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Fahrbericht Chrysler 300 C: Kleiner Sechszylinder

09.12.2004
Chrysler erweitert das Motorenangebot bei der im Sommer 2004 eingeführten Limousine 300 C. Als neue Einstiegsmotorisierung bieten die Amerikaner ab sofort einen V6-Benziner mit 2,7 Litern Hubraum und 142 kW/193 PS an. Der Motor ist aus anderen Modellen des Herstellers bekannt. Mit einem Einstiegspreis von 34.900 Euro unterbietet der 300 C 2,7 seinen etwas stärkeren Bruder mit 3,5 Litern Hubraum um 3 700 Euro bei ansonsten gleicher Ausstattung.

In den USA ist der 300 C der Renner der Modellpalette. Die Produktionskapazität im kanadischen Ontario ist voll ausgelastet, das Auto praktisch ausverkauft. In Deutschland fanden seit Juni rund 800 Einheiten einen Käufer. Damit liegt der mutig designte Fünf-Meter-Wagen nur auf dem Anfangsniveau seines Vorgängers, dem 300 M. Bei der deutschen Chrysler-Dependance in Berlin zeigt man sich trotzdem zufrieden. Schließlich verschafft der Wagen mit dem bulligen Auftritt der hierzulande eher kleinen DaimlerChrysler-Marke Pluspunkte beim Image, weil er einfach auffällt.

Bislang entschieden sich 35 Prozent der Käufer sogar für den V8-Hemi-Motor mit 250 kW/340 PS. Der Anteil der Sechszylinder dürfte jetzt allerdings steigen. Der neue, kleinere Motor passt zum Auto, wenn man einen Wagen zum gelassenen Gleiten sucht. Typisch amerikanisches Cruisen liegt der Limousine mehr als eilige, deutsche Autobahnhatz. Denn mit über 1,8 Tonnen Leergewicht haben es 257 Nm Drehmoment nicht leicht. Entsprechend fällt die Beschleunigung mit 11,1 Sekunden auf 100 km/h im Klassenumfeld eher zögerlich aus.

Wie schon das größere V6-Triebwerk leidet auch der neue Motor an einer Viergang-Automatik mit lang übersetztem vierten Gang. Das sorgt zwar für niedrige Drehzahlen bei mittleren Autobahngeschwindigkeiten, aber auch für große Drehzahlsprünge beim Beschleunigen. Das Getriebe schaltet schon bei leichtem Druck aufs Gas einen Gang herunter, um im dritten Gang bis über 200 km/h zu beschleunigen. Das erhöht Verbrauch und Lautstärke und ist ein echtes Komfortmanko. Bei ersten Fahrten um den Tegernsee zeigte der Bordcomputer Verbrauchswerte um 11,8 Liter auf 100 Kilometern an. Den Normverbrauch gibt Chrysler mit 10,8 Litern an.

Den gleichen Motor kombiniert Chrysler im Voyager auch mit einem Fünf-Gang-Automaten. Diese Kombination würde auch dem 300 C besser stehen. Chancen zur Realisierung bietet die geplante Europaproduktion. Ab Ende März rollen die für Europa vorgesehenen Limousinen in Graz vom Band. Dort ist man flexibel genug, ein anderes Getriebe und Anfang 2006 auch einen Dieselmotor zu montieren. Beides fehlt dem Imageträger, der ansonsten mit amerikanisch kompletter Ausstattung und einem vorzüglichen Sound-System für 320 Euro Aufpreis glänzt. Den Diesel wird es erst geben, wenn Mercedes die neue Motorengeneration von V6-Dieseln in der M-Klasse und anderen Konzernmodellen eingeführt hat.

Günter Weigel/mid


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