Seat Leon FR: Sportliche Familienbande
14.07.2006
Seat baut seine sportliche Modellpalette mit der FR-Reihe kontinuierlich aus. Gerade durften Ibiza und Altea die Schleier lupfen, folgt jetzt der Leon. Zur Wahl stehen der 2.0-Liter TFSI mit 200 PS aus dem Golf GTI oder der 2.0 TDI mit 170 Pferdestärken, der unter anderem auch den Passat befeuert. Familienbande eben, die aber über einen eigenen Charakter des Leon nicht hinweg täuschen.
Die Preise scheinen auf den ersten Blick mit 23 690 Euro für den Benziner und noch einmal 1000 Euro mehr für den Diesel recht deftig, relativieren sich ausstattungsbereinigt aber wieder. Die Mutter VW ist teurer.
Optisch setzt der FR bewusst auf den großen Auftritt. Große Räder (17 oder 18 Zoll) silberne Spiegel, veränderte Stoßfänger mit größeren Lufteinlässen vorn, eine um sieben Millimeter tiefer gelegtes Fahrwerk - all diese Attribute markieren schon optisch den Sportler. Hinten wurde das dicke Auspuffrohr in doppelter Ausführung verchromt. Innen geht es so weiter: Sportsitze, ein in Metall-Look prankendes FR-Logo an mehreren Stellen oder weiß unterlegte Instrumente sollen den Dynamiker unter den vornehmlich männlichen Kunden glücklich machen. Das funktioniert nach Angaben der Marketing-Strategen ganz ordentlich: Fast 40 Prozent aller Leon-Kunden entscheiden sich für einen Motor mit mindestens 140 PS. Dabei haben die Spanier die Komfort nicht vergessen. Das Fahrzeug liegt straff, federt aber gut ab.
Dazu liefert Seat in Sachen Sicherheit das komplette Paket inklusive ABS, ESP, Bremsassistent, Traktionskontrolle und mindestens sechs Airbags. Zwei weitere Airbags sind auf Wunsch erhältlich, ebenso Bi-Xenon-Kurvenlicht oder Anschlüsse für diverse Musikgeräte.
Besonders der Benziner ist eine Wucht. Der Motor verbindet Kraft in allen Lebenslagen mit einem kernigen Sound und angemessenem Verbrauch. Der 280 Nm stehen in einem breiten Drehzahlband zwischen 1800 und 5000 U/min zur Verfügung, bereits nach 7,3 Sekunden erreicht der Leon so die 100-km/h-Marke, erst bei 229 km/h ist Schluss.
Der Diesel steht ihm wenig nach, hat mit 350 Nm bei 1800 U/min noch mehr Drehmoment und klingt nicht mehr so nagelnd wie seine Brüder aus früheren Zeiten. 214 km/h Spitze und 8,2 Sekunden auf Tempo 100 können sich ebenfalls sehen lassen. Beide Motoren sind mit einem Sechsgang-Getriebe kombiniert, das konkurrenzlose DSG ist erst im Herbst verfügbar.
Besonders erwähnenswert unter diesen Systemen ist die Driver Steering Recommendation. Wenn die Rechnereinheit des ESP erkennt, dass sich das Fahrzeug wegen beginnenden Übersteuerns in einer instabilen Situation befindet, sendet sie ein Signal an die Lenkung, damit deren Elektromotor automatisch in die richtige Richtung gegenlenkt, ohne jedoch den Fahrzeugführer aus der Pflicht zu nehmen.
Fazit: Mit dem Leon FR ist Seat ein guter Kompromiss zwischen Sport und Komfort gelungen. Der Spanier leistet sich keine echten Schwächen, macht Spaß und ist komplett ausgestattet. Der Preis ist aufgrund der gebotenen Performance angemessen. Wer noch mehr Leistung braucht, muss auf den Cupra warten, der bei Seat stets die sportliche Speerspitze markiert und demnächst ebenfalls bei den Händlern stehen wird. (ar/sb)
Von Stephan Bähnisch