Auftaktmesse in Detroit
29.12.2005
Zum Auftakt des Autojahres 2006 öffnet die North American International Auto Show in Detroit vom 14. bis 22. Januar 2006 für das Publikum ihre Pforten. Mindestens 19 Serienfahrzeuge und zehn Konzeptfahrzeuge feiern Weltpremiere. Der Messeauftritt der deutschen Hersteller steht etwas im Schatten der IAA im September 2005 und auch die japanischen Autobauer haben ihre wichtigsten Neuheiten bereits in Tokio im November vor heimischem Publikum vorgestellt.
So richtet sich der Blick auf die drei großen US-amerikanischen Hersteller. Zwei davon, General Motors und Ford, starten unter erschwerten Bedingungen ins neue Jahr. Sie befinden sich in einer Schuldenfalle und kämpfen besonders auf dem Heimatmarkt mit sinkenden Absatzzahlen. Unter den Neuheiten finden sich daher eine ganze Reihe von Modellen, die sich speziell an nordamerikanische Käufer richten, wie etwa der Ford Pick-up Explorer Sport Trac oder das SUV Aviator der Tochtermarke Lincoln.
Der derzeitige Weltmarktführer General Motors schickt unter anderem den Cadillac Escalade ins Rennen um die Gunst der Käufer. Das luxuriöse SUV bietet bis zu acht Passagieren Platz und tritt gegen Wettbewerber wie die G-Klasse von Mercedes-Benz oder den Range Rover von Land Rover an. In Europa will sich die Marke Cadillac 2006 zunächst mit der Mittelklasse-Limousine BLS bekannt machen.
Auch für deutsche Beobachter interessant sein dürfte der kraftvoll gestaltete Kompaktwagen Dodge Caliber, der ab Juni 2006 auch hier zu Lande auf den Markt kommt. Der Fünftürer will die sportliche Linienführung eines Coupés mit der Stärke und Funktionalität eines SUV verbinden. Mit der Studie Dodge Challenger zeigt sich die betont maskulin auftretende Marke aus dem DaimlerChrylser-Konzern traditionsorientiert. Der Wagen schließt ähnlich wie der aktuelle Ford Mustang in seiner Retro-Optik an die Formensprache seiner Vorgänger an und ist mit einem Hemi-V8-Motor ausgestattet.
Die für geländegängige Fahrzeuge bekannte Marke Jeep stellt in Detroit mit dem Compass ein kompaktes SUV vor. Der Wagen wird mit der ersten Generation der so genannten Weltmotoren bestückt. Die Vierzylinder-Benzinaggregate sind in der Allianz zwischen den Amerikanern, Hyundai und Mitsubishi entwickelt worden und sollen ein Leistungsspektrum von 103 kW/140 bis 125 kW/170 PS abdecken.
Aber auch die deutsche Konzernmarke Mercedes-Benz ist in diesem Jahr am Lake Michigan gut vertreten. Begehrliche Blicke dürfte das vom Haustuner AMG veredelte Topmodell der S-Klasse, der S 65 AMG mit dem 450 kW/612 PS starken V12-Motor, auf sich ziehen. Deutlich auf den amerikanischen Markt zugeschnitten zeigt sich die neue GL-Klasse, die sich die Gene mit der neuen M-Klasse und der ebenfalls in Alabama hergestellten R-Klasse teilt. Das über fünf Meter lange SUV hat bis zu sieben Sitze und verfügt über feine Zutaten wie dem serienmäßigen Allradantrieb 4matic, der Luftfederung Airmatic und dem adaptiven Dämpfersystem ADS. Trotz Getriebereduktion und Differenzialsperren für den Geländeeinsatz beim neuen Fahrzeug bleibt das Urgestein G-Klasse vorerst im Programm.
