Fahrbericht Chevrolet Matiz: Der Preiskönig?
08.03.2005
Ein Geheimnis umweht den überarbeiteten Matiz von Chevrolet: Ende Mai kommt er zu den Händlern, aber sein Preis soll vorerst unbekannt bleiben. Bis zur AMI Anfang April will der Hersteller nicht verraten, was für den Kleinwagen in Deutschland zu zahlen ist. Da aber Renault mit dem günstigen Dacia Logan in den Startlöchern steht, wird der bisherige Preis von knapp 7 300 Euro wohl deutlich unterboten werden. Bereits auf dem Genfer Salon war die Rede von 6 000 bis 6 500 Euro für die Basisversion. Damit wäre er das günstigste Automobil, das in Deutschland zur Zeit zu haben ist und entthront den bisherige Preiskönig, den Fiat Seicento mit seinen 6 950 Euro.
Sicher ist zumindest, dass mit dem Matiz die Umwandlung der Marke Daewoo in Chevrolet konkrete Formen annimmt. Wurde das Design bisheriger Modelle des koreanischen Herstellers von den Star-Couturiers Giugiaro von Italdesign und Pininfarina entworfen, entstand die Linienführung des neuen Kleinwagens erstmals in Eigenregie. Zwar orientiert sich das Fahrzeug erkennbar an der italienisch inspirierten Form seines Vorgängers, doch die einst so geliebten runden Scheinwerfer gehören nun der Vergangenheit an. Statt dessen erhalten die Frontleuchten eine Katzenaugenform. Runde Heckleuchten mit integrierten Blinkern, eine akzentuierte und stärker gewölbte Motorhaube sowie kurze Karosserieüberhänge runden das leicht freche Äußere ab.
Entgegen des sonst üblichen Trends in der Automobilbranche, ist der Fünftürer in seinen Außenmaßen nicht gewachsen. Auf einer Länge von 3,50 Metern bietet er ausreichenden Platz für vier Erwachsene, die jedoch nicht größer als 1,80 Meter sein dürfen. Im Cockpit ist die Instrumenteneinheit von der Fahrerseite zur Mitte des Armaturenbretts gewandert, lediglich die Warn- und Blinklichtzeichen werden nach wie vor unter dem Lenkradbogen angezeigt. In drei Ausstattungslinien kann der Wagen der GM-Tochter geordert werden. Zur Basisversion S mit elektrischen Fensterhebern vorn, Fahrer- und Beifahrer-Airbag kommt bei der SE-Ausstattung unter anderem die Fernbedienung für die Zentralverriegelung hinzu sowie Klimaanlage und ein CD-Radio. Die SX-Linie verfügt zusätzlich beispielsweise über Seiten-Airbags und elektrische Fensterheber hinten.
Für den Antrieb des Fronttrieblers stehen ein 800 ccm großer Dreizylinder-Benzinmotor mit 38 kW/52 PS Leistung und ein 1,0-Liter-Vierzylindermotor mit 49 kW/66 PS Leistung zur Auswahl. Letzterer ist nicht in der Basisversion, sondern nur in Verbindung mit der SE und SX-Ausstattung erhältlich. Beide Motoren sind aus dem Vorgänger bekannt, wurden jedoch überarbeitet und erfüllen nun die Abgasnorm Euro 4. Zudem wurden die Aggregate im Verbrauch optimiert. Der Dreizylindermotor benötigt jetzt auf 100 Kilometer im Schnitt 5,2 Liter Normalbenzin statt bisher 6,1 Liter. Beim größeren Benziner verringert sich der Verbrauch von 6,4 Liter auf 5,6 Liter Kraftstoff.
Im direkten Praxisvergleich überrascht das kleinere Triebwerk mit der klar besseren Beschleunigung. Er ist damit noch eher für den Stadt- und Kurzstreckenverkehr prädestiniert als der 1,0-Liter-Benziner und hat auch bei Steigungen nicht so stark zu kämpfen. Der größere Motor wiederum erreicht naturgemäß die höhere Maximalgeschwindigkeit von 156 km/h, der kleine Benziner schafft 145 km/h. Das reicht bei beiden Triebwerken vollkommen, denn trotz des verbesserten Aufprallschutzes und der verstärkten B-Säule wirkt die Karosserie insgesamt etwas dünnhäutig. Ab Tempo 130 km/h entsteht der Eindruck, dass mehr Speed nicht verträglich sein könnte. Auf jeden Fall fängt die Hutablage bei den gefahrenen Autos ordentlich an zu rappeln, da hilft auch nicht, das Radio laut zu stellen.
Doch wer das Terrain der engen Gassen und kleinen Straßen kaum verlässt, ist mit dem Matiz nicht nur wegen der einparkfreundlichen Größe gut bedient, sondern auch wegen seines guten Kurvenverhaltens. Etwas zu schwungvoll genommene Biegungen werden vom Fahrwerk gut abgefedert, ein Kippgefühl sowie stärkere Unter- oder Übersteuerungstendenzen stellen sich nicht ein.
Der Winzling soll Chevrolets Zugpferd in Deutschland sein. Noch in diesem Jahr rechnet der Hersteller mit einem Verkauf von mindestens 5 000 Einheiten. Wenn die Preisvermutungen sich bewahrheiten sollten, könnte die Rechnung aufgehen. Denn dann ist er Preiskönig von Deutschland.
Silke Koppers/mid