Seat Altea FR = Formula Racing?
14.01.2006
Formula Racing - das ist das Geheimnis der beiden Buchstaben, die jetzt am Heck des spanischen Kompaktvans Altea prangen. FR = Formula Racing? Irgendwie überraschend, denn Formel-Renntauglichkeit erwartet man bei einem Kompaktvan mit einem Dieselmotor unter der Haube üblicherweise eher weniger. So ist die Benennung auch mehr ein Spiel mit Assoziationen, und das scheint zu funktionieren: Der Altea FR steht in der Tradition von Ibiza und Leon FR, die sich in der Abteilung wirtschaftlicher Erfolg platzieren konnten.
Dabei hat das Centro Técnico in Seats Stammsitz Martorell gar nicht so viel geändert: neue Frontmaske, neues Heck, FR-typische Stoßfänger, verchromtes Doppelendrohr, neue 17-Zoll-Leichtmetallfelgen und das war es schon mit der Optik. Doch die ästhetischen Einzelmaßnahmen verdichten sich zu einem überaus positiven Gesamteindruck, der Erwartungen weckt. Im Innenraum werden die nicht enttäuscht. Im klar gegliederten FR-Cockpit informieren gut ablesbare weiß hinterlegte Instrumente den Fahrer, das Lenkrad mit dem dicken Kranz gibt es nur im FR, die guten Sportsitze liefern ordentlichen Seitenhalt auch in schnell gefahrenen Kurven und tragen - damit jedermann sofort weiß, worin er sitzt - in den Rückenlehnen das FR-Logo.
Angetrieben wird der Formula-Racing-Altea vom "stärksten Dieselmotor der Firmengeschichte": Der 2.0 TDI leistet 125 kW/170 PS, sein maximales Drehmoment von 350 Nm bringt er bei 1800 U/min an die Kurbelwelle. Ein wuchtiges Drehmoment, das den Altea FR nachhaltig vorwärts treibt. Nach 8,6 Sekunden liegen 100 km/h an und bei 208 km/h erreicht der schnelle Spanier Höhepunkt und Ende des Vortriebs. Das Ganze erledigt er auf eine recht überzeugende Art und Weise. Das Triebwerk, das mit Piezo-Pumpe-Düse-Technik (PPD) arbeitet - bei der PPD-Technik steigern Piezo-Injektoren die Flexibilität bei der Optimierung von Einspritzzeitpunkt und -menge - reagiert spontan auf jeden Gasbefehl, dreht zügig hoch und bringt seine Kraft über ein gut abgestimmtes Sechsganggetriebe an die Vorderräder und auf die Straße. Dabei gibt sich der Vierventiler mit 6,2 Litern Diesel zufrieden - auch dieses ist ein respektabler Wert.
Doch er hat nicht nur Power, sondern auch Laufkultur. Dass es sich um einen Selbstzünder handelt lässt der Zweiliter-TDI selbst in kaltem Zustand kaum nach draußen. Nach Erreichen der Betriebstemperatur lässt er sich sein Funktionsprinzip akustisch nicht mehr anmerken. Das Turbotriebwerk erfüllt Euro IV und ist zusätzlich mit einem Dieselpartikelfilter (DPF) ausgestattet. Im Laufe des Jahres wird Seat für den Altea FR einen FSI Turbo-Benzinmotor bringen.
Wegen der respektablen Power und des so sportlichen Anspruchs an die FR-Reihe haben die Spanier dem "Agil-Fahrwerk" mit McPherson-Federbeinen und unten liegenden Dreiecksquerlenkern vorne sowie der Mehrlenker-Hinterachse eine straffere Abstimmung verpasst und die Bremsanlage vergrößert: An den Vorderrädern durchmessen die innen belüfteten Bremsscheiben 312 Millimeter, an den Hinterrädern 286 Millimeter. Serienmäßig verfügt der Altea FR über acht Airbags, ABS, ESP mit Bremsassistent EBA, die Traktionskontrolle TCS und die "Driver Steering Recommendation", die in Extremsituationen den Geradeauslauf unterstützen soll.
Das funktioniert so: Wenn ESP erkennt, Zitat: "dass sich das Fahrzeug wegen Übersteuerns in einer instabilen Situation befindet, sendet sie ein Signal an die Lenkung, damit deren Elektromotor automatisch in die richtige Richtung gegenlenkt. Dies wird vom Fahrer wie eine "Empfehlung" der Lenkung für einen Lenkeinschlag zur Stabilisierung des Fahrzeugs empfunden. Auf trockenem Asphalt nimmt der Fahrer diese "Empfehlung" kaum wahr. Am wirkungsvollsten erweist sich das System daher auf Straßen mit unterschiedlicher Haftung auf den beiden Fahrzeugseiten. Durch ESP mit Driver Steering Recommendation werden Stabilität und Spurtreue verbessert, während sich der Bremsweg um fünf bis zehn Prozent verkürzt. Allerdings gibt das System dem Fahrer in kritischen Situationen nur Empfehlungen für bestimmte Lenkmanöver. Das Fahrzeug steuert sich mit dieser Funktion nicht selbst, der Fahrer ist also zu jeder Zeit für die Kontrolle über sein Fahrzeug selbst verantwortlich." Zitat Ende. Bei den ersten Ausfahrten in Spaniens Süden konnte sich das System nicht wirklich bemerkbar machen. Da wird erst ein Test tiefere Erkenntnisse bringen.
Die Serienausstattung ist reichhaltig: Zwei-Zonen-Klimaanlage, höhenverstellbarer Fahrersitz mit verstellbarer Lordosenstütze, um 140 Millimeter längsverstellbare Rücksitze mit verstellbarer Rückenlehne, die im Verhältnis 60 zu 40 umklappbar ist, Staufächer unter den Vordersitzen, elektrische Fensterheber an allen vier Seitenfenstern, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, elektrisch einstell- und anklappbare Rückspiegel, Bordcomputer, höhen- und längsverstellbares Lenkrad und Radio mit CD-Laufwerk.
Ende März kommt der sportlich ambitionierte Kompaktvan Seat Altea FR auf den deutschen Markt. Der Preis steht noch nicht fest, soll aber "auf jeden Fall unter 26 000 Euro" liegen: In Spanien kostet der Seat Altea FR 25 835 Euro. Da freut sich der sportlich ambitionierte Jungvater, denn Spaß wird er mit dem Altea FR haben. Ob er mit dem familientauglichen Sportgerät aber Formula Racing Ambitionen entwickeln wird? Ich wage es zu bezweifeln. (ar/RPB)
Von Rolf-Peter Bleeker