BMW nutzt die Messe als Plattform, um mit der gelifteten Version des Z4-Roadsters ebenfalls einen Wagen aus US-amerikanischer Produktion vorzustellen. Die erstmals präsentierte, sportlich-ambitionierte M-Version wartet mit 252 kW/343 PS Leistung und einem speziell abgestimmten tiefergelegten Fahrwerk auf. Die seriennahe Studie des Z4 Coupé war bereits in Frankfurt zu sehen und führt in etwas gefälligerer Form die markante Linienführung der Marke fort. Ebenfalls mit im Gepäck haben die Münchener den "Concept X3 Efficient Dynamics", mit dem sie ihre neuesten Entwicklungen in Sachen alternative Antriebe zur Schau stellen. Die Öko-Studie koppelt einen Ottomotor mit Direkteinspritzung und einen Elektromotor, der seine Energie beim Bremsen gewinnt.
Volkswagen stellt der US-Öffentlichkeit die drei Fahrzeuge vor, die für die Marke 2006 auf dem nordamerikanischen Markt relevant sind: Den in den USA Passat Waggon genannte Passat Variant, den Golf GTI und das neue Stahldach-Cabrio Eos. Audi will die Besucher mit einer noch nicht näher bezeichneten Studie sowie einer weiteren Weltpremiere überraschen.
Gleichfalls mit einer Studie gibt Volvo einen ersten Vorgeschmack auf die künftige kompakte Baureihe C30, die voraussichtlich noch Ende 2006 auf den Markt kommt. Damit will die schwedische Ford-Tochter gegen Wettbewerber wie den Audi A3 oder BMW 1er antreten. Der Dreitürer soll ein mutiges Außendesign erhalten, um jüngere Kunden anzusprechen.
Große Hoffnungen setzt die lahmende britische Ford-Tochter Jaguar in die neue XK-Baureihe. Erstmals öffentlich präsentiert wird das Cabrio, das Coupé durfte schon auf der IAA begutachtet werden. Jaguar bleibt dem elektrisch zu öffnenden Stoffdach treu und setzt weiterhin auf einen 4,2-Liter-V8-Motor, der auf 219 kW/298 PS Leistung zugelegt hat. Die gegenüber dem Stahlchassis um 19 Prozent leichtere Aluminiumkarosserie lässt sportliche Fahrleistungen erwarten.
Der koreanische Hersteller Hyundai stellt die neue Generation des SUV Santa Fe vor, das in der Länge auf rund 4,70 Meter gewachsen ist, um sich vom Kompaktmodell Tucson stärker abzusetzen. Auf drei Sitzreihen - die letzte ist gegen Aufpreis erhältlich und lässt sich vollständig im Fahrzeugboden versenken - finden bis zu sieben Passagiere Platz. Außerdem stellen die Koreaner mit dem Hyundai HCD-9 Talus die im kalifornischen Designzentrum entstandene Studie eines kompakten SUV-Coupés vor. Es verfügt über die typischen Formen eines Sportcoupés mit langer Motorhaube, knappem Heck und kurzen Überhängen und hat einen großdimensionierten Kühlergrill.
Seele zeigt Kia mit der Studie "Soul". Das SUV für Freizeitorientierte soll auf kompakten Außenmaßen ein gutes Platzangebot im Innenraum bereit halten. Aufmerksamkeit erregt die durchgängige Glasfassade, die sich über beide Seiten des Fahrzeugs und die Front spannt und damit die A-Säule optisch kaschiert. Mit einer ganzen Reihe von innovativen Konzeptfahrzeugen stellen die japanischen Hersteller ihre Vorstellungen vom Auto der Zukunft vor. Beim Nissan "Urge" haben sich motorradbegeisterte Gestalter von ihrem Zweirad-Hobby inspirieren lassen. Der flache Zweisitzer - bei Bedarf kann ein Mittelsitz für eine dritte Person heraus geklappt werden - soll ein möglichst unmittelbares Fahrerlebnis bieten. Für den Antrieb soll ein kleinvolumiges hochdrehendes Triebwerk sorgen. Dass es sich beim Hecktriebler nicht nur um eine Vision handelt, macht der Hersteller mit dem Hinweis deutlich, einen entsprechenden Spaßwagen zu Preisen ab 20 000 US-Dollar anbieten zu können. Im Visier hat man junge, technikbegeisterte Autofahrer. Für die Generation der "Computer Kids" ist das Fahrzeug mit einem integrierten Computerspiel ausgerüstet, das bei abgestelltem Motor über das Lenkrad und die Pedale des "Urge" gespielt werden kann.
