Fahrbericht Daewoo (Chevrolet) Lacetti 1.8 CDX
16.12.2004
Design, Ausstattung und Leistung bietet der Daewoo Lacetti zum Schnäppchenpreis. Der Golf-Konkurrent aus Korea platziert das Topmodell dort, wo die Preise in Wolfsburg erst allmählich anfangen.
Der Internationale
Technik aus Korea, Design aus Italien - und bald ein amerikanischer Marken-Name, der seine Ursprünge in der Schweiz hat. Internationaler geht es kaum. Gemeint ist unser Testwagen: ein Daewoo Lacetti 1.8 CDX, dessen schickes Blechkleid von der Italdesign stammt, der Blechschmiede des legendären Giorgetto Giugiaro.
Bewegte Geschichte
Nach einer langen Durststrecke hat sich Daewoo dieses Jahr in Deutschland wieder etwas hoch gerappelt. 13.304 Neuzulassungen von Januar bis Oktober 2004 bedeuten eine Steigerung um 45,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch das war der Konzernmutter General Motors (GM) immer noch zu wenig. Kein Wunder, bringt es doch ein VW Golf selbst in einem schlechten Monat auf das Doppelte. Und so gehört die Marke Daewoo ab Februar der Vergangenheit an. Gerade einmal zehn Jahre nach Markteintritt wird Daewoo zu Chevrolet. Sonst ändert sich nix. Die Modellpalette erhält ein neues Logo und wird allmählich im Design angepasst. GM zieht damit die Notbremse. Schließlich hatte die Marke Daewoo in den vergangenen Jahren durch die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des koreanischen Konzerns erheblich gelitten. Chevrolet ist dagegen ein klangvoller Name mit langer Tradition. Bereits 1909 wurde "Chevrolet Motor Co." durch Louis Chevrolet, William Little und Edwin Combell als Unternehmen der GM-Holding gegründet. Zuvor hatte sich der Schweizer Louis Chevrolet in Amerika als Rennfahrer einen Namen gemacht.
Schickes Blech
Ob Daewoo oder Chevrolet: Der Lacetti sieht schnittig aus. Besonders das knackige Heck mit den markanten Rückleuchten ist dem italienischen Designteam gut gelungen. Die 4,30 m lange Kompaktlimousine spielt von der Größe her in einer Liga mit dem VW Golf. Preislich liegt der Koreaner eher auf dem Niveau eines VW Lupo. Schon das Basismodell 1.4 SE mit 95 PS (70 kW) verfügt über eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber und ein CD-Radio. Und das zum Preis von 12.990 €. Unser Testwagen, das Topmodell 1.8 CDX mit 122 PS (90 kW), bietet das komplette Programm: Regensensor, Traktionskontrolle, Scheibenantenne, CD-Wechsler, Klimaautomatik mit Luftdüsen im Fond, Multifunktions-Lederlenkrad, 16-Zoll-Aluminiumfelgen und eine Teil-Lederausstattung. Alles im Schnäppchenpreis von 15.780 € enthalten.
Einfach solide
Doch auch die Koreaner müssen sparen. Das zeigt sich am Sicherheitspaket, das zwar über Front- und Seitenairbags verfügt, auf Kopfairbags und die Anti-Schleuder-Technik ESP aber verzichtet. Auch die Kunststoffe des Innenraums wirken nicht besonders edel. Dafür widerstehen sie dem üblen Kopfsteinpflaster Brandenburgs ohne Klagelaute. Und das obwohl der Lacetti etwas steif abrollt. Gelungen sind auch die Rundinstrumente, deren heller Rand bei Dunkelheit sanft illuminiert wird. Bedienung und Funktionalität geben keine Rätsel auf. Die etwas schmucklosen Schalter lassen sich logisch bedienen. Angesichts der Fahrzeuggröße sind 275 Liter Kofferraum allerdings arg bescheiden. Die Konkurrenz aus Wolfsburg und Rüsselsheim packt eine große Tasche mehr ein. Immerhin entsteht durch Umklappen der Rückbank eine ebene Ladefläche, auf der sich bis zu 1.045 Liter Gepäck verstauen lassen.
Kräftig motorisiert
Wer dem Lacetti die Sporen gibt, erreicht aus dem Stand nach 9,5 Sekunden Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 194 Stundenkilometer. Sein maximales Drehmoment von 165 Nm stellt der nicht ganz leise Vierzylinder bei 4.000 Umdrehungen bereit. Flotte Gangart verlangt daher nach fleißiger Schaltarbeit, was bei den langen Wegen der Fünfgangbox kein allzu großes vergnügen ist. Das Fahrverhalten: brav und harmlos - auch ohne elektronische Fahrhilfen. Der Grenzbereich kündigt sich früh an und mündet in ein gut kontrollierbares Schieben über die Vorderräder.
Fazit: Brave Technik, schickes Design. Wer mit dem Euro rechnen muss, sein Auto lange fahren möchte, keinen großen Kofferraum benötigt und eine ordentliche Portion Ausstattung schätzt, sollte sich den Lacetti ruhig einmal näher ansehen.
planbar.de, Holger Schilp