Suzuki Wagon R 4WD: Kleiner mit großem Talent
07.02.2005
Allradantrieb ist im Kleinwagensegment die Ausnahme. Suzuki geht hier mit gutem Beispiel voran und rüstet selbst den Micro-Van Wagon R+ mit 4x4-Technik aus.
Allrad, nicht Offroad
Wozu Allradantrieb bei so einem kleinen Auto? Für den Ausflug ins Gelände ist der Wagon R+ 4WD schließlich nicht gedacht? Das zeigt schon der Blick auf die recht geringe Bodenfreiheit und die Straßenbereifung auf 14-Zoll-Felgen. Von außen liefert der Wagon R+ nicht den kleinsten Hinweis auf das in dieser Fahrzeugklasse außergewöhnliche Antriebspaket. Machen wir also die Probe aufs Exempel.
Günstiges Angebot
Der Testkandidat Wagon R+ Comfort 4WD kostet 12.810 €. Elektrische Fensterheber, Funk-Zentralverriegelung und Klimaanlage sind bereits enthalten. Schnell ist klar: der Suzuki ist ein echtes Raumwunder. Das R+ im Namen steht für ein "Plus an Raum". Fast senkrechte Fahrzeugflanken und das hohe Dach sorgen für ein überraschend großzügiges Raumgefühl. Tatsächlich fühlen sich vier Erwachsene auf 3,50 m Länge anständig untergebracht. Zur Not - es ist erlaubt - geht es auch zu fünft. Die Sitzposition erinnert zwar etwas an einen Küchenstuhl, doch die Polster sind trotz ihrer geringen Abmessungen auch nach mehreren hundert Kilometern Autobahn noch bequem. Nur großen Seitenhalt sollte man nicht erwarten. In der Praxis ist das nicht entscheidend. Aufgrund der hohen Sitzposition kommen keinerlei sportlichen Ambitionen auf. Und so schmunzeln wir etwas über den kecken Heckspoiler auf dem Dach.
Viel Platz
Im Heck gibt es 248 Liter Stauraum, der sich bei dachhoher Beladung auf bis zu 1.250 Liter erweitern lässt. Das ist mehr, als beispielsweise ein A4 Avant wegstecken kann. Durch Umklappen der geteilten Rückenlehne entsteht eine ebene Ladefläche, die locker eine Waschmaschine aus dem SB-Markt verkraftet. Die Kunststoffe im Innenraum sind ansprechend gestaltet und solide verarbeitet. Was stört sind Kleinigkeiten: Türen, die nur schwer schließen, ein Blinker der penetrant tickert und hörbar billige Lautsprecher. So viel Rotstift wäre nicht nötig gewesen. Immerhin wurde ein hochwertiges Navigationsgerät von Becker nachgerüstet.
Im Winter
Bislang schlug sich der Wagon R+ recht wacker. In der Stadt adelt ihn die kurze Karosserie zum Parkplatzkönig. Weniger überzeugend: ein Fünfganggetriebe mit langen Schaltwegen, bei dem sich der dritte Gang manchmal etwas sträubt. Dann endlich: Schnee. Der Wagon R+ fühlt sich wie im Paradies. Wenn respektable Limousinen haltlos mit den Antriebsrädern scharren, fährt der Suzuki einfach los. Voraussetzung sind jedoch gute Winterreifen. Sonst wird es beim Bremsen knapp. Und auch in Kurven bauen Sommerreifen kaum Seitenführungskräfte auf. Mit guter Winterausrüstung bleibt das Fahrverherhalten gutmütig. Der Kleine schiebt bei zu hoher Geschwindigkeit über alle vier Räder zum Kurvenrand, um sich beim Gaswegnehmen mit dem Heck einzudrehen. Sein Four-Gripp-Allradantrieb verteilt die Antriebskraft per Visco-Kupplung variabel zwischen Vorder- und Hinterachse. Im Extremfall herrscht Gleichberechtigung - 50 Prozent für jede Achse. Das geschieht sanft und schnell, ohne dass davon etwas zu spüren ist. Auf griffigem Fahrbahnbelag bewegt sich der kleine Van ausschließlich mit Vorderradantrieb. Das spart Kraftstoff.
Leise und genügsam
Hinter der kurzen Motorhaube steckt ein 1,3-Liter-Benziner. Der Vierzylinder leistet 94 PS (69 kW) und entwickelt sein maximales Drehmoment von 118 Nm bei 4.100 Umdrehungen. In der Praxis will das Aggregat mit Drehzahl bei Laune gehalten werden. Und auf der Autobahn bremst den Wagon R+ seine hohe Karosserie bei 155 Stundenkilometern ein. Angesichts der PS-Zahl und des geringen Leergewichts von gut einer Tonne hätte man sich etwas mehr Temperament erhofft. Ein wenig kann sich das mit zunehmender Kilometerleistung noch ändern. Unser Wagon R+ hatte zu Testbeginn gerade einmal 800 Kilometer auf der Uhr. Wer nur im Verkehr mitschwimmen möchte, kommt auch so entspannt ans Ziel. Das Triebwerk agiert angenehm leise. Nach zwei Wochen Praxistest pendelte sich unser Verbrauch bei sieben Litern ein. Dennoch steuert der Japaner recht häufig die Zapfsäule an. Das liegt aber am kleinen 41-Liter-Tank und nicht am Verbrauch.
Fazit: Der Wagon R+ 1.3 4WD ist eine der günstigsten Möglichkeiten, sich mit vier angetriebenen Rädern fortzubewegen. Und nicht die schlechteste. Der kleine Suzuki ist einfach praktisch.
planbar.de, Holger Schilp