Fahrberichte

Porsche Cayman: Sehnsucht nach mehr

20.07.2006
Porsche hat ein neues Einsteigermodell - den Porsche Cayman. Das Vergnügen, einen Wagen des erfolgreichsten Sportwagenherstellers zu fahren, beginnt jetzt bei 47 647 Euro und nicht erst bei rund 10 000 Euro mehr für den Cayman S. Die Zuffenhausener wollen im kommenden Geschäftsjahr rund 20 000 Caymans beider Modelle verkaufen und zum Beispiel den TT, 350 Z oder Z4 das Leben am Markt erschweren.

Das Porsche-Gefühl beginnt jetzt mit 180 kW / 245 PS aus einem 2,7-Liter-Sechszylinder, der sein maximalen Drehmoment von 273 Newtonmeter zwischen 4500 Umdrehungen pro Minuten (U/min) und 6000 U/min abgibt. Das reicht für das Leichtgewicht von 1300 Kilogramm (nach DIN) für eine Beschleunigung von 6,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit mit dem serienmäßigen Fünf-Gang-Getriebe von 258 km/h. Die Pflicht hat der Cayman also geschafft. Er kann die Fahrzeuge recht zügig überholen, die bei 250 km/h abregeln. Auch das gehört zum Porsche-Gefühl.

Aber Ausritte mit Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn sind nicht der Lebenszweck eines Porsche. Das kann er zwar auch, aber schon nach den ersten Kilometern auf kurvenreichen Landstraßen drängt sich die Frage auf, wofür man die langweiligen Autobahnen eigentlich braucht. Nun gut, man kommt auf ihnen schnell voran. Aber das echte Vergnügen im Porsche braucht Kurven.

Besonders mit dem Sportpaket aus Sechs-Gang-Getriebe und Porsche Active Suspension Management (PASM) für einen Aufpreis von 2088 Euro beweist er sein Sportlerherz: Der Motor reagiert noch ein wenig spontaner, Seitenneigung in Kurven wird zu einem Begriff, den man getrost aus dem Wortschatz streichen kann, und das Sechs-Gang-Getriebe hilft hervorragend, den Cayman stets über 4500 Umdrehungen zu halten.

Mit dem PASM bietet der Cayman zwei unterschiedliche Charaktere an. Betätigt man den PASM-Schalter und bleibt im Bereich des höchsten Drehmoments, erzielt man das optimale Fahrerlebnis. Lässt man den Schalter ruhen und bleibt unter 4500 U/min, ist die Gangart deutlich ziviler, wenn auch nicht komfortabel. Auch dann lässt einen das Fahrwerk an der traurigen Entwicklung der Qualität deutscher Straßen unverblümt teilhaben.

Hat man erst einmal das Vertrauen in die - mit und ohne PASM - anscheinend unerschütterliche Straßenlage gewonnen, taucht zum ersten Mal die Sehnsucht nach mehr auf. Nicht, dass der Cayman untermotorisiert wäre. Aber die Sehnsucht nach mehr Leistung lässt sich kaum unterdrücken. Porsche hat den Cayman geschickt als echtes Einsteigerauto so positioniert, dass der Sprung zum S verlockend klein ist, und auch Boxter und 911 locken. Dahinter steckt wirtschaftliche Sehnsucht; denn Porsche will bald mehr als 100 000 Fahrzeuge pro Jahr verkaufen. Dabei sollen gerade jüngere Käufer die Schar der kaufwilligen Porsche-Enthusiasten vergrößern.

Die Optik außen und innen wird denen die Entscheidung erleichtern; denn auch als Cayman ohne S springt einen das Auto mit seiner dynamischen Form regelrecht an. Die voluminösen Radhäuser mit den serienmäßigen 17 Zöllern - hinten breiter als vorn - sprechen eine deutliche Sprache. Dabei hält einem der Cayman seine runden Formen stets vor Augen; denn der Fahrer hat die vorderen Radhäuser im Blick, und der Rückspiegel zeigt einem die Rundungen seines Knackarschs.

Drinnen will der Cayman seine Porsche-Gene ebenfalls unter Beweis stellen: Drei Rundinstrumente mit ergänzenden Digitalanzeigen, das dreispeichige Lederlenkrad, das Zündschloss links von der Lenksäule, die Bedienelemente und der große Bildschirm in der Mitte, der griffgünstige Schaltknüppel mit den bekannten kurzen Wegen, die Sitze mit gutem Seitenhalt - alles ebenso typisch Porsche wie die Verwendung edler Materialien für die Verkleidungen. Selbstverständlich ist auch die Ausstattung mit Sicherheitstechnik komplett, samt besonders standfester Bremsen aus dem Hause Brembo.

Typisch für das Mittelmotor-Coupé sind seine beiden Gepäckräume mit 150 Litern unter der Frontklappe und 260 Litern unter der großen Heckklappe. Das reicht sogar fürs kleine Urlaubsgepäck und erlaubt es dem stolzen Cayman-Besitzer, seine Entscheidung für dieses Auto auch mit dessen Alltagstauglichkeit zu begründen. Porsche hat das bei der Präsentation des Cayman ohne S auf seine Weise unterstrichen: In einem Film über den Cayman sah man einzig eine attraktive Blondine mit dem Cayman durch die Stadt bummeln und Einkäufe erledigen. Auch eine Art, die Kundenbasis zu verbreitern, den Altersdurchschnitt der Kunden zu senken und die Sehnsucht auf mehr zu kultivieren. (ar/Sm)

Von Peter Schwerdtmann


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