Fahrberichte

MX5 Roadster Coupé: Softies bekommen Konkurrenz

12.09.2006
Es gibt Puristen und solche, die das satt haben. Was ist nun besser, das Stoffverdeck überm Roadster oder das faltbare feste Dach? Diese Frage wird genauso wenig entschieden werden wie die, nach Front- oder Heckantrieb. Jedem das Seine, lautet jetzt dank Nischenstrategie beim Autokauf die Devise. Heute ist man doch froh über jeden Anbieter, der einem nicht nur seine Produktphilosophie aufdrücken will, sondern die Wahl lässt. Mazda ist jetzt selbst beim MX5 schwach - oder klug - geworden. Ab Dezember gibt es den MX5 als Roadster oder als Roadster Coupé, was heißt, dass Mazda für den MX5 nun auch ein "festes" Faltdach anbietet, für rund 1700 Euro mehr als die Stoffdach-Varianten.

Die Softies bekommen damit Konkurrenz. Rund ein Drittel der knapp 7000 MX5, die Mazda im kommenden Jahr verkaufen will, plant das Unternehmen mit dem faltbaren Hardtop zu verkaufen. Und die Voraussetzungen dafür sind günstig. Denn als Mazda-Zubehör kostet das lackierte Hardtop für die Stoffdachvariante mehr als 2000 Euro. Aber es ist nicht der Preis allein. Schließlich entscheidet bei Fahrzeugen wie diesem Roadster die Optik mehr über den Kauf als der Preis.

Das muss man den Mazda-Entwicklern neidlos zugestehen, ihnen ist eine Lösung gelungen, bei der die Warmduscher mit dem Klapp-Hardtop nicht am dicken Hintern zu erkennen sind. Bis hinter die Sitze sind beide Varianten identisch. Der Heckbereich wurde nur um 40 Millimeter angehoben. Man muss die beiden Varianten neben einander stehen sehen, um den Unterschied erkennen zu können.

Auch der Kofferraum blieb mit 150 Litern gleich groß, denn das Dach faltet sich hinter den Sitzen zusammen, ohne den Laderaum zu beeinflussen. Selbst der Verbrauch blieb gleich, obwohl das Faltdachauto um 37 Kilogramm schwerer geworden ist, was nur zu 18 Kilogramm dem Dach zuzuschreiben ist. Der Rest geht für weitere Versteifungen des Roadsters drauf, zum Beispiel für einen stärkeren Stabilisator an der Vorderachse.

Außerdem scheint Mazda so etwas wie ein Faltrekord gelungen zu sein. Das Dach öffnet und schließt in zwölf Sekunden, allerdings nur halbautomatisch. Wie beim Stoffverdeck muss der Fahrer einmal Hand anlegen, um das Dach zu verriegeln.

Das Roadster Coupé wird in denselben Varianten angeboten wie das Softdach-Modell, nur der Einstiegstyp fällt weg. Die Palette beginnt mit dem 1,8-Liter-Verzylinder mit 93 kW (126 PS) für 25 500 Euro. Die Spitzenversion mit 2,0-Liter-Vierzylinder mit 118 kW (160 PS), Sechs-Gang-Handschalter und 17-Zoll-Rädern kostet 29 100 Euro. Der kleine Spaßmacher MX5 ist also auch in seiner dritten Generation immer noch ein vergleichsweise günstiges Angebot.

Immer noch frisst er gierig Kurve auf Kurve mit einer Agilität, die sich aus seiner gleichmäßigen Verteilung der Lasten auf die Achsen ebenso erklärt wie aus seinem mit rund 1200 Kilogramm geringen Gewicht, seiner direkten und präzisen Lenkung sowie seiner straffen Fahrwerksabstimmung. Dabei kann man aber festhalten, dass die Mazdas dem Roadster Coupé bei der Abstimmung eine Spur mehr Komfort gegönnt haben. Das passt sehr gut zum gar nicht mehr so puristischen Innenraum der dritten Generation.

Aber wer will denn wirklich heute noch den konsequenten Verzicht auf Komfort? Neulich trafen wir auf einer englischen Autobahn die beiden letzten echten Puristen bei einer Fahrt durch strömenden Regen: Ein Ehepaar im fortgeschrittenen Alter im Triumph TR 6, vor dem Regen geschützt durch eine eingeknöpfte Persenning, aus der die beiden in ihren Lederjacken durch dicke Schutzbrillen unter Lederhauben herausschauten. Wir fanden das nicht nachahmenswert, aber interessant zu sehen, was uns heute erspart bleibt. Ob wir uns nun zu den postmodernen Puristen unter Stoffdächern zählen oder zu den Warmduschern mit Klappdächern - uns gehts gut. (ar/Sm)

Von Peter Schwerdtmann


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