Lexus GS 450h: Das Säuseln im Strom
19.09.2006
Lexus und Hybrid - das gehört mittlerweile für viele Autofahrer zusammen. Etwa ein Drittel der Marke rollt in Deutschland mit der Kraft der zwei Herzen. Mit dem GS 450h hat die Toyota-Edelschmiede den derzeit stärksten Hybrid weltweit am Start, bis das eigene Flaggschiff LS 600h im Sommer 2007 kommen wird. Doch bis dahin markiert das "Lexus Hybrid Drive" System im GS 450h die dritte und vorerst leistungsstärkste Evolutionsstufe dieser Technologie. 7,9 Liter Verbrauch auf 100 Kilometern geben die Japaner an. Bei einer ersten Ausfahrt waren es rund zehn Liter, was bei Fahrwerten eines Sportwagens immer noch mehr als akzeptabel ist.
Im Ergebnis entwickelt die Antriebseinheit aus V6-Benziner und Elektromotoren eine Spitzenleistung von 254 kW (345 PS). So gerüstet erreicht der Lexus abgeregelt eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h und erledigt den Sprint von Null auf 100 km/h in nur 5,9 Sekunden. Wie gesagt, das geht in Richtung Sportwagen. Die V8-Benziner der deutschen Mitbewerber sind kaum flotter. Die CO2-Emission beträgt Lexus zufolge nur 186 g/km. Da das System zudem keine Partikel emittiert und auch hinsichtlich der NOx- und HC-Emissionen unterhalb zukünftiger Grenzwerte liegt, unterbietet der GS 450h auch in dieser Disziplin sämtliche Wettbewerber.
Zu den wesentlichen Systemkomponenten des Lexus Hybrid Systems zählen ein komplett neuer 3,5 Liter V6-Benziner mit kombinierter Saugrohr- und Direkteinspritzung sowie dualer variabler Ventilsteuerung, ein kraftvoller Elektromotor als zweite Antriebsquelle, der auch als eine hocheffiziente regenerative Bremsanlage arbeitet, ein Generator als Stromerzeuger und Anlasser sowie eine besonders leistungsstarke Nickel-Metallhydrid-Batterie (NiMH) als Speichermedium. Also einsteigen, auf "Ready" in der Anzeige warten und losfahren. Zu hören ist erstmal nichts. Ein Monitor im Innern informiert die Passagiere darüber, in welchem Modus sich das Fahrzeug bewegt. Überraschend: Selbst bei Vollgaspassagen auf der Autobahn nahm der Lexus nicht mehr als 14 Liter Kraftstoff zu sich, relativ wenig für soviel Leistung. Grund ist der aufwändig konstruierte V6. Das Paket aus Elektromotor, Generator und zwei Planetenradsätze wurden zu einer kompakten Einheit zusammengefasst. Neben der variablen Leistungsverzweigung zwischen den Antriebskomponenten erfolgt erstmals eine zweistufige Untersetzung zwischen Antriebsrädern und Elektromotor, die eine hohe Endgeschwindigkeit möglich macht. In der Praxis ist das manchmal wirklich faszinierend: Bei langsamer Fahrt schiebt der Elektromotor den Lexus bis auf 50 km/h. Es herrscht unglaubliche Ruhe. Wenn der V6 bei schneller Fahrt gefordert wird, geschieht auch das mit höchst dezenter Geräuschkulisse. Der GS ist ein echter Leisetreter.
Dazu gibt es eine üppige Ausstattung mit reichlich Sicherheitstechnologien, etwa mit einem radargesteuerten System, dass nicht nur den Abstand zum Vordermann hält. Es reagiert auch, wenn der Abstand zu gering wird. Wenn´s gar nicht mehr passen will, dann bereitet dieses System mit dem Namen Pre-Collision Safety System (PCS) den Wagen und Insassen auf den Aufprall vor. Dann werden die Gurte gestrafft, die Stossdämpfer hart gestellt und der Bremsassistent aktiviert. Eine vollständige Airbagausstattung mit Front- und Knieairbags für Fahrer und Beifahrer sowie Kopf- und Seitenairbags vorn und hinten, ein Sicherheitsgurtsystem, ein Schleudertraumaschutzsystem und die Isofix Kindersitzfixierung und natürlich ESP und ABS komplettieren die Sicherheitshausstattung des GS 450h.
Aber der Luxus-Hybrid birgt auch Nachteile: Der Kofferraum schrumpft wegen der Batterie auf klassenuntaugliche 280 Liter. Der Innenraum ist bei anderen geräumiger. Und der Preis von 57 600 Euro zeigt deutlich, dass Oberklasse-Hightech auch in Japan nicht vom Himmel fällt. Trotzdem gilt: Wer in dieser Klasse umweltfreundlich und höchst modern unterwegs sein will, kommt an Lexus kaum vorbei. Materialien und Verarbeitung sind auf hohem Niveau, die Ausstattung komplett. Die neue L-Finesse-Linie bietet auch etwas für´s Auge, von Langeweile keine Spur. 1000 GS will Lexus in diesem Jahr hierzulande verkaufen. Nicht unrealistisch. Seit einigen Wochen steht er bei den Händlern. (ar/sb)
Von Stephan Bähnisch