Jaguar XKR - luxuriöse Hochleistungs-Katze
13.10.2006
Besinnung auf die Kernwerte Luxus und Exclusivität - das ist die wieder entdeckte Maxime von Jaguar und wurde in diesem Frühjahr mit der Einführung der neuen Generation des Sportwagens XK schon ziemlich perfekt umgesetzt. Bereits über 10 000 Bestellungen zeigen, dass der Nobelhersteller mit seiner Strategie nicht so falsch liegen kann. Jetzt legen die Briten mit der Kompressorvariante XKR nochmals nach. 30 Prozent mehr Leistung und Drehmoment machen aus dem klassischen Grand Tourisme gleichgültig ob als Coupé oder Cabrio eine Hochleistungs-Katze, die beim entsprechenden Druck auf das Gaspedal richtig fauchen kann. Der aber genauso gut das gemütliche Flanieren im open air-Zustand gefällt und damit für Fahrvergnügen in allen Situationen sorgt.
Neben der weiterentwickelten Sechsgang-Automatik mit dem Jaguar Sequential Shift, dem modifizierten Fahrwerk einschließlich strafferer, aber nicht härterer Federung sowie einem überarbeiteten Stabilitätsprogramm und einer äußerst präzisen Servotronic-Lenkung ist für den "Fun to Drive" der 4,2-Liter-V8-Kompressormotor verantwortlich. Der sorgt bekanntlich auch im XJR und dem S-Type für den Vortrieb, doch im XKR arbeitet jetzt die neueste Generation mit 306 kW / 416 PS bei 6 250 Umdrehungen, so dass er 118 PS mehr auf die Straße bringt als der XK.
Das maximale Drehmoment von satten 560 Newtonmeter liegt mit einem Plus von 36 Prozent ebenfalls deutlich über dem Wert des XK, so dass die Beschleunigungswerte der Sprint von 0 auf 100 wird in 5,2 Sekunden absolviert - nicht überrascht. Die Höchstgeschwindigkeit liegt theoretisch bei über 300 km/h, wird aber bei 250 km/h elektronisch abgeriegelt. Gut möglich, dass hier in den kommenden Monaten noch eine Änderung erfolgt. Denn nicht alle Jaguar-Fans dürften mit diesem Understatement zufrieden sein. Wichtiger als diese Eckdaten ist jedoch die kultivierte Kraftentfaltung über den gesamten Drehzahlbereich und damit in allen Fahrsituationen, wobei das gute Handling inklusive reduzierter Wankbewegungen auch beim zügigen Tempo auf kurvenreicher Strecke niemandem den Schweiß auf die Stirn treibt. Der XKR liegt wie ein Brett auf dem Asphalt und sollte man doch einmal ein wenig zu schnell sein, greift rechtzeitig das ESP ein. Sportlichkeit und Sicherheit schließen sich eben nicht aus.
Im Gegensatz zum Fahrerlebnis sind die äußerlichen Unterschiede zwischen XK und XKR nicht sehr groß. Ein geänderter Frontstoßfänger mit eigenständigen Nebelscheinwerfer-Gehäusen, ein Aluminium-Finish für den oberen und unteren Maschendrahtgrill, seitliche Lüftungskiemen in Alu-Optik sowie Kühlluftschlitze in der Motorhaube sind bereits die auffälligsten Änderungen neben 19- bzw. 20-Zoll-Leichtmetallfelgen und einer vierflutigen Auspuffanlage. Im Innenraum schließlich fallen lediglich neu konstruierte Sitze mit zusätzlichem Seitenhalt für Fahrer und Beifahrer sowie Aluminium-Paneele in Flechtoptik und das "R"-Logo"am Schaltknauf und in den Kopfstützen auf. Manchmal kann man Eleganz und Gediegenheit eben nicht steigern.
Der Basispreis für den komplett ausgestatteten Jaguar XKR liegt bei 94 990 Euro, wer das Cabriolet bevorzugt muss 102 990 Euro bei einem der 74 deutschen Jaguar-Händler hinblättern. Ein Preis, der den wieder entdeckten Luxusanspruch von Jaguar unterstreicht und dennoch nicht überzogen ist. Die sportiven Varianten XJR und S-Type R sind zwar mit 88 750 bzw. 71 200 Euro preiswerter zu erstehen, aber einmal im XKR gefahren - keine wirkliche Alternative zum leistungsstärksten und komfortabelsten Grand Tourisme, den Jaguar jemals auf die Straße gebracht hat. (ar/hhg)
Von Hans H. Grassmann