Fahrberichte

Alfa 159 Sportwagon: Familiensport

06.03.2006
Mit dem neuen Alfa 159 Sportwagon komplettiert Alfa Romeo seine Mittelklasse-Baureihe. Nur wenige Monate nach dem Start der Stufenheck-Limousine kommt die Kombiversion am 25. März zu den deutschen Händlern. Bei 27 150 Euro beginnt die Preisliste, das entspricht einem Zuschlag für den Sportwagon gegenüber dem Viertürer von 1 250 Euro.

In der Vorgänger-Baureihe Alfa156 war der Kombi in Deutschland mit 70 Prozent Verkaufsanteil das unangefochtene Volumenmodell der Italiener; entsprechend große Hoffnungen setzt die Fiat-Tochter in die Neuauflage. Im laufenden Jahr werden noch mindestens 7 000 Neuzulassungen in Deutschland erwartet.

Gelingen könnte dies, weil Design-Altmeister Giorgetto Giugiaro dem Alfa 159 eine schnörkellos sportliche Linie in bester Marken-Tradition aufs Blechkleid gezaubert hat und sich der Kombi durch seine gestreckten Proportionen und seine insgesamt flache Silhouette aus jeder Perspektive sehen lassen kann. Und weil Alfa auch die praktische Seiten des Fünftürers verbessert hat: 445 Liter Gepäck schluckt der Kofferraum jetzt, 40 Liter mehr als die Limousine und fast 70 Liter mehr als sein Vorgänger.

Mit Hinweisen auf das nochmals deutlich größere Ladevolumen etwa eines Skoda Octavia oder eine Opel Vectra braucht man eingefleischten Alfisti wahrscheinlich gar nicht erst zu kommen. Trotzdem wäre es wünschenswert gewesen, dass sich die geteilt umklappbare Rücksitzbank zu einer ebenen Ladefläche umlegen ließe. Statt dessen entsteht eine unpraktische Stufe, die die Nutzbarkeit des Gepäckabteils einschränkt. Auch erschwert das vergleichsweise kleine Heckfenster die Sicht nach hinten; der Kauf einer Einparkhilfe ist wie bei vielen anderen neuen Autos praktisch Pflicht.

Bei den Abmessungen liegt der 4,66 Meter lange und 1,83 Meter breite Kombi exakt auf dem Niveau der Limousine, auch der Radstand ist mit 2,70 Metern identisch. Allzu große Beinfreiheit auf den hinteren Sitzen darf man also nicht erwarten, eher eine sportliche Enge nach Art eines BMW 3er, der den Alfa-Ingenieuren auch in puncto Fahrdynamik als Vorbild vorschwebt. Die Federung des Fronttrieblers wirkt ausgewogen und reagiert nur auf Querfugen etwas hölzern, die Lenkung ist präzise und die gegenüber dem Vorgänger versteifte Karosserie gibt sich kaum einer Seitenneigung hin.

Für den deutschen Markt bietet Alfa sechs Motoren an: drei Benziner und drei Diesel mit einem Leistungsspektrum von 88 kW/120 PS bis 191 kW/260 PS. Die meisten Kunden werden sich nach Einschätzung des Importeurs für den 1,9-Liter-Multijet-Diesel mit 110 kW/150 PS entscheiden. Zwar stört hier das ausgeprägte Turboloch unterhalb von 2 000 Umdrehungen, oberhalb dieser Marke gefällt der Selbstzünder aber mit einem ruhigen Lauf, einer gleichmäßigen Leistungsentfaltung und einem geringen Verbrauch von sechs Litern je 100 Kilometer. An der Spitze der Motorenpalette steht der auch im Brera eingesetzte 3,2-Liter-V6-Benziner mit 191 kW/260 PS, der ausschließlich gekoppelt mit einem Allradantrieb erhältlich ist. Alle Motorvarianten werden mit einem leicht zu schaltenden Sechsganggetriebe kombiniert.

Als verlockende emotionale Alternative in der Mittelklasse dürfte der neue Alfa159 Sportwagon seinen Weg auf dem deutschen Markt machen. Ob die Beteuerungen des Herstellers Gültigkeit haben, keine Kompromisse mehr zu Lasten der Qualität einzugehen, wird man wohl erst in zwei bis drei Jahren sehen, wenn die Alfas der neuen Generation ihre ersten Inspektionen und Hauptuntersuchungen hinter sich gebracht haben. Verarbeitung und Materialauswahl deuten zumindest darauf hin, dass die Italiener auf dem richtigen Weg sind. Michael Hoffmann/mid

Technische Daten Alfa 159 Sportwagon: 1,9-Liter-Benziner, 118 kW/160 PS, max. Drehmoment 190 Nm bei 4 500 U/min, 0-100 km/h in 9,9 Sek., Höchstgeschwindigkeit 210 km/h, Verbrauch 8,7 Liter/100 km, ab 27 950 Euro; 2,2-Liter-Benziner, 136 kW/185 PS, 230 Nm bei 4 500 U/min, 9,0 Sek., 220 km/h, 9,4 Liter, ab 29 350 Euro; 3,2-Liter-V6-Benziner, 191 kW/260 PS, 322 Nm bei 4 500 U/min, 7,2 Sek., 237 km/h, 11,5 Liter, ab 36 150 Euro; 1,9-Liter-Diesel, 88 kW/120 PS, 280 Nm bei 2 000 U/min, 11,2 Sek., 190 km/h, 5,9 Liter, ab 27 150 Euro; 1,9-Liter-Diesel 110 kW/150 PS, 320 Nm bei 2 000 U/min, 9,6 Sek., 208 km/h, 6,0 Liter, ab 29 150 Euro; 2,4-Liter-Diesel, 147 kW/200 PS, 400 Nm bei 2 000 U/min, 8,6 Sek., 226 km/h, 6,8 Liter, ab 33 150 Euro. mid/mh


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