Fahrberichte

Fahrbericht: E-Klasse mit Erdgasantrieb

09.02.2005
Seit Frühjahr 2004 bietet Mercedes-Benz ab Werk die E-Klasse auch in einer Version E 200 NGT für den kombinierten Einsatz mit Super-Benzin oder Erdgas an. Mit allerdings mäßigem Erfolg: Rund 500 dieser "bivalenten", 41 200 Euro teuren Mercedes-Limousinen rollen seitdem auf deutschen Straßen - ein Grossteil bei Behörden, zum Beispiel im Fuhrpark des Bundesumweltministers Jürgen Trittin, bei Gasversorgern oder auch im Rahmen des Förderprogramms "TUT - Tausend Umwelt-Taxis" in Berlin. Dabei bieten die Erdgas-befeuerten Fahrzeuge der Stuttgarter Premium-Marke handfeste Vorteile gegenüber den ausschließlich mit Benzin betriebenen Varianten. Die Betriebskosten liegen um rund 50 Prozent niedriger und die CO2-Werte im Abgas sind um 20 Prozent reduziert.

Wie ein Praxistest rund um Stuttgart zeigte, müssen Erdgas-Fahrer weder auf Leistung und Drehmoment, noch auf Komfort und Raumangebot verzichten. Der E 200 NGT hat wie das Basismodell mit Kompressor-Benziner 1,8 Liter Hubraum, eine maximale Leistung von 120 kW/163 PS sowie ein maximales Drehmoment von 240 Nm zwischen 3 000 und 4 400 U/min. Lediglich beim Start dauert es ein paar Umdrehungen länger, bis der Motor anspringt. Sodann beschleunigt das gasbetriebene Fahrzeug zügig, der Spurt auf Tempo 100 dauert mit 10,8 Sekunden lediglich eine Zehntelsekunde länger, und in der Endgeschwindigkeit liegen beide Varianten bei 227 km/h. Kein Schütteln oder Rütteln, keine Atempause im Vortrieb - der Erdgas-Mercedes ist im Fahrbetrieb nicht von seinem Benzin-Bruder zu unterscheiden.

Den großen Vorteil zeigt der E 200 NGT spätestens bei der Abrechnung an der Tankstellen-Kasse. Erdgas ist, umgerechnet auf die Energieausnutzung, um mehr als die Hälfte günstiger als bleifreies Superbenzin. Der Mehrpreis von 3 422 Euro für den Erdgasantrieb ist damit bei einer jährlichen Fahrleistung von 15 000 Kilometern nach rund zwei Jahren wieder eingespielt. Da Kommunen und örtliche Gasversorger den Umstieg auf die umweltfreundliche Kraftstoffalternative zudem mit Prämien zwischen 500 und 1 500 Euro belohnen, rechnet sich der Kauf eines Erdgas-Autos mitunter noch wesentlich früher.

Über Tasten im Multifunktionslenkrad und die Anzeige im zentralen Display kann - auch während der Fahrt - zwischen Erdgas und Benzin umgeschaltet werden. Eine spezielle elektronische Steuerung erledigt dies absolut ruckfrei. Ist der Gasvorrat aufgebraucht, schaltet das System automatisch auf Benzinbetrieb um. Mit dem 65 Liter fassenden Benzintank sowie den in drucksicheren Flaschen (maximaler Fülldruck 200 bar) gespeicherten 18 Kilogramm Erdgas ergibt sich eine Reichweite von rund 1 000 Kilometern - knapp 300 davon allein mit Erdgas. Sind die leer gefahrenen Gasflaschen wieder befüllt, fährt der E 200 NGT automatisch mit dem Naturgas weiter. Die insgesamt vier Gasflaschen wurden raumsparend und sicher im Kofferraumboden sowie hinter der Lehne der Rücksitze platziert. Damit blieb ein Kofferraumvolumen von 400 Litern erhalten. Die mögliche Zuladung von 510 Kilogramm ist mit dem reinen Benziner identisch.

Das bundesdeutsche Tankstellennetz von mittlerweile 550 Erdgas-Stationen ermöglicht es inzwischen bundesweit, rechtzeitig nachzufüllen und äußerst sparsam zu fahren. Bis 2006 soll mit rund 1 000 Stationen eine nahezu flächendeckende Versorgung sichergestellt sein. Über den aktuellen Stand des Erdgas-Tankstellennetzes informiert die Internet-Seite www.gibgas.de

Äußerlich unterscheidet sich die Erdgas-E-Klasse lediglich durch die etwas breitere Tankklappe, hinter der sich beide Einfüllstutzen für Benzin und Erdgas verbergen. Das Tanken ist inzwischen so simpel wie mit Benzin oder Diesel - und dauert auch nicht länger. Ronald Lamark/mid mid/rkl


Erste Schritte
Anzeige