Jaguar XK Coupe und Cabrio: Souveräne Figur
01.02.2006
Jaguar meldet sich auf der Sonnenseite des Lebens zurück: Rechtzeitig zum Beginn des Frühlings bringen die Briten jetzt die zweite Generation des Jaguar XK an den Start. Der ebenso sportliche wie elegante Zweitürer steht in direkter Erbfolge des legendären E-Type und startet am 31. März gleichzeitig als Cabrio und Coupé. Die Preise für das geschlossene Modell beginnen bei 81 500 Euro, für das Cabrio wird ein Open-Air-Zuschlag von 8 000 Euro fällig. Obwohl der allgemeine Trend zum massiven Faltdach geht, bleiben die Engländer dem konventionellen Stoffverdeck treu: Das macht einen schlanken Hintern, steht dem Wagen auch geschlossen gut und lässt auf Knopfdruck binnen 18 Sekunden vollautomatisch die Sonne herein.
Der neue Sportwagen mit der endlos langen Motorhaube, den prächtig ausgeformten Kotflügeln, dem breiten und muskulösen Heck und der von Konzernschwester Aston Martin inspirierten Silhouette basiert technisch auf dem Flaggschiff XJ und übernimmt deshalb auch dessen Karosserie aus Aluminium. Sie wird wie im Flugzeugbau geklebt und genietet und ist damit etwa 140 Kilogramm leichter als beim Vorgänger und auch der Konkurrenz ein paar entscheidende Pfunde voraus. Nicht nur bei der Beschleunigung zahlt sich die leichte Karosserie aus. "Mit ihr wird der XK fahraktiver, lässt sich noch leichter lenken und verzögert effizienter", sagt Jaguar-Entwicklungschef Al Kammerer.
Obwohl die Abmessungen des 4,79 Meter langen Zweitürers nahezu unverändert bleiben, bietet der Wagen innen jetzt wegen des um 16 Zentimeter auf 2,75 Meter gestreckten Radstandes und der tieferen Sitzposition deutlich mehr Platz als früher. Dennoch bleiben die beiden mit Leder ausgeschlagenen Nischen im Fond weiterhin nur Notsitze für kurze Strecken. "Wir waren zwar selbst etwas überrascht, aber mehr Platz wollen unsere Kunden dort hinten gar nicht", berichtet Jaguar-Designchef Ian Callum. Allerdings kann man die Rückbank zumindest beim Cabrio auch gut als Ergänzung zum Kofferraum gebrauchen.
Auf ersten Testfahrten macht der neue Jaguar eine ausgesprochen souveräne Figur, weil er auch auf schlechten Straßen stets Ruhe bewahrt, sich wieselflink durch enge Kurven zirkeln lässt und selbst das Cabrio frei von allen Karosseriegeräuschen bleibt. Für den nötigen Fahrspaß und genügend frischen Wind sorgt dabei der 4,2 Liter große V8-Benziner aus der Limousine, der auf 219 kW/298 PS kommt und einen wunderbar sonoren Klang erzeugt. Mit maximal 411 Nm Drehmoment beschleunigt er in nur etwas mehr als sechs Sekunden auf Tempo 100 und ermöglicht in beiden Karosserievarianten mühelos eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Dabei geht der Normverbrauch mit 11,3 Litern für diese Kategorie völlig in Ordnung, wenngleich der Bordcomputer in der Praxis natürlich gerne auch mal 13 oder 15 Liter ausweist.
Wer es ruhig angehen lässt und der sechsstufigen Automatik nicht ins Handwerk pfuscht, erlebt den Sportwagen offen wie geschlossen als entspannten Gran Tourismo: zügig auf der Autobahn und ganz gelassen auf den schönsten Straßen dieser Welt. Doch wer beherzt aufs Pedal tritt und die Gänge mit den Lenkradpaddeln selber wechselt, dem zeigt sich der XK in der neuen Auflage auch als ernstzunehmender Sportwagen, der wie gemacht ist für enge Küstenstraßen, steile Bergpässe und abgesperrte Rundstrecken.
Doch der neue Jaguar ist auch ein intelligenter Technologieträger: Für den Fußgängerschutz gibt es neben der weichen Frontpartie erstmals zwei Airbags unter der Motorhaube, die bei einem Fußgängerunfall die Knautschzone zwischen Mensch und Motorblock um bis zu 15 Zentimeter vergrößern. Die Ausstattung ist standesgemäß umfangreich. So kommt das Fahrzeug serienmäßig mit einem elektronischen Stabilitätsprogramm, vier Airbags, Ledersitze mit dreistufiger Sitzheizung, Klimaautomatik, Infotainment-Center mit Navigationssystem, Bluetooth-Schnittstelle, Audio-Anlage mit CD-Wechsler sowie Bi-Xenon-Scheinwerfern daher.
In Deutschland hat Jaguar derzeit zwar auf den ersten Blick nicht viel nicht zu lachen. Schließlich sind die Zulassungen im letzten Jahr noch einmal um fast 20 Prozent auf etwa 3 800 Fahrzeuge gefallen. Doch zumindest über den neuen XK muss sich Deutschland-Chef Jeff Scott keine Sorgen machen. Weil er in diesem Jahr wohl nur 600 Autos aus dem Werk in Castle Bromwich bekommen wird, schon jetzt aber rund 200 Blindbestellungen in der Importeurs-Zentrale eingegangen sind, dürften Cabrio und Coupé schon bald ausverkauft sein. Mittelfristig will Scott natürlich deutlich mehr Autos ins Land holen. Schließlich wurden schon vom Vorgänger immer 1 200 bis 1 400 Fahrzeuge pro Jahr verkauft. Claire Stahl/mid