Fahrberichte

Fahrbericht BMW 3er - Feine Technik

20.01.2005
Mit der fünften Generation des BMW 3er steht ab dem 5. März die wichtigste Neuerung des Herstellers im Jahr 2005 bei den Händlern. Das Volumenmodell geht zunächst als viertürige Stufenhecklimousine zu Preisen ab 27 100 Euro für den BMW 320i an den Start; im Herbst folgt als Basismodell der BMW 318i für mindestens 25 300 Euro. Auch die Kombivariante Touring kommt im Herbst auf den Markt, Coupé und Cabrio werden dann 2006 erneuert. Nur der 3er Compact bekommt wegen des neuen 1ers keinen Nachfolger.

Kein Modell ist von größerer Bedeutung für die Münchner als der 3er, der sich konstant unter den fünf meistverkauften Autos in Deutschland hält und das Jahr 2004 mit gut 100 000 Neuzulassungen als Viertplatzierter der Verkaufsstatistik abgeschlossen hat. Kein schlechtes Ergebnis für ein Auslaufmodell. Und weil er weltweit fast die Hälfte des Gesamtvolumens der Marke ausmacht, sind die optischen Änderungen im Gegensatz zu den anderen Neuheiten des Herstellers recht moderat ausgefallen. Man habe den 3er "im Zentrum des modernen BMW-Designspektrums angesiedelt", sagt Entwicklungsvorstand Burkard Göschel.

Übersetzt heißt das, dass man auf Nummer sicher gegangen ist. Der 3er ist nicht so klobig wie der 7er, nicht so giftig wie der 5er und nicht so verspielt wie der 1er und der Z4. Dennoch hat auch er seine Ecken und Kanten; die Front ist elegant und verhalten aggressiv geraten, die Flanken ausdrucksstark, das Heck harmonisch. Hinzu kommen die klassischen 3er-Zutaten wie die lange Motorhaube und kurze Überhänge. Kurzum: Die neue BMW-Mittelklasse ist der bisher wohl schönste und allgemeinverträglichste Arbeitsnachweis des Designteams um Chris Bangle.

Angefüllt ist die Neuauflage mit technischen Schmankerln wie einer neuen Fünflenker-Hinterachse und einem großartigen Fahrwerk für enorm agile Fahrdynamik, serienmäßigen Notlaufreifen und zweistufigem Bremslicht, optionalem Bi-Xenonlicht mit Kurvenfunktion sowie der vorzüglichen Aktivlenkung aus dem 5er, die je nach Geschwindigkeit die Übersetzung von direkterem zu indirektem Ansprechverhalten variiert. Erhältlich ist sie für die Sechszylinder-Modelle für 1.300 Euro Aufpreis.

Warum heutzutage alle neuen Autos länger und breiter sein müssen als ihre Vorgängermodelle, bleibt ein Rätsel der Automobilbranche. Aber auch der 3er mag sich diesem Trend nicht entziehen. Die alte Baureihe übertrifft er mit seinen 4,52 Metern in der Länge um fünf Zentimeter und mit 1,82 Metern in der Breite um acht Zentimeter. Darunter leidet die Übersicht beim Einparken, aber die Fondpassagiere freuen sich über ein wenig mehr Beinfreiheit. Trotzdem fühlt man sich wegen der abfallenden Dachlinie auf den hinteren Plätzen ein bisschen eingeengt. Immerhin: Das Kofferraumvolumen wuchs um 20 Liter auf 460 Liter.

Sachlich und kühl geht es im - dem Fahrer wieder leicht zugeneigten - Cockpit zu. Gestartet wird wie im 1er per Knopfdruck. Ohnehin teilt sich der 3er mit BMWs neuer Einstiegsbaureihe die Hälfte der Komponenten, darunter vor allem Teile des Antriebsstrangs und die Motoren. So sind sowohl der Vierzylinder-Benziner im 320i mit 110 kW/150 PS und der Diesel im 320d mit 120 kW/163 PS schon aus dem 1er bekannt. Neu und stärker als im alten 3er sind die Reihen-Sechszylinder-Benziner im 325i mit 160 kW/218 PS und im Topmodell 330i mit 190 kW/258 PS. Vor allem letzterer ist ein Sahnestück des BMW-Motorenbaus. Der 3,0-Liter-Sechszylinder mit einem leichtgewichtigen Magnesium-Kurbelgehäuse und der zweiten Generation der variablen Ventilsteuerung Valvetronic kommt auch im 5er und im 6er zum Einsatz, bietet 300 Nm über einen sehr breiten Drehzahlbereich und verwöhnt den Fahrer mit ebenso kultivierter als auch explosiver Kraftentfaltung. Wer die Gänge bis zu 7 000 U/min ausdreht - was dem Triebwerk alles andere als schwer fällt - erlebt fast so etwas wie M3-Feeling.

Ein Manko ist allerdings die zum Marktstart mit vier Triebwerken recht überschaubare Motorenpalette. Der neue VW Passat geht zum Beispiel mit gleich sieben Motorvarianten in den Verkauf. Erst im Herbst kommen mit dem 318i ein Basisbenziner sowie der 318d und 330d hinzu, doch zunächst bleibt der 320d der einzige Diesel. Der hat allerdings seine Talente schon im 1er unter Beweis gestellt und müht sich auch mit dem etwas schwereren 3er kein bisschen. Nach einem kurzem Luftholen beschleunigt er mit viel Drehmoment von 340 Nm von unten heraus und ist auch angesichts des moderaten Verbrauchs von 5,7 Litern die zunächst vernünftigste Wahl. Wer aber Benzin im Blut und das nötige Kleingeld in der Tasche hat, kommt an einem der Reihensechser nicht vorbei.

Michael Hoffmann/mid


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