Fahrberichte

Kia Carnival: Lebensraum für die große Familie

21.06.2006
Mit der zweiten Ausgabe des Multi Purpose Vehicles (MPV) Kia Carnival hat der koreanische Hersteller Kia jetzt die Überarbeitung seines Modellprogramms für Europa erst einmal abgeschlossen. Vom 21. Juli an soll der fünf- bis siebensitzige, 4,80 Meter lange und mehr als zwei Tonnen schwere Verwandlungskünstler für Preise ab 27 490 Euro beim Händler stehen.

Unsere Familienministerin Ursula von der Leyen wird ihre reine Freude am Kia Carnival haben. Bringen die Koreaner doch ein weiteres Familienauto, zwar nicht gerade zum Schnäppchenpreis, aber doch zu einem, der sich im Wettbewerb mit anderen Siebensitzern gut messen kann, zumal der Carnival auch noch andere Qualitäten außer der dritten Sitzreihe bieten kann.

Die dritte Reihe gibt es gegen Aufpreis, aber die immense Zuladung von rund 800 Kilogramm und einen Laderaum, der ohne die beiden hinteren Sitzbänke eine Ladefläche von 183 Zentimeter Länge und ein maximales Volumen von 2840 Litern bietet, sind serienmäßig. Außerdem darf der Neue gebremste Zwei-Tonnen-Anhänger ziehen. Einer Erhöhung der Geburtenrate steht dieses Auto also nicht im Wege. Selbst gewichtige Erwachsene mit fünf groß gewachsenen, übergewichtigen Kindern überfordern diesen Lademeister nicht.

Natürlich passen auch die Fahrräder fürs aktive junge Paar ohne Kinder oder diverse andere Sportgeräte oder das große Gepäck für die kleinere Familie in den Carnival. Und dennoch überzeugt einen dieser Kia rasch davon, dass er gar nichts anderes sein will, als ein problemloses, variables, kostengünstiges Vehikel ohne Anspruch auf Rundenbestzeiten auf der Nordschleife des Nürburgrings. Dazu ist die Federung zu komfortabel, die Lenkung nicht präzise und direkt genug, und die Sitze sind auch nicht gerade für die Aufnahme hoher Seitenkräfte gebaut. Aber sie sind vielfach verstellbar und gut gepolstert. Da stört das Stuckern des Fahrwerks besonders bei höheren Geschwindigkeiten auf schlechten Straßen nicht so sehr.

Dieser Familienauto-Philosophie folgend, entspricht die Sicherheitsausstattung gehobenen deutschen Standards mit einer stabilen Fahrgastzelle, Frontairbags und Seitenairbags für alle Sitzreihen sowie aktiven Kopfstützen. Kia hat mit diesem Auto bereits die Crashtest in den USA mit sehr guten Ergebnissen absolviert und ist sicher, auch beim europäischen Crashtest EuroNCAP mit dem Bestwert von fünf Sternen bestehen zu können. Aber zum Unfall soll es gar nicht erst kommen. Darum kümmern sich ESP und Bremsassistent.

Den Kia-Designern in Korea, in den USA und im hessischen Eschborn kann man bescheinigen, dass sie sich mit Erfolg um eine Linie bemüht haben, die nach Europa passt. Vorbei ist die Zeit der verquasten Formen und der sinnlosen Zierelemente, die alte Kias sofort als Billig-Koreaner entlarvten. Klarer sind die Linien geworden und dynamischer. Die Optik zeigt den neuen Anspruch der Kia-Koreaner, diese Marke innerhalb des Hyundai-Konzerns eher in Richtung Premium zu bewegen.

Nun ist der Carnival keine auffällige Schönheit, aber von gefälligem Äußeren, sogar mit einem Hauch von Dynamik, wie man sie in Europa zur Zeit gern sieht. Er polarisiert nicht und will es auch gar nicht. Dabei zeigt der Carnival deutlich, dass Raum für alle und alles sein eigentlicher Lebenszweck ist.

Auch innen setzt sich der gefällige Eindruck fort. Das Armaturenbrett mit großer Mittelkonsole muss sich nicht verstecken. Seine Materialien sind zwar nicht hochwertig, aber wertig genug und gut verarbeitet. Die Instrumente lassen sich gut ablesen, und alle Hebel sitzen am rechten Platz.

Die zweifarbige Gestaltung des Innenraums bringt einen Hauch von Luxus ins Spiel. Sie wirkt modern und großzügig. Ein fast riesiges Handschuhfach und viele Ablagen erleichtern das Ein- und Aufräumen. Das alles schafft - zusammen mit den komfortablen Sitzen - Langstreckenkomfort, der nur bei der dritten Sitzreihe eingeschränkt ist. Dafür erleichtern die beiden Schiebtüren den Passagieren in der zweiten nd der dritten Reihe ihr Los als Hinterbänkler erheblich.

Wir fuhren die Dieselvariante Carnival 2,9 CRDi Diesel mit einem Hubraum von 2,9 Litern, verteilt auf vier Zylinder in Verbindung mit einer Fünf-Gang-Automatik. Der Diesel leistet 136 kW (185 PS) und bietet sein maximales Drehmoment von 343 Newtonmeter (Nm) zwischen 1750 und 3500 Umdrehungen pro Minute (U/min) an. Das bringt den 2,1 Tonner in 14,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 194 km/h. Auch das sind Werte, wie man sie beim einem Familientransporter akzeptieren kann. Der Verbrauch soll im Schnitt bei 9 Litern liegen; die Schadstoffklasse entspricht Euro IV; ein Rußfilter kann für 550 Euro nachgerüstet werden.

Neben dem Diesel, der sich für den Carnival als optimale Motorisierung eindeutig empfiehlt, wird auch ein Sechs-Zylinder-Benziner mit 2,7 Litern Hubraum und einer Leistung von 139 kW (189 PS) angeboten, der sein maximales Drehmoment bei 4000 U/min entwickelt, im Verbrauch bei durchschnittlich 11 Litern liegt und die 100 km/h nach 15,7 Sekunden sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 182 km/h mit Vier-Gang-Automatik oder 192 km/ mit einem Fünf-Gang-Handschalter erreicht. Für diesen Motor erwartet Kia in Deutschland einen Anteil von fünf Prozent am für 2006 noch gelanten Verkauf von rund 2700 Einheiten.

Der Kia Carnival wird in drei Ausstattungsvarianten angeboten - als Carnival CRDi LX ab 27 490 Euro, als EX Basis ab 29 190 Euro und als EX für 31 190 Euro. Für den Benziner, der nur in der EX-Version angeboten wird, werden 31 190 Euro fällig. Wie gesagt - kein Schnäppchenpreis, aber ein guter für einen 2,1 Tonner mit diesem Raumangebot für die große Familie. Nur für Frau von der Leyen mit Mann und sieben Kindern wäre er dann leider doch zu klein. (ar/Sm)

Von Peter Schwerdtmann


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