Fahrberichte

Audi TT: Die Ikone wächst

19.06.2006
Wie mache ich eine Design-Ikone noch schöner und besser. Vor diesem Problem stand Audi mit dem neuen TT. Die alte Form bewahren und trotzdem etwas Neues schaffen, während man der Konkurrenz aus München und Zuffenhausen auf den ebenfalls schön gestrickten Pelz rückt. Die Operation ist gelungen, der neue TT hat dem Vorgänger in jeder Hinsicht etwas voraus.

Audi wird das neue TT-Coupé ab 1. September zu Preisen ab 31 900 zu den Händlern bringen. Das Cabrio wird im Herbst vorgestellt und soll frühestens Anfang 2007 ausgeliefert werden. Die neue Basis des Coupés folgt erst etwas später (und wohl mit einem FSI mit mindestens 150 PS), zu Beginn können die Kunden zwischen einem 2,0-Liter-Turbo mit Benzindirekteinspritzung (TFSI) mit Frontantrieb und dem Top-Modell 3,2-Liter V6 mit dem Allradantrieb Quattro wählen. Dafür berechnen die Ingolstädter mindestens 39 900 Euro.

Der TT ist gewachsen, die Linien wirken dadurch gestreckter und dynamischer. Modische Lichtkanten auf der Motorhaube und in der Seitenlinie betonen den eleganten Auftritt. Er misst jetzt in der Länge 4,18 Meter, in der Breite 1,84 Meter und in der Höhe 1,35 Meter. Der Radstand wuchs ebenfalls auf 2,47 Meter. Statt eines festen Heckspoilers wie beim Vorgänger fährt jetzt ab Tempo 120 ein Heckflügel nach oben und sorgt für mehr Anpressdruck. Auf Wunsch fährt er auch auf Knopfdruck nach oben.

Zur Ausstattung gehören unter anderem ESP, vier Airbags, Sportsitze, aktive Kopfstützen und eine Klimaautomatik. Der V6 offeriert zusätzlich Alcantara-Bezüge, eine Sitzheizung und Xenon-Licht. Das Doppelkupplungsgetriebe (DSG) S-Tronic kostet 2100 Euro Aufpreis. Kurvenlicht oder das adaptive Fahrwerk "Magnetic Ride" sind gegen Aufpreis erhältlich. Mit dem System kann die Härte des Fahrwerks per Knopfdruck variiert werden. Das macht den TT wenig härter, bei der ersten Ausfahrt empfanden wir den Unterschied als verschwindend gering. Im Normalbetrieb wird sich der Fahrer (oder die Fahrerin, denn bei den Damen ist der Ingolstädter sehr beliebt) nur selten auf die aktive Schlaglochsuche begeben. Ob die weniger runde Form das weibliche Geschlecht ebenso anspricht, wird die Zukunft weisen.

Der Zweiliter TFSI - bekannt unter anderem aus den Golf GTI - beschleunigt den TT in 6,6 Sekunden auf 100 km/h und erreicht 240 km/h Höchstgeschwindigkeit, der V6 erledigt den Spurt in 5,9 Sekunden und wird bei 250 km/h elektronisch eingebremst. Beide werden serienmäßig mit einem Sechsgang-Getriebe ausgeliefert. In den österreichischen Alpen fiel der Unterschied zwischen beiden nicht nur auf dem Papier klein aus. Weil der Sauger in der Höhe Leistung verliert  bis zu einem Prozent auf 100 Höhenmetern - stand ihm der Turbo in Sachen Leistung in Nichts nach. Also den kleinen Motor nehmen und die Ausstattung aufwerten, das spart ein paar tausend Euro, wenn man aufs Renommee des V6 verzichten kann.

Die Mittelkonsole ist im Gegensatz zum Vorgänger dem Fahrer zugewandt, die Instrumente sitzen in Höhlen und das Lenkrad ist - ähnlich dem Golf GTI - abgeflacht. Reminiszenz an den Vorgänger: Die runden Lüftungsdüsen sind weiter mit einem Chromring versehen. Dazu verwöhnt der TT mit sehr guten Sportsitzen, die ihn auch für lange Autobahnpassagen zum schnellen Begleiter machen. Der Qualitätseindruck insgesamt ist überragend. Da klappert nichts, alles fasst sich gut an, die Karosserie - obwohl leichter als beim Vorgänger dank des höheren Alu-Anteils - wirkt wie in Stein gemeißelt.

Das Fahrwerk mit McPherson-Vorderachse und jetzt Vierlenker-Hinterachse wirkt ausgewogen, dank des längeren Radstandes ist der Komfort gestiegen. Die elektrohydraulische Lenkung macht einen guten Eindruck: Direkt und trotzdem mit der nötigen Unterstützung. Dazu kommt beim V6 ein herrlich röhrender Sound ab 3500 Touren.

Auch der "Nutzwert" ist gewachsen. Auch wenn auf den Rücksitzen nur Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren mitfahren dürfen, liefert der TT durch bis zu 700 Liter Kofferraumvolumen für die Reise für zwei. 290 Liter sind es bei normaler Sitzkonfiguration. So erhält die Designikone einen sehr praktischen Anstrich - ohne den nötigen Stil vermissen zu lassen. (ar/sb)

Von Stephan Bähnisch


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