Audi Q7: Die Kraft der Größe
09.02.2006
Sie sollen die schiere Kraft großer Geländewagen mit der Vielseitigkeit luxuriöser Vans vereinen und sind vor allem in Amerika noch immer die Bestseller der automobilen Oberklasse. Jetzt kommen große Sports Utility Vehicles (SUV) auch aus Ingolstadt. Der am 10. März bei den Händlern eintreffende Audi Q7 kostet in der Basisversion 48 900 Euro und tritt an gegen die etablierten deutschen Konkurrenten BMW X5, Mercedes-Benz ML-Klasse, Porsche Cayenne und VW Touareg.
Dabei ist die Mission des knapp 5,10 Meter langen Q7 eindeutig: Mit dem mächtigen Allrader will Audi insbesondere in den USA zu neuer Größe finden und die Wettbewerber auf die Plätze verweisen. In Deutschland startet der Q7 zunächst mit zwei Motoren, einem 257 kW/350 PS leistenden 4,2-Liter-V8-Benziner mit Direkteinspritzung und einem 3,0-Liter-V6-TDI, der 171 kW/233 PS entwickelt, jeweils in Kombination mit einer Sechs-Gang-Automatik. Bereits im Sommer soll ein neuer 3,6-Liter-V6-Benzindirekteinspritzer mit 206 kW/280 PS das Angebot ergänzen. Außerdem in der Pipeline: eine Hybrid-Version des V8-Benziners sowie ein Achtzylinder-TDI und ein Zehnzylinder-Benziner als ultimative Kraftpakete für den starken Audi.
Big is beautiful: Im SUV-Segment liebt man gewaltige Dimensionen und so war bereits der Vorläufer des Audi Q7, die spektakuläre Studie Pikes Peak, der Star aller großen Automobilsalons. Dabei kann der Q7 auf Eigenschaften verweisen, die ihm im dicht besetzten Feld der Luxus-Offroader eine Sonderstellung einräumen sollen: Der Allrader vereint die Eigenschaften eines sportlichen Kombis mit dem Raumangebot eines komfortablen Vans.
Tatsächlich setzt sich der Audi mit einem Radstand von über drei Metern an die Spitze der Raumlimousinen, dazu glänzt der mit bis zu sieben Sitzen lieferbare SUV mit der wohl großzügigsten Beinfreiheit der Klasse für die Passagiere in der zweiten Reihe und einem üppigen Ladevolumen von bis zu 2 035 Litern. Die optionale dritte Sitzreihe ist allerdings wie bei den Wettbewerbern eigentlich nur Kindern zuzumuten. Dafür ist die Variabilität dank der leicht verschiebbaren und faltbaren Sessel fast schon beispielhaft. Am meisten beeindruckt der Q7 jedoch durch die standesgemäß gediegene Verarbeitung und Qualität aller Interieurmaterialien.
Überraschend ist die sportliche Dynamik, die der 2,3 Tonnen schwere Allrader auf kurvenreichen Landstraßen entfaltet. Dank einer direkt ausgelegten Lenkung gibt sich das Fahrzeug subjektiv hier fast so aktiv und beweglich wie ein kompakter A4 - ein Eindruck, der sich erst im Großstadtverkehr relativiert. Denn nicht nur beim Rangieren in engen Parkhäusern erfordern die großen Abmessungen erhöhte Aufmerksamkeit. Dafür präsentiert sich das Oberklasse-SUV auf Langstrecken als entspannter Gleiter, der optional auch mit einer Luftfederung erhältlich ist. Dabei lassen sich per Knopfdruck verschiedene Programme einstellen, die von Komfort bis zu sportlichem Handling reichen.
Für Geländefahrten bringen zwei spezielle Offroad-Modi bis zu 35 Millimeter zusätzliche Bodenfreiheit und auch für Fahrten mit Anhängern - Bootstrailer oder Pferdeanhänger dürfen bis zu 3,5 Tonnen wiegen - gibt es ein besonderes Federungsprogramm. Auf eine Geländeuntersetzung wie sie in Hardcore-Offroadern üblich ist, verzichtet das Allradsystem. Allerdings setzen die Ingolstädter wie übrigens auch bei den Sportlern RS4 und S8 ein neues Mittendifferenzial ein, das die Antriebskraft im Gelände je nach Bedarf bis zu 65 Prozent nach vorne oder bis zu 85 Prozent nach hinten leitet. Falls ein Rad einer Achse durchdreht, regelt es eine elektronische Differenzialsperre durch Bremseingriff ab. Ohne Untersetzungsgetriebe beschränkt sich die Offroad-Tauglichkeit zwar auf Ausritte in leichteres Gelände oder die Bewältigung verschneiter Bergpfade, aber mehr wollen SUV-Fahrer ihren Edel-Offroadern eigentlich auch nicht zumuten.
Souveränität erhält der Offroader zudem durch den 257 kW/350 PS leistenden 4,2-Liter-V8-Benziner mit Direkteinspritzung und den alternativ zur Verfügung stehenden 3,0-Liter-V6-TDI mit 500 Nm Drehmoment. Eindrucksvoll ist die Mühelosigkeit, mit der die Maschinen das Schwergewicht in Bewegung setzen. Während der Benziner sportliche Fahrleistungen ermöglicht, überrascht der durchzugsstarke Diesel mit einem vergleichsweise bescheidenen Gesamt-Verbrauch von 10,5 Litern auf 100 Kilometer. Bei kräftigem Tritt auf das Gaspedal entwickeln beide Triebwerke jenen kraftvollen Sound, den nicht nur die Amerikaner so sehr lieben.
Mit dem Q7 als Zugmaschine und Imageträger startet Audi eine Offroad-Offensive, mit der die Ingolstädter auf dem weltweit wachsenden SUV-Markt und besonders in den USA zu einem der größten Anbieter werden wollen. Profitieren könnten davon auch die anderen Modellreihen mit Quattro-Antrieb und die bereits in den Startlöchern stehende Neuauflage des Audi Allroad. Wolfram Nickel/mid
Technische Daten Audi Q7: Fünftüriges Sport Utility Vehicle (SUV); 4,2-Liter-V8-Benziner mit FSI-Benzindirekteinspritzung, 257 kW/350 PS, max. Drehmoment 440 Nm bei 3 500 U/min, 0 auf 100 km/h: 7,4 Sek., Höchstgeschwindigkeit 244 km/h, Verbrauch 13,6 Liter/100 km, Anhängelast 3 500 kg, Abgasnorm Euro 4; Preis ab 64 900 Euro; 3,0-Liter-V6-Turbo-Diesel mit Common-Rail-Technik und Rußpartikelfilter, 171 kW/233 PS, 500 Nm bei 1 750-2 750 U/min, 9,1 Sek., 210 km/h, 10,5 Liter, 3 500 kg, Euro 4; ab 48 900 Euro; ab Sommer 2006: 3,6-Liter-V6-Benziner mit FSI-Benzindirekteinspritzung, 206 kW/280 PS, 8,3 Sekunden, 220 km/h, Euro 4, Preis noch nicht bekannt. mid/ni