Umwelt

Erdgasmobilität unverdient im Abwind

09.09.2016
Erdgasmobilität unverdient im Abwind

Der aktuelle Fortschrittsbericht der von der Deutschen Energie-Agentur (dena) koordinierten Initiative Erdgasmobilität zeigt, dass der Absatz von Erdgas-Pkw 2015 um 30 Prozent auf 6520 zurückgegangen ist. Der Bestand an Erdgasfahrzeugen bis Anfang 2016 fiel auf insgesamt 98.000, 1,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Erdgastankstellen ging um 10 auf 911 zurück. Damit waren beide Kenngrößen erstmals rückläufig. Der negative Trend hat sich auch im ersten Halbjahr 2016 fortgesetzt. Als eine Ursachen für die Marktentwicklung nennt der Bericht unter anderem die Ungewissheit über die geplante Verlängerung der Energiesteuerermäßigung für Erdgas und Biomethan über 2018 hinaus. Ein Gesetzentwurf wird derzeit von den verantwortlichen Ministerien abgestimmt. Die Nutzerakzeptanz leidet auch darunter, dass vielen Verbrauchern die Vorteile der Erdgasmobilität nicht bewusst sind. So ist aufgrund wenig durchschaubarer Preisangaben an den Tankstellen nicht auf den ersten Blick erkennbar, wie günstig Erdgas tatsächlich ist.

Gleichzeitig sind die umwelt- und klimapolitischen Herausforderungen im Verkehr weiter gewachsen. Die Treibhausgas-Emissionen haben sich 2015 erneut erhöht und liegen jetzt wieder auf dem Niveau von 1990. In vielen Kommunen überschreitet die Belastung durch Stickoxid und Feinstaub deutlich die erlaubten Grenzwerte. Die EU-Kommission hat bereits ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet, Umweltverbände haben gegen einzelne Kommunen Klage eingereicht. Außerdem zeigt die Diskussion um den Dieselkraftstoff unter anderem, dass es immer schwieriger wird, die Schadstoff- und CO2-Grenzwerte mit Fahrzeugen auf Basis herkömmlicher Kraftstoffe einzuhalten.

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Norbert Barthle, sagt: "Pkw, Busse und Lkw auf Basis von Erdgas und Biomethan sind eine kosteneffiziente und für alle Einsatzbereiche verfügbare saubere Alternative. Allerdings fehlen beispielsweise Erdgashybridfahrzeuge, die übrigens auch von der Elektrokaufprämie profitieren könnten."

Die dena-Geschäftsführende Kristina Haverkamp fordert politische Maßnahmen: "Unser Fortschrittsbericht macht deutlich: Ohne verlässliche politische Rahmenbedingungen und zusätzliche Unternehmensinvestitionen werden sich alternative Kraftstoffe und so auch die Erdgasmobilität nicht im notwendigen Maße entwickeln." Sie schlägt vor, dass die öffentliche Hand in der Beschaffung stärker auf Erdgasfahrzeuge setzt und bei Ausschreibungen die Emissionen von Fahrzeugen und Kraftstoffen berücksichtigt. Auch sollten Förderprogramme und Informationsinitiativen der Bundesregierung grundsätzlich technologieoffen gestaltet sein und damit alle alternativen Kraftstoffe stärken - nicht nur die problembehaftete Elektromobilität.

Erdgas und Biomethan bieten als Kraftstoff mehrere Vorteile für Umwelt- und Klimaschutz. Sie sind eine bereits heute mit vielen Fahrzeugmodellen gut verfügbare saubere und bezahlbare Alternative. Durch den aktuellen Kraftstoffmix - gegenwärtig liegt die Beimischung von abfall- und reststoffbasiertem Biomethan bei 20 Prozent - fallen die CO2-Emissionen im Vergleich zu Benzin um über 30 Prozent und im Vergleich zu Diesel um rund 20 Prozent geringer aus. Der Ausstoß von Stickoxid ist um bis zu 90 Prozent niedriger als bei Dieselfahrzeugen. (dpp-AutoReporter/wpr)



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