Fahrberichte

Opel Corsa: Ich bin zwei Autos

23.08.2006
Es liegt ein Lächeln auf dem Gesicht von Opel-Chef Hans Demant. Der Mann ist zufrieden mit dem neuen Corsa. Und das ist wichtig, extrem wichtig sogar. Wenn ein Auto bereits 9,4 Millionen Mal verkauft wurde, darf die neue Generation kein Flop werden. Der Corsa ist kein Flop. Er hat sogar das Zeug, in seinem Segment wieder die Nummer 1 in Europa zu werden. Dafür muss auch der Preis stimmen. 10 990 Euro kostet die Basis Corsa 1.0 mit 44 kW/60 PS als coupéhaft geschnittener Dreitürer. Die Preise für den Fünftürer beginnen bei 11 675 Euro. Am 7. Oktober rollt er zu den Händlern.

Opel Corsa Dreitürer. Foto: Auto-Reporter/Opel Mit der optischen Trennung von Drei- und Fünftürer hat Opel im Prinzip zwei neue Autos auf die Räder gestellt. In den Abmessungen gleicht der Fünftürer dem zweieiigen Zwilling mit drei Türen (Länge 3999 mm, plus 183 mm / Breite 1707, plus 61 mm / Höhe 1494, plus 52 mm im Vergleich zum Vorgänger), ansonsten kommen aber beide recht eigenständig daher. Bis zur A-Säule sind beide Fahrzeuge identisch, dahinter unterscheiden sie sich deutlich. Während der Dreitürer in Gürtellinie und Dachlinie an den Astra GTC erinnert, übernimmt der Fünftürer optische Anleihen beim Astra-Fünftürer. Typische Opel-Designelemente wie die Chromspange im Grill, die Bügelfalte in der Motorhaube oder Sicken zur optischen Straffung finden sich auch beim Corsa. Der Dreitürer bietet wegen der breiten C-Säule eine schlechte Sicht nach hinten.

Dazu gibt es für den Corsa eine Reihe von innovativen Lösungen wie das integrierte Heckträgersystem Flex-Fix für 490 Euro. Damit wurde das Rad nicht neu erfunden, aber der Träger, der sich einfach aus dem hinteren Stoßfänger herausziehen lässt, ist praktisch. Er wird auch in anderen Opel-Modellen Einzug halten. Weil das Reserverad eine Mulde benötigen würde, die der Träger schluckt, rollt der Corsa auf Runflat-Reifen. Das für die Klasse einmalige Halogen-Kurven- und -Abbiege-Licht (AFL) kostet 390 Euro, ESP ist für bei den kleineren Motoren 350 Euro zu haben. Als das Volumenmodell wird wie bisher die Version "Edition" erwartet, die mit dem 1,0-Liter-Motor 12 435 Euro kostet. Der 1,2 Liter-Benziner mit 59 kW/80 PS kostet 770 Euro Aufpreis. Über das Basismodell hinaus bietet das Editionsmodell unter anderem Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorn, eine Funkfernsteuerung für die Zentralverriegelung, den doppelten Laderaumboden DualFloor, eine asymmetrisch teilbare Rücksitzlehne und Kopfairbags sowie aktive Kopfstützen vorn.

Top-Motor ist vorläufig ein 1,7-Liter-Diesel, der in Verbindung mit der Ausstattung "Sport" als Fünftürer 20 190 Euro kostet. 92 kW/125 PS leistet der Selbstzünder, der noch aus einer Kooperation mit Isuzu stammt. 280 Nm bei 4000 U/min klingen gut, aber der Motor ist brummig und zäh in der Kraftentfaltung. Dafür reichen 200 km/h Höchstgeschwindigkeit auch für schnelle Autobahnetappen. Besser gefällt der 1,3-Liter mit 90 PS (170 Nm / 172 km/h), der ruhiger läuft und seine Kräfte harmonisch mobilisiert und ebenfalls mit einem Sechsgang-Getriebe zum Kunden rollt. Lediglich der gleich große Basis-Diesel muss mit fünf Gängen "auskommen". Ein Partikelfilter für die beiden 1,3-Liter-CDTI-Treibwerke kostet 525 Euro, beim 1,7-Liter ist er Serie.

Auch der 1,4-Liter-Benziner (173 km/h) überzeugt. Er hat mit 125 Nm bei 5600 U/min ausreichend Drehmoment und bleibt auch auf der Autobahn angenehm leise. Später folgt noch eine OPC-Variante, die etwa 200 PS leisten wird. Darauf darf sich der sportlicher Fahrer schon jetzt freuen, denn das Fahrwerk des Corsa hat bereits bei der ersten Ausfahrt gezeigt, dass es mehr verträgt als maximal 125 PS. Auch die geschwindigkeitsabhängige Servolenkung machte einen guten Eindruck.

In der Kleinwagenklasse, die mittlerweile die Vier-Meter-Marke als Länge etabliert hat, ist längst kein Darben mehr angesagt. Das beweist Opel mit dem Corsa deutlich. Bequeme Sitze, ausreichend Platz auch hinten und ordentliche Materialien gehören zum guten Ton. Ein "DualFloor" genannter Ladeboden ist in zwei Positionen höhenverstellbarer und ermöglicht die horizontale Unterteilung des Gepäckabteils (Volumen: 285 - 1100 Liter) sowie - in der oberen Stellung und bei umgeklappter Rücksitzlehne - einen bis zu den Lehnen der Vordersitze durchgehend ebenen Laderaumboden. Das ist gut und durchdacht gemacht. Im Dunkeln hübsch anzusehen ist auch das "Ambient Lightning", bei dem die Instrumente und Schalter von hinten durchleuchtet werden. Auf Wunsch lässt sich das Fahrzeug sogar mit Einlagen in Klavierlackoptik oder einem roten Bezug für den Armaturenträger aufpeppen.

75 000 neue Corsa will Opel noch in diesem Jahr in Europa verkaufen, 375 000 sollen es 2007 werden. Das ist wenig bescheiden, sollte aber aufgrund des gelungenen Gesamtpaketes gelingen. Hier stimmen auf den ersten Blick Optik, Leistung und Qualität, selbst wenn bei den Vorserienmodellen das eine oder andere Plastikteil klapperte oder schlecht eingepasst war. Wenn der Corsa seine Vorgaben erfüllt, würde Hans Demant noch ein bisschen mehr lächeln. (ar/sb)

Von Stephan Bähnisch


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