Fahrberichte

Fahrbericht Volvo XC90 V8: Mehr Kraft

14.02.2005
Noch nie erlebte eine neue Volvo-Modellreihe eine so stürmische Verkaufsentwicklung wie der vor zwei Jahren eingeführte XC90, das erste große Sport Utility Vehicle (SUV) des schwedischen Herstellers. Mit über 5.200 Zulassungen fand der XC90 im vergangenen Jahr in Deutschland fast doppelt so viele Käufer wie im Jahr 2003 und war damit das erfolgreichste Importfahrzeug in seinem Segment. Eine Fortsetzung des Höhenflugs erhofft sich Volvo durch den ersten Pkw-Achtzylinder der Unternehmensgeschichte: einen 4,4-Liter-Benziner mit 232 kW/315 PS. Die Preise für das ab März bei den Händlern stehende Topmodell des XC90 beginnen bei 59.000 Euro. Damit ist der Volvo bis zu 3.000 Euro preiswerter als die großen deutschen SUV-Modelle.

Entwickelt wurde das prestigeträchtige V8-Triebwerk vom japanischen Motorenhersteller Yamaha. Zwar zielt der Motor in erster Linie auf die Wünsche der amerikanischen Käufer, soll aber auch in Deutschland 500 Kunden pro Jahr überzeugen. Tatsächlich erhält der rund zwei Tonnen schwere Offroader mit dem Benziner jene absolute Souveränität, wie sie bisher nur die stärksten SUV-Modelle von BMW, Mercedes, Porsche, Volkswagen und Cadillac bieten. Und sogar in diesem Umfeld der großen Acht-, Zehn- oder Zwölfzylinder sind die 7,3 Sekunden, die dem V8 für den Sprint auf Tempo 100 genügen, eine deutliche Ansage.

Eindrucksvoll ist zudem die Mühelosigkeit, mit der die Maschine das Schwergewicht in Bewegung setzt. Kraft ist immer reichlich vorhanden, schon bei 2.000 U/min stehen 370 Nm von maximal 440 Nm Drehmoment bereit. Es muss also nicht immer ein Diesel sein. Allenfalls an der Tankstelle wird der Selbstzünder unter der Haube vermisst, denn bereits im Drittelmix konsumiert der Benziner 13,3 Liter auf 100 Kilometern. Dafür entschädigt der V8 durch einen ausgesprochen kultivierten Lauf. Erst bei kräftigem Tritt auf das Gaspedal entwickelt das große Triebwerk jenen kraftvollen Sound, den nicht nur die Amerikaner so sehr lieben.

Überzeugen kann auch die speziell für den V8 entwickelte Sechsgang-Automatik, die durch sehr sanfte, kaum spürbare Schaltvorgänge gefällt. Sehr dezent sind übrigens die optischen Erkennungsmerkmale des Topmodells. Sie beschränken sich im wesentlichen auf zusätzlichen Chromschmuck im Stoßfänger, einen graphitgrauen Kühlergrill und spezielle 18-Zoll-Aluräder.

Nach wie vor verzichtet das Allradsystem des Volvo mit einer elektronisch geregelten Haldexkupplung auf eine Geländeuntersetzung, wie sie in echten Geländewagen üblich ist. Allerdings setzen die Schweden im neuen V8-Modell eine weiter entwickelte Haldex-Technik ein, die die Antriebskraft bei durchdrehenden Vorderrädern auf rutschigem Untergrund erkennbar schneller an die Hinterachse übermittelt als bisher. Ohne Untersetzungsgetriebe beschränkt sich die Offroad-Tauglichkeit des schwedischen SUV zwar auf Ausritte in leichtes Gelände oder die Bewältigung verschneiter Bergpfade zur Skihütte, aber mehr braucht der Allradler eigentlich auch nicht zu können. Denn die wenigsten Fahrer wollen sich und ihre Fahrzeuge den Belastungen eines harten Gelände-Parcours aussetzen.

In einer anderen klassischen Disziplin für Geländewagen stößt der Volvo deutlich früher an seine Grenzen als mancher Wettbewerber: Bootstrailer oder Pferdeanhänger dürfen nicht mehr als 2.250 Kilogramm wiegen. Dennoch ist mit dem V8 als Zugmaschine und Imageträger auch in diesem Jahr ein Verkaufsrekord für den XC90 zu erwarten. Profitieren könnten davon auch die anderen Volvo-Modellreihen mit 4x4-Antrieb. Immerhin zählt Volvo bereits heute zu den größten Allrad-Marken Europas.

Wolfram Nickel/mid


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