Fahrberichte

Mazda2: Sturm und Drang

02.10.2007
Mazda will mit dem neuen Kleinwagen Mazda2 in eine neue Sturm- und Drang-Periode starten. Der Kleine soll nicht nur die Designsprache der nächsten Mazda-Generation erstmals auf die Straße bringen, er soll auch gleich noch die Trendwende bei Fahrzeuggröße und -gewicht bringen, aber auch jüngere Kunden zu den Händlern locken. Was Design und Gewicht allein nicht schaffen, soll der Preis bringen; denn das Basismodell kostet einschließlich dem - bei allen Varianten serienmäßigen - Elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) weniger als 12 000 Euro

Den Preis, der 650 Euro unter dem seines Vorgängers liegt, sieht man dem Mazda 2 nicht an. Sein Mazda-Gesicht mit angedeuteten Froschaugen-Scheinwerfen und Anflügen der Mazda RX8-Schnauze zeigt ihn als einen der flotteren Kleinen. Die Seitenlinie wird bestimmt von tief unten an der A-Säule ansetzenden Fenstern und dann stark ansteigenden Fensterunterkanten. Diese extreme Keilform verleiht ihm einen dynamischen Auftritt, der von der harten, nach oben geschwungenen Sicke à la Chris Bangle noch unterstrichen wird. Hinten beherrscht die hochgezogene und breite Schulter den Blick.

In einer Zeit, in der Renault seinem Twingo die Jugendlichkeit ausgetrieben hat, geht Mazda den Weg genau entgegengesetzt und ersetzt den braven bis langweiligen Vorgänger durch einen frischen bis verspielten Fünftürer, dem der Tatendrang nur so aus den Scheinwerfern zu blitzen scheint. Zur neuen Jugendlichkeit passt nicht nur die athletischere Figur, sondern auch das trotzige Verhalten seiner Entwickler, unbedingt den Trend zum immer größeren Personenwagen brechen zu wollen.

Der Mazda2 ist vier Zentimeter kürzer und 1,5 Zentimeter niedriger aber vor allen rund 100 Kilogramm leichter als sein Vorgänger. Gewicht und bessere Aerodynamik kommen natürlich auch dem Kraftstoffverbrauch entgegen; das bringt schon einige Zehntelliter. Alle Versionen wiegen leer - also ohne die für den Normwert dazuzurechnenden 75 Kilogramm für einen Fahrer und für einen zu 90 Prozent gefüllten Tank - weniger als 1000 Kilogramm.

Der Radstand blieb trotz der auf 3,89 Meter verkürzten Länge gleich, so dass auch der Innenraum unter der Verjüngungskur nicht leiden musste. Der Kofferraum misst auch immer noch die in dieser Fahrzeugklasse angemessenen 250 Liter, lässt sich aber auf fast 800 Liter vergrößern.

Den Passagieren bleibt vorn ausreichend viel Platz, wenn es auch um die Schultern ein wenig eng, aber nicht unangenehm wird. Dafür bietet der Mazda2 auch Sitzriesen ordentlich Abstand zum Dachhimmel. Die Hinterbänkler finden ebenfalls erstaunlich viel Raum in diesem Kleinwagen, den seine Väter als einen Vertreter des Sub-B-Segments einordnen, ihn also zum Beispiel mit dem Volkswagen Polo vergleichen.

Das Armaturenbrett weist eine moderne Gestaltung mit Rundungen verschiedener Radien auf. Die Armaturen selbst sind eher sparsam, aber ausreichend, der Hebel der Fünf-Gang-Schaltung sitzt - wie beim RX8 - hoch im unteren Teil der Mittelkonsole. Das Lederlenkrad ist nach oben und unter verstellbar, so dass auch kleine Fahrer auf den gut einstellbaren Sitzen zurechtkommen. Insgesamt erweckt der Innenraum einen sportlich gediegenen Eindruck. Aufgesetzte Gimmicks, die vielleicht die Jugendlichkeit hätten unterstreichen können, sucht man vergeblich. Dafür findet man angenehme Materialien, gute Verarbeitung und viele Ablagen bis hin zu einem Schacht für Zeitschriften oberhalb des Handschuhfachs.

