Fahrberichte

Citroen C6: Neue Größe, alte Wurzeln

29.01.2006
Mit dem neuen C6 will Citroen windschnittig zwischen die starke Konkurrenz von Mercedes, BMW und Audi gleiten. Die als Nachfolger der legendären Göttin DS angekündigte und jetzt in Deutschland eingeführte Limousine setzt gegen die einheimischen Platzhirschen in der oberen Mittelklasse vor allem auf extravagantes Design und außergewöhnlichen Reisekomfort. Beim Preis unterscheidet sich die mindestens 42 500 Euro teure Limousine jedenfalls nicht erheblich vom Wettbewerb.

Nach fast sechs Jahren Unterbrechung gibt es nun wieder eine große Citroen-Limousine. In guter Tradition ihrer Spitzenmodelle und ganz anders als vergleichbare deutsche Fahrzeuge in dieser Klasse haben die Franzosen den C6 deutlich als Reiselimousine konzipiert. So ist das hydropneumatische, elektronisch geregelte Fahrwerk eher weich ausgelegt und verhärtet sich erst dann, wenn der Fahrer über den Gasfuß volle Leistung fordert.

Lange Strecken sind also die Domäne des großen Franzosen, enge Kurven dagegen bewältigt er zwar souverän, aber nicht wirklich mit Herzblut. Die etwas teigige Lenkung und die zwar ausladenden, letztlich aber viel zu wenig Halt bietenden Sitze tragen zum insgesamt eher indirekten Fahrgefühl bei. Unebenheiten allerdings schluckt der C6 ohne Murren, wobei ihm hier sein knapp drei Meter langer Radstand zugute kommt.

Eine gelungene Kombination aus Anleihen bei legendären Vorgängern wie der DS oder dem XM und eine gleichzeitig moderne wie mutige Linienführung sichern dem neuen Citroen im Alltag die Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer. Ob die exaltierte Formensprache mit mächtiger Front, sanft nach hinten abfallender Dachlinie und relativ kurzem Heck auch über die Jahre kommt, wird die Zukunft zeigen.

Platz gibt es im 4,90 Meter langen C6 hinten und vorne mehr als genug. Hinzu kommt eine reichhaltige Ausstattung, unter anderem mit serienmäßigen Xenonscheinwerfern. In den höheren Niveaus "Pallas" und "Exclusive" finden sich dann auch spezielle Features, wie ein Head-Up-Display, das auf Wunsch Geschwindigkeit oder Navigationshinweise in die Windschutzscheibe einblendet.

Wenig auszusetzen gibt es an den Motoren. Der V6-Diesel stammt aus der Kooperation von Ford und PSA und verrichtet schon in diversen anderen Modellen wie dem Jaguar XJ und dem Peugeot 607 seinen Dienst. Der leise Biturbo-Selbstzünder leistet 150 kW/204 PS und überzeugt mit mächtigem Durchzug sowie günstigem Verbrauch. Weniger stark wird wohl der alternativ angebotene 3,0-Liter-V6-Ottomotor mit 155 kW/211 PS nachgefragt werden. Der Benziner ist zwar ein überzeugender Vertreter seiner Art, schluckt jedoch schon im Normverbrauch 2,5 Liter mehr Sprit, noch dazu vom teuren Superkraftstoff. Andererseits kostet der Diesel bei gleicher Ausstattung stolze 3 000 Euro Aufpreis. Für beide Motoren steht ausschließlich eine sanft arbeitende Sechsgang-Automatik zur Verfügung.

Im Spätsommer soll dann ein Vierzylinder-Diesel als Basismotorisierung folgen. Der 2,2-Liter-Motor wird vermutlich um die 180 PS leisten und den mit 42 500 Euro doch recht teuren Einstieg in die Spitzenbaureihe etwas erleichtern.

Trotz selbstbewusster Preise will Citroen von seinem Flaggschiff im ersten vollen Verkaufsjahr 2007 in Deutschland immerhin 6 000 Einheiten absetzen, so viel wie auf dem französischen Heimatmarkt. Dort fand der C6 übrigens bereits einen prominenten (Bei-)Fahrer: Staatspräsident Jacques Chirac hat schon im letzten Sommer zugegriffen und den großen Citroen zur Staatskarosse befördert. Auch dies hat in Frankreich Tradition. Kein schlechtes Omen für den neuen C6, wie man meinen sollte. Peter Eck/Holger Holzer/mid


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