landwind, die in den nächsten Jahren den europäischen Automarkt durcheinanderwirbeln wollen.
Im Mittelpunkt der IAA stehen aber nicht die Chinesen, sondern vor allem Spaßautos: Cabrios wie das neue VW Cabrio, der Opel Astra Twin Top, der Volvo C70, der Mazda MX-5, das Mitsubishi Colt Coupé-Cabriolet oder der Nissan Micra C+C, Sportler wie der Porsche Cayman, der Jaguar XK, der BMW 130i oder der Golf R32 sowie Allrader wie der Opel Frontera, der Toyota RAV4 und der Suzuki Grand Vitara.
Es scheint, als hätten die Automobilhersteller auf den Messen der letzten Jahre ihre Pflichtübungen absolviert und würden auf der IAA nun zur Kür übergehen. Im Grunde aber folgen sie in erster Linie dem Wunsch der Kunden, die sich immer häufiger von den klassischen Karosserieformen abwenden, in die Nischen des Automobilmarkts drängen und in der Masse nach dem Besonderen suchen. Trends wie der SUV-Boom halten nun schon so lange an, dass auch zunächst zögernde Hersteller wie Audi mit dem Q7 oder Renault mit der Studie Egeus in diese Fahrzeugklasse einsteigen.
Ausgedient haben die üblichen Karosserieformen wie Kombi und Limousine aber noch lange nicht. Mit dem VW Passat Variant und dem BMW 3er Touring stehen gleich zwei deutsche Volkskombis in ihrer Neuauflage auf der IAA. Auch klassische Limousinen wie die neue Mercedes-Benz S-Klasse oder der Citroen C6 gehören zu den absoluten Highlights. Unverkennbar ist aber auch, dass die Vans in all ihren Ausführungen bei den Familienfahrzeugen langsam das Ruder übernehmen. Beispiele der Frankfurter Messe sind der sportliche Ford S-Max, der höher gebaute Nissan Note oder auch die edle Mercedes R-Klasse. Luftiges Raumgefühl, viele Sitzplätze und vor allem eine hohe Sitzposition haben sich in jüngster Zeit bei vielen Kunden zu ernsthaften Kaufkriterien entwickelt.
An den explosionsartig steigenden Kraftstoffpreisen und den künftig noch strengeren Abgasnormen kann auch die IAA nicht stillschweigend vorbeigehen. Nachdem sich der Partikelfilter nach langem Hin und Her nun plötzlich bei nahezu allen Herstellern und Modellreihen fest etabliert hat, stehen nun Konzepte im Vordergrund, die die Trinksitten des Benzinmotors und die Stickoxid-Emissionen des Dieselmotors in den Griff bekommen sollen. Beim Benziner setzt beispielsweise Volkswagen neben der Direkteinspritzung nun auch auf so genanntes "Downsizing": Bei den Motoren schrumpft der Hubraum, und die Leistungseinbußen werden durch Aufladung mehr als kompensiert.
Auch der Hybridantrieb - die von Toyota forcierte Kombination aus Elektro- und Verbrennungsmotor - wird bei der Eindämmung des Spritverbrauchs künftig eine große Rolle spielen. Mehrere Hersteller und Zulieferer bringen ihre Ideen mit nach Frankfurt, wobei die meisten anders als Toyota eher auf ein Mildhybridsystem setzen. Dabei unterstützt das Elektroaggregat den Verbrennungsmotor beim Beschleunigen und wird von der beim Bremsen gewonnenen Energie gespeist; das Fahrzeug kann aber nicht ausschließlich im Elektromodus fahren.
Besucher der IAA müssen aber nicht auf die Serienreife dieser Systeme warten, sondern können bei Spritspartrainings eine sparsame Fahrweise erlernen. Ohnehin gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Probefahrten, Offroad-Parcours, Outdoor-Kartbahn und einem Schnupper-Training für Motorrad-Neulinge. Experten treffen sich auf verschiedenen Fachtagungen zur Zukunft der Mobilität oder zu Finanzdienstleistungen im Automobilgeschäft. Hinzu kommen die Modellautobörse "Automania", die Sonderschau "Meilensteine des Automobildesigns" und eine Oldtimer-Ausstellung des Deutschen Roten Kreuzes.
Alles in allem viel zu viel, als dass man es an einem Tag schaffen könnte. Wer es trotzdem probieren möchte: Die Tageskarte kostet am Wochenende 15 Euro, an den Werktagen 13 Euro. Der ermäßigte Eintritt beträgt 7,50 Euro. In der zweiten Woche gibt es von Montag bis Freitag ein ab 15 Uhr gültiges Feierabendticket für acht Euro. Die IAA ist für das Publikum vom 17. bis 25. September täglich von neun bis 19 Uhr geöffnet; für die Presse steht die Messe vom 12. bis 14. September offen, Fachbesucher haben am 15. und 16. September Zutritt. Michael Hoffmann/mid mid/mh