Fahrbericht Alfa 147: Ciao Gigolo
21.02.2005
Mamamia, was für ein Design. Aggressiv, aber mit Stil. Der frisch überarbeitete Alfa 147 zielt mitten ins Herz. Wir haben mit dem Latinlover ein erstes Tänzchen gewagt.
Herzensangelegenheit
Wer durch italienische Fußgängerzonen flaniert, könnte meinen, das Handy wäre im Land von Pasta und Pizza erfunden worden. Überall piepst und bimmelt es. Dann das typische "pronto" zur Begrüßung. Alfa Romeo trägt dieser südländischen Leidenschaft Rechnung und stattet den neuen 147 mit einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung aus, die bis zu drei Telefone gleichzeitig managen kann.
Unter dem Blech
Doch es gibt auch Wichtiges zu berichten: neues Design, überarbeitete Motoren und Getriebe, ein neu abgestimmtes Komfortfahrwerk sowie ein aufgefrischtes Interieur. Basismodell ist der Dreitürige 147 1.6 TS Impression für 15.950 €. Fünf Türen kosten 800 € extra. Insgesamt stehen drei Ausstattungslinien, vier Benzinaggregate und drei Common-Rail-Diesel zur Auswahl, allesamt eng gestaffelt zwischen 105 PS (77 kW) und 150 PS (110 kW). Die Leistungsspitze teilen sich der 2.0 TS und der 1.9 JTD M-Jet.
Auf dem Laufsteg
Fangen wir beim Wichtigsten an, Nein, es geht zunächst nicht um Motoren, schließlich gibt es den 147 nicht mit der betörenden "bella Macchina", dem legendären V6-Aggregat aus Mailand. Wir sprechen vom Design. Und das ist wie aus einem Guss. Drei kleine Rundscheinwerfer hinter einem lang gezogenen Klarglasband und der abermals vergrößerte "Scudetto"-Grill setzen Akzente. Unter dem Stoßfänger öffnet sich ein Kühlluft-Schlund, der an italienische Sportwagentraditionen anknüpfen soll. Die neue Heckklappe ziert eine Chromleiste, die von tiefroten Rücklichtern flankiert wird, deren Form sich an den Frontscheinwerfern orientiert.
Innere Werte
Neben dem Teutonen-Panzer VW Golf wirkt der Alfa 147 zierlich und klein. Und der Eindruck täuscht nicht. Knieraum hinten: eher wenig. Außer es sitzt eine zierliche Italienerin am Volant. Sie wird auch an den eng geschnittenen Sitzen ihre Freude haben. Elegante Polsterstoffe und Türverkleidungen sowie ein - auf Wunsch - zweifarbiges Armaturenbrett sorgen für Chic. Der geringfügig auf 292 Liter gewachsene Kofferraum reicht immerhin für den Wochenendausflug ans Meer. Gut zu wissen. Damit zielt der 148 eher auf Jungdynamiker - Frauen und Männer auf dem Weg nach oben. Die werden beim Blick auf die seitenlange Ausstattungs- und Optionsliste vor Freude feuchte Augen bekommen. Sound vom Hifi-Spezialisten Bose, Lederausstattung, Xenonlicht und imponierende 17-Zoll-Alufelgen dürften ganz oben auf dem Wunschzettel stehen. Highlight ist sicherlich das Navigationssystem Nav+ mit Callcenter-Anschluss. Unterwegs ein Hotel reservieren oder das Kulturprogramm in einer fremden Stadt bereits vor der Ankunft planen? Die Dame vom Amt hilft weiter.
Das Topmodell
Für erste Testfahrten wählten wir den 1.9 JTD M-Jet. Hier ist die Basisausstattung Impression nicht verfügbar. Zur Auswahl stehen entweder der Progression (21.550 €) mit Klimaanlage oder der Distinctive (23.750 €) mit Klimaautomatik. Sechsgang-Schaltgetriebe, 16-Zoll-Alus und Klimaautomatik sind beim Topmodell genauso serienmäßig wie das ansonsten meist aufpreispflichtige Stabilitätsprogramm VCD. Der Diesel ist auch mit dem neue Komfortfahrwerk ausgerüstet. Trotz allem: der Wagen federt recht trocken. Der Alfa 147 kann es eben nicht lassen, den Sportler zu spielen. Da kommt ihm der im Zuge der Modellpflege von 140 auf 150 PS erstarkte Vierzylinder gerade recht.
Licht und Schatten
Modernste Einspritztechnik presst den Dieselkraftstoff mit hohen Drücken (bis 1.650 bar) in drei Phasen in den Brennraum. Das steigert die Leistung und zügelt den Appetit. Im Schnitt sollen 5,9 Liter genügen. Nach einer forcierten Runde durch den Odenwald zeigte der Bordcomputer gut acht Liter an. Allerdings wurde häufig und gerne der Antritt beim Zwischenspurt genossen. Ab 2.000 Umdrehungen stehen 305 Nm Drehmoment bereit. Genug Kraft also, um auf der Landstraße mal schnell einen Lkw zu vernaschen. Von null auf 100 km/h geht es in 8,8 Sekunden, bei Tempo 208 ist dann Schluß. Am wohlsten fühlt sich das Aggregat, wenn es bei mittleren Drehzahlen mal kurz die Muskeln spannen darf. Im Vergleich zum Vorgängertriebwerk geht der neue JTD M-Jet deutlich kultivierter ans Werk. Leider verpassten es die Italiener, sich mit Rußpartikelfilter und Euro-4-Schadstoffnorm an die Spitze des Fortschritts zu stellen. Beides wäre vorhanden, wie Opel und Saab mit dem gleichen Triebwerk zeigen.
Fazit: Wenn es ein Auto in der Kompaktklasse gibt, das sportliche Eleganz verkörpert, dann der 147. Es fällt schwer, sich den reizen des Alfa Romeo zu entziehen.
planbar.de, Holger Schilp