Zur Markteinführung am 20. und 21. Oktober tritt der Mazda2 mit drei Motorvarianten an: zwei 1,3-Liter-Vierzylinder-Benziner entweder mit 55 kW / 75 PS oder mit 63 kW / 86 PS sowie einen 1,5 Liter Benziner mit 76 kW / 103 PS. Im kommenden Jahr soll außerdem ein 50 kW /68 PS-Diesel mit 1,4 Liter Hubraum folgen.

Wir erlebten den Mazda2 in den Bergen der Toscana und waren sehr überrascht von den Fahreigenschaften dieses kleinen Kompakten. Auf den Serpentinen legte sich der Fronttriebler mit großer Verwindungssteifigkeit, direkter Lenkung und dem kleinen Wendekreis von 9,80 Metern mächtig ins Zeug.

Besonders gut gelungen ist den Mazda-Technikern die Fahrwerksabstimmung. Selten - oder nie? - haben wir bei einem Fahrzeug dieser Klasse einen solchen Federungskomfort erlebt. Allein bei hohen Geschwindigkeiten dringen kurze Stöße nach innen, mehr hör- als spürbar. Das gilt jedenfalls für die beiden 1,3-Liter-Benziner, die sich sehr gesittet benehmen, auch wenn ihnen die Kraft fehlt, am Berg nach einer Kurve mit großem Elan nach oben zu stürmen. Dennoch stellen sie die Motorisierung der Wahl dar.

Wer mehr Kraft zur Verfügung haben möchte und sich für den 1,5-Liter-Motor entscheidet, wird erleben, wie aus dem kultivierten Jugendlichen ein ruppiger Halbstarker wird. Vermutlich liegt das an den großen 16-Zoll-Rädern mit 45-ger Reifen, deren Gewicht und die wenige federnde Luft im Reifen von Federung und Dämpfung schlecht verdaut werden. Mazda sieht das offenbar ähnlich und plant überwiegend 1,3-Liter-Modelle. Wer mehr PS und große Räder will, der sollte auf den MP2 warten, der sicher schon angedacht ist.

Die Basisversion „Impuls“ bietet außer dem ESP bereits eine gute Ausstattung. Bei der nächsten Stufe namens „Independence“ wird die Ausstattung umfangreicher als der Basispreis von 13 700 Euro erwarten lässt. Für 15 100 Euro kann man die Spitzenversion „Impression“ erwerben. Die hat außer dem 86-PS-Motor und eine fast komplette Ausstattung, die bereits einen Hauch von Premium verbreitet. Darüber hinaus kann man mit dem „Sport Appearance Package“ den Kleinen auch noch optisch tunen.

Zu bemängeln gab es bei unserer ersten Bekanntschaft mit dem Mazda2 nur wenig. Wir hätten gern eine Sechs-Gang-Schaltung, einen einfacheren Bedienmechanismus für die Kofferraumklappe und ein besseres Wischerfeld auf der Beifahrerseite - alles Kleinigkeiten, die dem Erfolg des Mazda2 nicht im Wege stehen dürften. (ar/Sm)

Daten: Mazda2 Impression (86 PS)

Länge x Breite x Höhe: 3,89 x 1,70 m x 1,48 m Motor (Bauart, Hubraum): MZR 1,3 Liter Vierzylinder Leergewicht/Zuladung: 1030 kg, 455 kg Max. Leistung: 63 kW / 86 PS bei 6000 U/min Max. Drehmoment: 122 Nm bei 3500 U/min Verbrauch NEFZ im Mittel: 5,4 Liter Super CO2-Emission: 129 g/km Beschleunigung 0 auf 100 km/h:12,9 Sekunden Höchstgeschwindigkeit: 172 km/h Kofferraum: 250 Liter, erweiterbar auf 787 Liter Basispreis: 11 950 Euro

Von Peter Sxhwerdtmann


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