Fahrberichte

Opel Antara: Auf dem Weg in die Lifestyle-Nische

18.10.2006
40 000 Fahrzeuge will Opel gleich im kommenden Jahr von seinem Crossover Opel Antara verkaufen, 4000 davon in Deutschland. Der Wettbewerb um Platz in der Drei-Prozent-Nische der Sport Utility Vehicle (SUV) oder Crossover ist hart. Die asiatischen Hersteller waren schneller, auch der aus dem eigenen Hause. Denn der Opel Antara teilt sich mit dem Chevrolet Captiva Plattform und Produktionsband. Die Rüsselsheimer sind dennoch sicher, ihr Ziel zu erreichen, schließlich sei der Antara das erste Auto dieser Art von einem europäischen Volumenhersteller.

Bei Opel legt man Wert auf die Feststellung, dass allein die Rüsselsheimer Designabteilung für das Äußere des Autos verantwortlich zeichnet. Die A-Säule samt Frontscheibe seien die einzigen Teile, die sich der Antara mit dem Captiva teile. Auch beim Innenraum gebe es keine Berührungspunkte. Man habe bessere Materialien eingesetzt, alles hochwertiger gestaltet und besser verarbeitet, um so ein Ambiente zu erzielen, dass dem Anspruch des Antara entspricht, etwas Besseres zu sein und seinen Fahrer "besser anzuziehen".

Unter dem Blech und hinter den Verkleidungen werden die Verwandtschaften schon eher sichtbar, wenn auch nicht beim Antrieb. Der Antara hat einen automatisch sich zuschaltenden Allradantrieb für den Fall, dass der Frontantrieb es nicht schafft. Die Motoren stammen allerdings aus demselben General-Motors-Regal. Aber das muss den Antara-Fahrer nicht interessieren. Er bekommt einen Opel, über den bei der Präsentation jetzt in Athen gesagt wurde, man habe sehr um das Opel-typische gekämpft, bis hin zum Geruch. Dabei rochen die Autos nicht, schon gar nicht nach Kunststoffausdünstungen.

Chrom statt Kunststoff bestimmt optisch die Nase des Antara. Die breite Chromspange quer über den Kühler kennt man ja bereits von anderen Opel der neuen Generation. Sie ist ebenso Teil des Markengesichts geworden wie der spitze Bug und die "Bügelfalte" auf der Motorhaube. Die übrige Karosserie gestaltete Opel mit allen Elementen im Bau von SUV oder Crossover, wie sie heute bei den Fahrzeugen üblich sind, die als dynamisch erkannt werden wollen: Keilform, hohe Brüstung, kleine Fensterflächen, breite Schultern, ausladende Radhäuser und eine nach hinten abfallende Dachform, die zur Zeit so gern als "coupéartig" beschrieben wird.

Der Innenraum wirkt tatsächlich einladend und hochwertig. Die Sitzposition ist hoch - wegen der Übersicht - und aufrecht - wegen der Platzökonomie. Vier Personen finden im knapp 4,60 Meter langen und 1,85 Meter breiten Antara großzügig Platz. Fürs Gepäck bleiben dann bis zur Oberkante der Rücksitzlehne noch eher bescheidene 370 Liter. Das ist ein Kompaktwagenmaß, das sich aber beim Antara auf mehr als 1400 Liter vergrößern lässt. Gut eine halbe Tonne kann der Antara transportieren, als Ladung gut verzurrt, dank eines Flexorganizer-Systems für den Laderaum. Außerdem bietet auch der Antara die schon aus dem neuen Corsa bekannte "Schublade" im hinteren Stoßfänger namens Flex-Fix, auf der man auch zwei Fahrräder transportieren kann.

Den Antara gibt es zunächst mit drei Motoren: einem 2,4-Liter Vierzylinder-Benziner mit 103 kW / 140 PS, einem 3,2 Liter Sechszylinder mit 167 kW / 227 PS und einem maximalen Drehmoment von knapp 300 Newtonmeter (Nm) sowie einem 2,0 Liter Vierzylinder Commonrail-Diesel mit 110 kW / 150 PS und 320 Nm. Ein zweiter Diesel mit 93 kW/ 127 PS soll in wenigen Monaten folgen. Beim Verbrauch auf 100 km soll der kleine Benziner unter zehn Litern liegen, die Sechszylinder unter zwölf und der Diesel bei 7,5 Litern Treibstoff.

Den Sechszylinder liefert Opel mit einer Fünf-Gang-Automatik, die ausreichend schnell und ruckarm schaltet, aber den Motor beim Herausbeschleunigen aus den unteren Gängen ein wenig einbremst, so dass der gemessene Wert für die Beschleunigung besser ausfällt als der gefühlte. Nach 8,8 Sekunden sind die 100 km/h erreicht, die Höchstgeschwindigkeit liegt knapp über 200 km/h.

Der Diesel benötigt für die Beschleunigung auf 100 km/h nur wenig mehr als zehn Sekunden, lässt sich also auch recht flott bewegen. Auch diesen Motor bietet Opel mit dem Fünf-Gang-Automaten an. Wir sammelten unsere ersten Fahreindrücke mit einem Fünf-Gang-Handschalter. Hier hätten wir uns einen sechsten Gang gewünscht, der den Diesel besser zur Geltung gebracht hätte, wenn auch auf Kosten häufigerer Schaltvorgänge.

Das Fahrwerk gibt sich auf der Straße europäisch straff, das Wanken in schnell gefahrenen Kurven hält sich in Grenzen. Damit bietet der Antara beim Handling zwar keine Wunder, aber ein Fahrverhalten, dass die asiatische und die Inhouse-Konkurrenz noch nicht immer bieten kann. Zusätzliche Punkte sammeln könnte der Antara mit einer etwas exakteren und direkteren Lenkung, die ein bisschen mehr von dem durchdringen lässt, was die Reifen gerade erleben und ein Getriebe, dass sich williger und weicher durch die Gänge bewegen lässt.

Ein echter Geländewagen will der Antara nicht sein. Vom Charakter her liegt er dichter an einem Kombi als sein "Vorgänger" aus den 90-ger Jahren, dem Opel Frontera. Aber auch auf rauen Pisten macht er eine gute Figur. Den Antara bietet Opel in drei Varianten, wobei die einfachste schon eine recht umfangreiche Ausstattung anbietet, die sich über "Edition" und "Cosmo" weiter steigert und mit Hilfe einer umfangreichen Liste weiterer Details auch wirksam individualisieren lässt. Die Preisspanne reicht von 26 850 Euro für den Antara mit dem kleinen Benziner bis hin zu 35 065 Euro für den Sechszylinder in der Cosmo-Version.

Auch wenn Opel Wert auf die Feststellung legt, dass man beim Antara vergleichsweise viel Auto fürs Geld erhält, ist der Antara also kein Schnäppchen. Doch dank seines Designs und seiner europäischen Gene wegen wird der Markt ihm eine Chance geben. Opel hat sich vorgenommen, jeden zweiten Antara an einen neuen Kunden zu verkaufen und gleichzeitig das Durchschnittsalter seiner Kunden zu drücken, indem man Jüngere ins Visier nimmt. Man darf gespannt sein, ob dieser Crossover nicht auch unter den Junggebliebenen Freunde findet. Auch die lieben flotte Formen, Überblick und hohe Sitzpositionen. (ar/Sm)

Von Peter Schwerdtmann


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