Suzuki Bandit 1200 S: Der japanische Dauerbrenner
25.10.2006
Seit 15 Jahren ist die Bandit nun schon Teil des Modellprogramms von Suzuki. Allein in Deutschland hat sie in dieser Zeit gut 90 000 Biker überzeugt, ein Großteil davon entschied sich für die 1200 S mit Halbschalenverkleidung. Doch auch ein solcher Dauerbrenner muss gelegentlich überarbeitet werden, und so kam der Bandit jüngst eine moderate Auffrischung zugute. Wichtigster Punkt hierbei ist das ABS, das in der 8 150 Euro teuren Maschine serienmäßig zum Einsatz kommt. Überraschenderweise präsentierten die Japaner trotz dieser Verjüngungskur im April zur Intermot eine weitere Überarbeitung mit einem über fast 100 ccm mehr Hubraum aufweisenden und nun wasser- statt luft-/ölgekühlten Motor. Im Frühjahr 2007 kommt diese neue Version zu den Händlern. Mindestens bis dahin ist die bisherige und trotz der Neuen immer noch guten 1200er erhältlich.
Die S-Variante bietet mit ihren Halbschalen trotz ihres knappen Zuschnitts einen erstaunlich guten Windschutz. Gerade auf längeren Autobahnetappen kann das ein Segen sein, vom dynamischeren Gesamteindruck einmal ganz abgesehen. Lobenswert ist auch der in der Höhe verstellbare Fahrersattel. Minimal nach vorne geneigt besitzt der Fahrer die nötige Kontrolle über das Motorrad, ohne auf Komfort verzichten zu müssen. Und weil sich auch die Sozia über ein bequemes Gestühl freuen darf, ist die Bandit für die Fahrt zu zweit geradezu prädestiniert.
Den Antrieb übernimmt ein alter Bekannter, blieb doch der exakt 1 157 Kubikzentimeter große Sechzehnventiler nahezu unverändert. Einst verrichtete er seinen Dienst in der sportlichen GSX-R 1100, doch harmoniert er auch mit einem Allrounder wie der Bandit ganz ausgezeichnet. Zwar bemängeln manche Biker die antiquiert erscheinende Vergasertechnik, die einen Choke ebenso nötig macht, wie sie einen geregelten Kat ausschließt. Einen gewissen Charme kann man dem 72 kW/98 PS starken Aggregat jedoch auf keinen Fall absprechen. Zwar braucht dieses beim Kaltstart ein wenig Gefühl, doch sobald der Motor seine Betriebstemperatur hat, weiß er zu überzeugen. Jenseits von 2 000 Umdrehungen liefert der maximal 92 Nm leistende Reihenvierer stets ausreichend Schub - und das wunderbar lässig, so dass bereits bei Tempo 50 der fünfte und höchste Gang eingelegt werden kann. Einzig die Gasannahme könnte eine Idee spritziger sein und der Verbrauch ein wenig niedriger, sind doch durchschnittliche 7,3 Liter Benzin auf 100 Kilometer angesichts heutiger Spritpreise kein Pappenstil. Akzeptabel fällt da mit 110 Euro jährlich die Haftpflichtversicherung beispielsweise bei der AXA aus.
Über jeden Zweifel erhaben sind Rahmen und Fahrwerk. So filigran der Stahlrohrrahmen auch wirken mag, so harmonisch ist dennoch das Fahrverhalten. Sauber und zielsicher durcheilt die Bandit jede Kurve und vermittelt dabei ein gutes Gefühl für das Vorderrad. Nicht übertrieben sportlich, aber eben auch nicht langweilig; genau so soll sich ein Allrounder fahren. Federbein und vor allem die moderne Upside-down-Gabel arbeiten einwandfrei und bieten einen guten Komfort, während die Bremsen für ausreichende Verzögerung sorgen, ohne sonderlich bissig zu agieren. Für den Notfall ist ohnehin das ABS an Bord.
Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass die Bandit - ob nun als nackte Variante oder mit Halbschale - ein sehr gelungenes Bike ist. Kritiker werden zwar den altgedienten Motor bemängeln. Doch hat der fein verrippte Antrieb nicht nur einen gewissen Klassikerstatus, sondern allemal die Power, um auch heute noch locker mitzuhalten. Einzig der Verbrauch ist so ein Thema. Beim bereits angekündigten Nachfolgemodell mit Einspritzanlage wird sich das hoffentlich bessern, denn dann wäre die Bandit fit für viele weitere Jahre. Alltagstalente und Verarbeitungsqualität stimmen nämlich schon jetzt und der Preis von 7 850 Euro ist angesichts des serienmäßigen ABS absolut überzeugend. So baut man eben einen Dauerbrenner. Heiko P. Wacker/mid
Teststeno Suzuki Bandit 1200 und Bandit 1200 S: Straßenmotorrad mit luft-/ölgekühltem Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, 1 157 ccm Hubraum, Leistung 72 kW/98 PS bei 8 500 U/min, max. Drehmoment 91,7 Nm bei 6 500 U/min, Höchstgeschwindigkeit 230 km/h, Verbrauch 7,3 Liter Normalbenzin auf 100 Kilometer, vier 36-mm-Mikuni-Vergaser, ungeregelter Katalysator, Einstufung nach Euro-2-Norm, fünf Gänge, Sitzhöhe 78,5 - 80,5 cm, Tankvolumen 20 Liter, Reifen vorn 120/70 ZR 17, hinten 180/55 ZR 17, Leergewicht 282/285 Kilogramm, Zuladung 173/170 Kilogramm, Jahresbeiträge bei der AXA-Versicherung KH: 110 Euro (SF 1, Zulassung Düsseldorf, 50 Mio. Euro pauschal mit Schutzbrief), TK: 104 Euro (150 Euro Selbstbeteiligung), Preis 7 850 Euro / 8 150 Euro für die S-Version. mid/wa