Fahrberichte

Daihatsu Copen: Der König der Tankstelle

04.10.2006
Als Rechtslenker mit 659 Kubikzentimetern Hubraum war der Daihatsu Copen so etwas wie ein König unter den Exoten. Mit einigen Nachteilen: Wer weiß, was ein hoher Bordstein nach dem Einparken bedeuten kann, fragte sich schon nach dem Sinn des Bonsai-Rechtslenkers in Deutschland. Auch wenn bei jedem Tankstopp garantiert jemand fragt, was das denn sei. Seit März 2006 gibt es den Copen auch als Linkslenker und mit fast doppelt so viel Hubraum. Das Ergebnis: Noch mehr Spaß.

Daihatsu Copen. Foto: Auto-Reporter/Daihatsu Der Copen ist klein. Sogar extrem klein. 3,40 Meter misst er von vorn bis hinten. Naturgemäß bietet ein Fahrzeug mit solch kompakten Abmessungen wenig Platz. So muss sich der Fahrer bei geschlossenem Verdeck hinter das Lenkrad falten wie eine Origami-Figur. Copen-Lenker sollten klein und schlank sein oder zumindest eine gewisse Gelenkigkeit mitbringen, um einzusteigen. Unser groß gewachsener Chefredakteur hatte seine liebe Mühe. Hat man erst mal Platz genommen, sitzt der kleine Japaner wie ein Maßanzug. Bequeme Sportsitze und das in Höhe und Tiefe verstellbare Lenkrad sorgen für eine ordentliche Position.

Innen ist der Copen routiniert gemacht. Drei übersichtliche Rundinstrumente sorgen für Durchblick, alle Schalter liegen gut erreichbar. Die genarbten Kunststoffe machen einen guten Eindruck. Technischer Schnickschnack ist nicht vorhanden, aber angenehme und nützliche Dinge wie eine heizbare Glasheckscheibe oder eine Sitzheizung sind Serie. Der Tank- und der Kofferraumdeckel sind nur von einem kleinen Ablagefach zwischen den Sitzen aus zu öffnen, das ist nervig. Wobei der Kofferraum seinen Namen nicht verdient. 14 Liter bleiben, wenn das Dach weggeklappt wird. Die Handtasche der Freundin kann da schon fast zu groß sein. Gut, bei geschlossenem Dach sind es immerhin 210 Liter, die bleiben. Da das Staufach im Heck aber flach und schlecht nutzbar ist, bleibt dieser Wert graue Theorie.

Dazu ist der Copen nicht wirklich verwindungssteif. Beim Testwagen klapperte er in geschlossenem Zustand deutlich mehr als offen - irgendwie kurios. Aber all das sind Nebensächlichkeiten: Wer den Schalter in der Mittelkonsole bemüht und das Klappdach in 20 Sekunden öffnet, wird sofort beseelt von einem Glücksgefühl. Das noch verstärkt wird vom guten Handling des Japaners. Gefühlt sitzen die Passagiere mit dem Gesäß direkt auf der Straße, entsprechend ausgeprägt ist das Go-Kart-Gefühl im Copen. Die direkte Lenkung und das straffe Fahrwerk tun ihr Übriges, um reichlich Hormone auszuschütten.

65 kW/87 PS leistet der Bonsai-Roadster jetzt aus 1,3-Litern. Das reicht völlig für das 900 Kilo-Leichtgewicht. 180 km/h auf der Autobahn sind im Copen eine recht eigenwillige "Erfahrung". Das Gefühl, in einem Düsenjet zu sitzen, ist durchaus vorhanden. Die gefühlte Lautstärke entspricht der im Innern eines Wirbelsturms. Ab Tempo 100 ist eine Sturmhaube angesagt, da hilft auch das kleine Glaswindschott nicht mehr viel. Alles nebensächlich bei so viel Fahrspaß. Man muss sich einfach durchrütteln lassen und genießen. Der Verbrauch beim Tester lag bei sechs Litern trotz flotter Fahrweise - so wird der Copen sogar zur Sparbüchse.

Fazit: Der Copen ist nicht billig (ab 17 200 Euro), nicht praktisch (für den Wochenendtrip muss ein Kulturbeutel reichen) und nicht überragend verarbeitet. Beim letzten Tester 2004 war die Qualität besser. Macht nichts. Mein Tipp: unbedingt kaufen, denn eine gute Laune-Garantie ist unbezahlbar. Und das Gefühl, an der Tankstelle gefragt zu werden "Was ist das für ein Auto?" auch. (ar/sb)

Von Stephan Bähnisch


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