Seat Altea 2.0 FSI: Vans mal schnell gehen soll
28.02.2005
Charakter hat man, oder man hat ihn nicht. Der Seat Altea hat auf jeden Fall ein unverwechselbares Wesen. Und einen schnellen Antritt, wenn unter der Haube der 2.0 FSI steckt.
Einer wie keiner
Vans sind groß und praktisch, die Form folgt der Funktion. Nicht so beim Seat Altea. Mit kühn geformtem Blech übernimmt der Spanier im Kompaktvan-Segment die Rolle des Jungdynamikers. Klarglasaugen mit stechendem Blick, große Lufteinlässe und eine v-förmig auf das Logo zugespitzte Motorhaube signalisieren im Rückspiegel der Vorderleute: Wer hier mit hoch gerecktem Haupt über die linke Spur pflügt, könnte es eilig haben. Beim Überholen folgt der Blick einem Blechfalz, der den Schwung des vorderen Kotflügels weit in die Seitenflanke führt. Zum Abschied grüßt das Heck mit einem mächtigen Buckel, kleinen Rückleuchten und einem Doppelrohrauspuff.
Drehfreudig und leise
Im Testwagen sorgt ein Benzin-Direkteinspritzer für Unterhaltung. 150 PS (110 kW) beschleunigen den Altea auf bis zu 206 Stundenkilometer. In 9,6 Sekunden geht es von null auf 100 km/h. Akustisch hält sich das agile Triebwerk stets zurück. Im Redaktionsalltag genügten durchschnittlich sieben bis zehn Liter Super Plus - solange auf der Autobahn nicht der Bleifuß regiert. Unter Volllast öffnet der Vierzylinder nämlich alle Schleusen. Dreizehn Liter und mehr sind dann kein Problem. Umgekehrt verträgt der Motor klaglos niedrige Drehzahlen. Früh hoch schalten - ab 60 km/h im sechsten Gang - und der Spanier wird zum Schotten. In der Stadt kommt er dann mit rund acht Litern über die Runden. Damit ist der 2.0 FSI der richtige Partner für Stadt- und Landpartien. Als Hochgeschwindigkeits-Kilometerfresser wäre ein Turbodisel wie der 2.0 TDI die bessere Wahl.
Zwischen Van und Kombi
Mit 1,56 Metern ist der Altea um eine Zeigefingerlänge niedriger als ein Opel Zafira oder der Renault Scénic. Direkte Konkurrenten sind der neue Golf Plus und der Focus C-Max. Entgegen der Gepflogenheiten des Van-Segments lässt sich die Rückbank des Altea weder längs verschieben noch ausbauen. Dafür klappt die Erweiterung des Kofferraums genial einfach: Die Sitzflächen fallen flach in den Fußraum, wenn an kleinen Schlaufen zwischen den Lehnen gezogen wird. Dazu müssen nicht einmal die Kopfstützen entfernt werden. Bei Bedarf lässt sich die Kückenlehne auch in verschiedenen Neigungswinkeln arretieren. Das Ladeabteil wächst so flexibel von 409 auf bis zu 1.320 Liter. Unter dem hochfaltbaren Kofferraumboden versteckt sich weiterer Stauraum. Laptop & Co. sind hier bestens vor neugierigen Blicken geschützt. Pfiffig ist auch das Fach für das Warndreieck und sonstigen Kleinkram unter der Laderaumabdeckung. In die Mittelarmlehne wurden Becherhalter integriert.
Gut untergebracht
Praktisch sind auch die bequemen Sitze. Viel Beinauflage und hohe Seitenwangen stützen den Körper perfekt im Kurvengeschlängel. Das gilt auch für die hinteren Plätze. Damit der Van selbst bei verschärfter Gangart die Ruhe in Person bleibt, gibt es ein straffes Fahrwerk und eine präzise Servolenkung, die bei Seitenwind und schräger Fahrbahn automatisch korrigierend eingreift. Der VW Golf lässt schön grüßen. Trotz vergleichsweise hoher Sitzposition kommt daher nie ein mulmiges Gefühl auf. Und auch das Sicherheitspaket schafft Vertrauen. ABS, ESP, Bremsassistent, Front-, Kopf- und Seitenairbags - alles serienmäßig.
Am Arbeitsplatz
Van-typisch entzieht sich der Vorderwagen dem Blick. Auch die Sicht nach hinten ist nicht perfekt. Doch eine akustische Einparkhilfe verhindert Kratzer auf den lackierten Stoßfängern. Das ausladende Armaturenbrett ist teils mit einem Kunststoff in Kohlefaseroptik verkleidet. Mal was anderes. Rechts winkelt sich die Bedienoberfläche leicht zum Fahrer. Die Schalter und Knöpfe für Klimaautomatik, CD-Radio und das Navigationssystem sind so leicht zu erreichen. Das macht die Bedientasten im Lenkrad eigentlich überflüssig. Hinter dem Lenkrad kauern drei Rundinstrumente in tiefen Höhlen. Der Arbeitsplatz erschließt sich auch Altea-Neulingen ohne Handbuch. Alles schön übersichtlich, aber mit einem sportlichen Touch.
Fazit: Im Vergleich zu anderen Kompaktvans ist der Altea weniger vielseitig, dafür aber ungeheuer flink auf den Beinen. Und er glänzt mit seinem individuellen Design. Die Stärken des 2.0 FSI liegen im Sprint. Bei Tempo-Bolzerei auf der Autobahn entwickelt der Benzin-Direkteinspritzer dagegen einen erstaunlichen Durst. Der getestete Altea 2.0 FSI Stylance ist ab 21.770 € zu haben.
planbar.de, Holger Schilp