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Porsche auf der Suche nach neuen Nischen

25.09.2005
Porsche auf der Suche nach neuen Nischen

Porsche Cayman S
Porsche will in sich in seinem forschen Vorwärtsdrang nicht bremsen lassen. Mit dem Cayman S begeben sich die Zuffenhausener in die Nische der Nischen. Das neue Coupé soll die Lücke zwischen dem "Einsteiger" Boxster und dem Carrera schließen - und immerhin 10 000 Verkäufe per Anno ermöglichen. Der sportliche Zweisitzer wird von einem neu entwickelten Sechszylinder-Boxermotor befeuert, der aus einem Hubraum von 3,4 Liter eine Leistung von 217 kW/ 295 PS generiert. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 275 km/h, außerdem soll der Stuttgarter den Sprint von Null auf 100 km/h in 5,4 Sekunden absolvieren. Der Preise in Deutschland beginnen bei 58 529 Euro.

Damit liegt der Cayman in der Mitte zwischen dem Boxster und dem Carrera, der Preisunterschied liegt bei etwa 7500 Euro zum Cabrio. Das rechtfertigt Hans-Jürgen Wöhler, Chef der Baureihe Boxster/Cayman mit dem stärkeren Motor, der auch die VarioCam Plus-Technik des Carrera verwendet, der wesentlich steiferen und aufwendigeren Karosserie und der besseren Ausstattung. Die Unterschiede sind tatsächlich sichtbar und spürbar, wenn der Fahrer beide Modelle kennt.

Doch wie verkauft Porsche ein Nischenprodukt wie den Cayman S. Er soll vor allem junge Kunden locken. Wobei jung bei den Zuffenhausenern relativ ist. Der Carrera-Kunde ist im Schnitt 48 Jahre alt, beim Cayenne sind auch noch 45 Jahre, der Cayman soll diese Zahl auf 42 Jahre absenken. "Wie zielen auf Kunden, die vielleicht auch schon mit Mitte 30 den Marshall-Stab im Tornister haben", formuliert es Vertriebsvorstand Hans Riedel. Will heißen, an junge Manager(innen), die ihren Erfolg auch über ein entsprechendes Fahrzeug sichtbar nach außen tragen wollen. Zudem bietet der Cayman immerhin 410 Liter Stauraum in Front und Heck dank des Mittelmotorkonzepts - der Praxisgedanke wurde also auch nicht außer Acht gelassen.

Ersparnisse ergaben sich für Porsche durch die Verwendung gleicher Teile. 50 Prozent kamen vom Boxster, 20 Prozent vom großen Bruder Carrera. Trotzdem sind etwa 30 Prozent der Teile völlig neu, die Eigenständigkeit des Modells war den Ingenieuren wichtig und ist auch optisch unverkennbar. "Gerade im Detail sind die Modifikationen enorm", betont Baugruppen-Leiter Wöhler.

Doch mit dem Cayman endet die Suche mach der Nische bei Porsche nicht. Bis Ende 2010 will das Unternehmen den Cayenne mit Hybridantrieb an die Kunden ausliefern, der gemeinsam mit der Volkswagen-Gruppe entwickelt wird. So soll der Geländewagen 15 Prozent Sprit sparen. Ob dann bereits der Nachfolger des aktuellen Modells die Technologie erhält oder eine überarbeitete Variante, wollte Porsche noch nicht sagen.

2009 kommt der Panamera, ein viersitziges Coupé, dass bei der etablierten deutschen Konkurrenz von Mercedes, Audi und BMW räubern soll. Der Bau ist beschlossene Sache, nur wo ist unklar. Verhandlungen über eine Kooperation mit Magna Steyr in Österreich laufen bereits. Allerdings hat Porsche bei der Präsentation des Cayman auch klar gesagt, dass der Panamera in Deutschland gebaut wird, bis zu 1000 neue Arbeitsplätze sollen so entstehen. Eine Milliarde Euro werden in das Projekt Panamera fließen, dass auch im Fond so viel Platz bieten soll, dass arbeiten auf den Rücksitzen kein Problem sei. Da rollt also "Großes" auf uns zu. Porsche formuliert seine Politik anders: "Wo es eine Nachfrage gibt, muss man ein Angebot machen", sagt Hans-Jürgen Wöhler. Bis zu 20 000 Panamera will Porsche verkaufen. Zu den Vermutungen, dass der Viersitzer in Leipzig gebaut wird, sagt Porsche Produkt-Sprecher Cypselius von Frankenberg nur: "Reine Spekulation".

Die Anleger wird es freuen. Bereits 2006 wird Porsche wohl die Marke von 100 000 Fahrzeugen weltweit knacken. Der Umsatz ist auch im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr 2004/2005 wieder kräftig um fast sieben Prozent auf 6,56 Milliarden Euro gestiegen, die Umsatzrendite ist zwar noch ein wohl gehütetes Geheimnis, dürfte aber sehr ordentlich ausfallen. Mit dem Cayman hat Porsche wieder einen kleinen Schritt zum ertragreichsten Unternehmen der Branche gemacht - und Vorstand Wendelin Wiedeking hat in den vergangenen Jahren immer den richtigen Riecher bewiesen. (ar/sb)

Von Stephan Bähnisch


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