Fahrberichte

Mitsubishi L200: Familien im Visier

06.03.2006
Familien und Kombikäufer nimmt Mitsubishi mit der Neuauflage des Pick-up L200 ins Visier. Ein gefälliges, windschnittigeres Design und ein höheres Komfortniveau im Innenraum der Doppelkabine sollen dem Marktführer in Deutschland und Europa dabei helfen, das Image des Arbeitstiers abzustreifen und sich als Familienauto anzudienen. Gewerbetreibende kommen nach wie vor mit den Versionen mit Einzelkabine auf ihre Kosten. Ende März kommt der neue L200 zu Preisen ab 21 990 Euro auf den Markt; die Variante mit Doppelkabine ist ab 26 190 Euro erhältlich.

Bei allen Versuchen der Hersteller, Pick-ups mit einem Hauch Lifestyle zu verzieren und als Pkw- und SUV-Alternative zu etablieren, sind die Lastenträger aus ihrer Nische in Deutschland bislang nicht herausgekommen. Der herbe Nutzfahrzeugcharme, der eingeschränkte Komfort im Innenraum und die unübersichtlichen Abmessungen erschweren bisher den Wechsel der typischen Pkw-Klientel; es sei denn, sie packen gern ein Motorrad oder Quad auf die Ladefläche.

An den Komfortmängeln hat Mitsubishi gearbeitet: So ist nun auf der zweiten Reihe in der Doppelkabine genügend Platz, um auch längere Strecken klaglos zu überstehen. Das ändert allerdings nichts am immer noch zu hohen Geräuschniveau des nur mäßig gedämmten Dieselmotors. Auch die etwas rührige Schaltung und die trotz Servo-Unterstützung schwergängige Lenkung haben mit Pkw-Standard noch zu wenig zu tun. Ansonsten aber kann sich der Innenraum durchaus sehen lassen, Materialqualität und Armaturendesign könnten so auch von einem normalen Auto stammen. Und trotz der hinteren Starrachse mit Blattfedern gibt sich der L200 bei Unebenheiten gutmütig und verschont die Insassen vor allzu harten Stößen.

Insgesamt bietet Mitsubishi den Allrader in drei Karosserievarianten mit Einzelkabine "Single Cab", verlängerter Einzelkabine "Club Cab" und als viertürige Doppelkabine "Double Cab" an. Während sich die ersten beiden Versionen nach wie vor mit bis zu 2,20 Metern Laderaumlänge und bis zu einer Tonne Nutzlast als robuste Begleiter im Arbeitsalltag verstehen, haben sich die Ingenieure beim Doppelkabiner den Zugewinn an Bewegungsfreiheit im Innenraum mit einer auf 1,33 Meter verkürzten Ladefläche erkauft. Stolz sind die Japaner außerdem auf den mit 11,80 Metern kleinsten Wendekreis in der Liga der großen Pick-ups. Das soll Kunden die Angst vor verwinkelten Innenstädten und engen Parkhäusern nehmen.

Ebenfalls ungewöhnlich in dieser Klasse ist das elektronische Stabilitätsprogramm, das in der Ausstattung "Intense" angeboten wird. Alle Varianten des L200 werden von einem 2,5-Liter-Common-Rail-Diesel mit 100 kW/136 PS angetrieben, dessen Drehmoment von 314 Nm bei 2 000 U/min anliegt. Das reicht für akzeptable Fahrleistungen und ein gelassenes Mitschwimmen im Verkehr. Der Durchschnittsverbrauch liegt bei 8,6 Litern, das Triebwerk erfüllt die Abgasnorm Euro. Ein Partikelfilter steht allerdings erst ab dem Sommer als Nachrüstlösung für 650 Euro plus Montagekosten zur Verfügung. Ebenfalls im Sommer wird das Antriebsangebot um eine 121 kW/165 PS starke Version des Selbstzünders mit 410 Nm Drehmoment ergänzt.

4 000 bis 5 000 Fahrzeuge will Mitsubishi in vollen Verkaufsjahren vom neuen L200 in Deutschland absetzen und damit an die besten Jahres des Vorgängers anknüpfen. Angesichts der gelungenen Neuauflage erscheint das durchaus realistisch, doch ob sich unter den neuen Kunden, wie Deutschland-Chef Thomas Kursch hofft, viele Familien und ehemalige Kombibesitzer befinden werden, muss sich erst noch zeigen. Michael Hoffmann/mid

Technische Daten Mitsubishi L200: Pick-up in drei Karosserievarianten, Daten für Version mit Doppelkabine: 2,5-Liter-Dieselmotor, 100 kW/136 PS, max. Drehmoment 316 Nm bei 2 000 U/min, Beschleunigung 0-100 km/h in 14,6 Sek., Höchstgeschwindigkeit 167 km/h, Verbrauch 8,6 Liter/100 km, Abgasnorm Euro 4, Preis ab 26 190 Euro. mid/mh


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