Fahrbericht Nissan X-Trail 2.5: Benzin im Blut
24.12.2004
Unter der Haube steckt ein Vierzylinder-Benziner mit 165 PS - die stärkste Motorisierung des Nissan X-Trail. In der Version 2.5 Sport musste der SUV beweisen, was er auf dem Kasten hat. Preis: ab 28.600 €.
Auf der Erfolgsspur
Europaweit ist der Nissan X-Trail hinter dem Toyota RAV4 die Nummer zwei im SUV-Segment. Im dritten Jahr seiner Laufbahn legte er bei den Zulassungszahlen nochmals um 45 Prozent zu. Nissan schreibt das auch dem letzten, dezenten Facelift zu. Doch man muss schon genau hinsehen, um den Unterschied zu erkennen.
Sanfte Modellpflege
Kompaktere Stoßstangen verkürzen die Überhänge vorn und hinten um fünf Zentimeter. Das ist gut für die Ausfahrt ins Gelände - aber ohne Auswirkung auf den Alltag, der sich zwischen Kindergarten und Baumarkt abspielt. Entscheidender sind hier die bis zu 1,8 Kubikmeter Ladung, die der viereinhalb Meter lange Allradler bei Bedarf transportiert. Mehr schaffen selbst Oberklassekombis selten. Mit fünf Personen an Bord bleiben noch 410 Liter Stauraum übrig. In der Neigung verstellbare Rückbanklehnen schaffen weiteren Platz. Praktisch ist auch die glatte Kunststoffverkleidung, die das Ladeabteil gegen Schmutz schützt und eine einfache Reinigung ermöglicht. Ein Netz verhindert, dass der Wochenendeinkauf haltlos umher rutscht.
Interessante Details
Prima Übersicht, dank hoher Sitzposition. Und eine kantige Karosserie, die sich beim Einfädeln in kleine Lücken gut einschätzen lässt. Wer zum ersten mal im X-Trail sitzt, versteht schnell, warum der Japaner so erfolgreich ist. Die Instrumente, in der Mitte des Armaturenbretts platziert, sind gut ablesbar und mit einem Metallring geschmückt. Hübsch anzusehen. Direkt hinter dem Lenkrad gibt es eine Luftdüse, die Wärme oder Kälte zum Fahrer fächelt. Auch das Handschuhfach und zwei spezielle Flaschenboxen werden über die Klimaautomatik temperiert. Zur Serienausstattung des X-Trail Sport gehören auch 16-Zoll-Aluminiumfelgen und ein Radio mit CD-Wechsler. Leider sind dessen Tasten viel zu klein und deshalb fummelig zu bedienen. Der Testwagen verfügt zudem über das Birdview-DVD-Navigationssystem, das 2.200 € extra kostet. Viel Geld, das aber gut angelegt ist, wenn man denn ein Navi benötigt. Auf die Silberscheibe passt das ganze Straßennetz von Schweden bis Portugal. Das 7-Zoll-Farbdisplay zeigt die Landschaft von schräg oben aus der Vogelperspektive. Neben Flüssen und Straßenverläufen werden auch Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor in Berlin mit Bildern eingeblendet. Steht eine Richtungsänderung an, splittet sich der Bildschirm. Pfeildiagramme weisen den Weg. Besser geht es kaum.
Auf allen vieren
Ebenfalls Aufpreis (700 €) kostet das elektronische Stabilitätsprogramm ESP. Es reagiert erst, wenn der Allradler spürbar ins Rutschen kommt. Dann aber konsequent. Generell bleibt der 1,75 m hohe Wagen auf Asphalt frei von Tücke. Auf griffigem Belag treibt der Motor nur die Vorderachse an. Wird der Untergrund schmierig, gelangen automatisch bis zu 43 Prozent der Antriebskraft zur Hinterachse, das Fahrverhalten stabilisiert sich. Per Drehschalter lassen sich in schwierigem Gelände Vorder- und Hinterachse gleichschalten. Drehen einzelne Räder durch, bremst sie das ESP so weit ab, bis sie wieder Gripp finden. Damit simuliert das All-Mode-4x4-System Differenzialsperren. Für verschlammte Feldwege reicht das allemal. Bleibt der X-Trail irgendwann doch im Modder stecken, liegt das mehr am verschlammten Profil der Straßenbereifung als an der Fahrzeugtechnik. Offroad-Novizen sind dennoch beeindruckt, was dank Allradantrieb möglich ist.
Von A nach B
Normalerweise wird sich der X-Trail die Felgen - wie fast alle SUV - höchstens mit Pfützen am Straßenrand schmutzig machen. Über den Dächern der Limousinen stellt sich schnell eine entspannte Fahrweise ein. Das dient auch dem Durchschnittsverbrauch, der sich im Praxistest bei zehn Litern einpendelte. Stadtverkehr und schnelle Autobahnetappen lassen die Werte auf bis zu 13 Liter empor schnellen. Der 2,5-Liter-Benziner zieht ohne Murren aus dem Drehzahlkeller, obwohl das maximale Drehmoment von 230 Newtonmetern erst bei 4.000 Umdrehungen ansteht. Zwei Ausgleichswellen im Motor verhindern Vibrationen und Dröhngeräusche. Höchstgeschwindigkeit: 190 Stundenkilometer. Der Sprint von null auf 100 km/h ist in 9,9 Sekunden erledigt. Das Fünfganggetriebe lässt sich exakt schalten. Allerdings mahnt der zweite Gang mit häßlichem Knirschen zu mehr Aufmerksamkeit, wenn das Kupplungspedal nicht bis zum Bodenblech getreten wird. Dank zusätzlichem Dämmmaterial, das seit der letzten Modellpflege an Bord ist, wird die Geräuschkulisse bei keinem Tempo lästig. Weil auch die Sitze bequem sind, empfiehlt sich der X-Trail als Begleiter für lange Strecken.
Fazit: Es muss nicht immer Diesel sein. Fans des Ottomotors finden im X-Trail 2.5 Sport einen robusten und geräumigen Zeitgenossen, der bei angemessener Behandlung auch an der Tankstelle nicht unangenehm auffällt.
planbar.de, Holger Schilp