Als neues Einstiegsmodell für den US-Markt bietet Nissan nun den neuen Kompaktwagen Versa an. Das in Mexiko gefertigte Auto ist als fünftürige Fließ- oder viertürige Stufenheck-Version erhältlich und basiert auf dem japanischen Tiida. Des Weiteren gibt es eine Neuauflage der für den US-Markt gebauten Mittelklasse-Limousine Sentra zu sehen.
Mit dem CX-7 feiert auf dem Mazda-Stand ein neuer Fünfsitzer seine Weltpremiere, der bereits im Frühjahr in Nordamerika in den Verkauf gehen soll und wahrscheinlich 2007 auch nach Europa kommt. Das von einem 2,3-Liter-Vierzylinder-Motor angetriebene Crossover-Modell soll mit einem guten Raumangebot, ein an die Formen des RX-8 angelehntes Design und sportlichen Fahreigenschaften überzeugen. Nach den Messestudien "Sassou" und "Senku" aus Deutschland und Japan kommen jetzt die Gestalter des kalifornischen Designzentrums der Marke zum Zug: Die Sportcoupé-Studie "Kabura" zeigt dem japanischen Namen entsprechend eine pfeilförmige Gestaltung und soll damit Dynamik ausstrahlen.
Dem nur auf dem nordamerikanischen Markt erhältlichen Coupé Eclipse stellt Mitsubishi jetzt eine offene Version an die Seite. Der Eclipse Spyder ist mit einem elektronisch bedienbaren Stoffdach ausgerüstet und wird wahlweise mit einem 2,4-Liter-Vierzylinder und einem 3,8-Liter-V6-Motor angeboten. Ein zukunftsweisendes Antriebskonzept zeigt der japanische Hersteller mit dem "Concept-CT MIEV Hybrid 4WD sport compact", bei dem ein 1,0-Liter-Benzinmotor mit vier radintegrierten Elektromotoren zu einem Allradkonzept kombiniert wird.
Mit neuem Design und neuer Technik geht der beliebte Toyota Camry an den Start. Der gegenüber dem Vorgänger um über fünf Zentimeter längere Radstand soll dem Platzangebot im Innenraum zugute kommen. In der Basisversion sorgt ein 2,4-Liter-Vierzylinder für den Vortrieb. Erstmals ist auch ein Hybrid im Angebot: Dabei erreicht der Ottomotor zusammen mit einem Elektromotor 141 kW/192 PS Leistung.
Außerdem greift der japanische Hersteller mit seiner Edelmarke Lexus in der Oberklasse an. Das Flaggschiff Lexus LS hat sich gestalterisch vom Vorbild der Mercedes-Benz S-Klasse emanzipiert und folgt der neuen Designlinie "L-finesse". Selbstverständlich bietet der Pionier der Hybridtechnik auch in dieser Fahrzeugklasse eine Hybridversion an. Dabei wird erstmals ein V8-Motor mit einem Elektromotor gekoppelt, wodurch rund 294 kW/400 PS Gesamtleistung erreicht werden.
Zum Stelldichein in der US-amerikanischen Autostadt werden rund eine Million Besucher erwartet. Die Pressetage finden vom 8. bis 10. Januar 2006 statt, Fachbesucher haben am 11. und 12. Januar Zutritt. Dorothee C. Tschampa/mid mid/dt