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Verwirrung bei Crash-Tests der Mercedes S-Klasse

18.11.2005
Verwirrung bei Crash-Tests der Mercedes S-Klasse

Abstandssensorik der neuen Mercedes S-Klasse
Eine Schlappe hat Mercedes-Benz mit der neuen S-Klasse in der Sendung "Stern TV" erlebt: Vor laufenden Kameras versagte die Abstandsregelung "Distronic Plus" und der Bremsassistent "BAS Plus" bei einer Nebelsimulation in der werkseigenen Crash-Halle.

Zu den Tests hatte das Unternehmen "Stern TV" selbst eingeladen. Michael Specht, Chefreporter bei der "Auto Bild", diente als Testfahrer. Er sollte durch einen künstlichen Nebel auf ein simuliertes Stauende zufahren. Das Bremssystem müsste ihn mit einem Signal vor der Gefahr warnen beziehungsweise automatisch abbremsen. Doch es kam anders als geplant. Nachdem die Experten von Mercedes-Benz die Halle eingenebelt hatten, fuhr Specht los, bremste und fuhr auf das Heck eines anderen Fahrzeugs auf. Der Zuschauer vernahm zwar ein Piepen aus dem Inneren des Wagens, aber erst als der Wagen bereits aufgefahren war.

Nun war der verwirrte Testfahrer, der wie geschockt in der verbeulten S-Klasse saß, am fluchen. "Wie konnte das nur passieren?" Aufgeregt wurde er von den Mitarbeitern von Mercedes umringt. "Wieso haben Sie denn nicht bei dem Brett gebremst?", war da von einem der Experten zu hören. "Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte", antwortete Specht. Anscheinend war ihnen nicht bewusst, dass die Kameras und Mikrofone jedes Wort aufzeichneten.

Die Tests wurden mit einem zweiten Fahrzeug fortgesetzt. Der Zuschauer sah, wie der Wagen bremste - rechtzeitig auf Höhe des Bretts. Doch ein Warnsignal war auch diesmal nicht zu hören, obwohl das Mikrofon eingeschaltet war.

Im Studio später entschuldigte Ulrich Mellinghoff, Leiter Safety, NVH und Testing im Mercedes-Benz Technology Center, gegenüber Günther Jauch von "Stern TV" das Verhalten der Tester: "Das Brett hat dort gelegen, wo normalerweise, im freien Gelände, das Bremssystem Alarm geschlagen hätte. Es ist nicht richtig gewesen, dass unsere Mitarbeiter diese Tatsache verschwiegen haben." Grund sei die Stahlkonstruktion im Innern der Testhalle, die das Radar des Bremsassistenten irritiere. Er betonte jedoch, dass das System außerhalb der Halle einwandfrei funktioniere, was verschiedene Tests der Prüforganisation Dekra und Auto-Journalisten bestätigt hätten. Die Zeitschrift "Auto Bild" selbst war zu einem Statement in der Sendung nicht bereit.

Für S-Klasse-Fahrer bleibt zu hoffen, dass auf Straßen oder in Parkhäusern keine ähnlich hohe Stahlkonzentration herrscht wie in der Testhalle. Und hier zeigt es sich wieder, dass der Mensch sich ohnehin nicht allein auf die elektronischen Hilfsmittel verlassen sollte. mid/cl


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